Starbanker und Ex-Chef der Deutschen Bank Josef Ackermann redet den Deutschen ins Gewissen. Seine Schweizer Herkunft hilft ihm dabei.
Der frühere Deutsche-Bank-Chef Joe Ackermann hat sich kritisch über die Deutschen geäussert.
Er beklagte unter anderem die nachlassende Leistungsorientierung im Nachbarland, wo der Schweizer Starbanker lange Zeit tätig gewesen war.
Von der Uni bis zur Firma
«Den Deutschen scheinen der Glaube an den Markt und die Eigenverantwortung ein Stück weit verloren gegangen zu sein», sagte der Schweizer in der neuesten Ausgabe mit dem Nachrichtenmagazin «Focus», die am Freitag publiziert wird und muula.ch vorab erhält.
«In Deutschland scheint mir Wettbewerb – an den Universitäten, wie dann in den Unternehmen – als Idee und Ideal zuletzt in die Defensive geraten zu sein», so Ackermann weiter.
Staat macht Volk süchtig
Die Entwicklung habe schon vor der Zeit mit dem Coronavirus begonnen, «aber die Pandemie hat es befeuert: Immer wird sofort nach dem Staat gerufen», betonte er.
Zugleich erlebt der 76-jährige Banker «eine wachsende Das-steht-mir-zu-Mentalität».
Der deutsche Staat habe sich für seine Bürger mittlerweile unentbehrlich gemacht: «Mit viel Geld und jährlich wachsenden Sozialausgaben. Da braucht das Land einen Kurswechsel – und übrigens das Wahlvolk zugleich mehr Vertrauen in die eigene Kraft.»
Kirche hackte auf ihm herum
Mit den Äusserungen sendet Ackermann auch Kritik in die Schweiz, denn hierzulande gerät auch die Eigenverantwortung immer mehr ins Hintertreffen. Gleichzeitig werden vielerorts die Rufe nach einem fürsorglichen Staat immer lauter.
Ackermann war von 2002 bis 2012 zunächst Co-Chef des grössten deutschen Geldinstituts und dann auch alleiniger Vorsitzender des Vorstands der Deutschen Bank. In dieser Zeit galt er manchen Kritikern als Renditejäger.
Als er auch von Würdenträgern der katholischen Kirche als «entweder dumm oder herzlos» beschimpft wurde, trat der Topmanager kurzerhand aus der Kirche aus.
Geld selbst spenden
Ackermann erklärte nunmehr im Interview mit dem «Focus» die damalige Situation.
«Ich dachte: Muss ich mir das bieten lassen? Immerhin habe ich damals rund eine halbe Million Euro Kirchensteuer jährlich gezahlt. Das Geld spende ich heute lieber selbst für gute Zwecke», so der Banker.
Auch damit sendet er ein Signal. Schweizer Topmanager müssen sich nicht jede Kritik tatenlos gefallen lassen.
13.03.2024/kut.