«Joe» Ackermanns Ideen zur Vermeidung von Bankenkrisen

Josef Joe Ackermann
Der ehemalige Starbanker Josef Ackermann hat sich zur Bankenkrise geäussert. (Bild: youtube)

Vorzeigebanker Josef Ackermann hat Ratschläge zur Verbesserung des Finanzsystems erteilt. Er setzt bei den Schwächen der Schweizer Finanzwelt an.

Josef (Joe) Ackermann war jahrelang Bankenchef im In- sowie Ausland gewesen und hat sich über das Wochenende zur aktuellen Bankenkrise zu Wort gemeldet.

Gewiss, das Management der Credit Suisse (CS) habe genauso, wie die Finanzmarktaufsicht Finma und die Schweizerische Nationalbank SNB versagt, erklärte Ackermann gegenüber der Sendung «NZZ Standpunkte».

Institutionalisierte Weiterbildung

Was würde er anders machen?

Da holt Ackermann so richtig aus: Erstens würde er die Ausbildung von Führungskräften in Unternehmen verbessern.

Mit Blick auf sich selbst sagte er, dass neben der eigenen Weiterbildung eigentlich keine institutionalisierte Massnahme zur Ausbildung bei Geschäftsleitungs- und auch Verwaltungsratsmitgliedern vorgesehen sei.

Obligatorischen Kurs für Neue

Somit seien aber etwa regulatorische Veränderungen und auch neue Marktgegebenheiten kaum in den Köpfen des Topmanagements verankert.

Es sei daher dringend nötig, dass die Geschäftsleitungen oder zumindest neu eintretende Mitglieder der Gremien einen Weiterbildungskurs absolvierten.

Wochenlange Antwortzeiten

Als zweites würde Ackermann viel intensivere Stresstest bei Finanzinstitutionen durchführen.

Momentan sei es etwa bei der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht Finma so, dass man ein Stressszenario simuliere, also etwa einen Markteinbruch um 10 oder 15 Prozent. Die Geschäftsleitung einer Grossbank habe dann aber wochenlang Zeit, darauf zu antworten.

Das Ganze gehe aber überhaupt nicht von einem Bankenrun aus.

Stress simulieren

Achermann würde deshalb die Geschäftsleitung zu einem verlängerten Wochenende mit dem Regulator bitten und dann zum Beispiel einen solchen Bankenrun simulieren.

Dabei müsste das Management des Geldhauses vor der Aufsichtsbehörde ganz genau aufzeigen, wie es mit dieser Stresssituation umginge. «Das würde bis zur Kommunikation an die Öffentlichkeit durchgespielt», sagte er.

Fed und EZB als Vorbilder

Bei der Nationalbank sollte ebenfalls so ein Stresstest mit der Liquidität simuliert werden, hiess es weiter.

Die Amerikaner unter der Führung von Notenbank Federal Reserve Bank Fed und die Europäische Zentralbank EZB würden Geschäftsleitungen von Grossbanken regelrecht grillieren, um ganz konkret zu sehen, wie sie in einem Krisenfall reagieren, erklärte der einstige Chef der Schweizer Kreditanstalt.

Für die Schweiz sei das extrem wichtig. Die grösste deutsche Bank, die Deutsche Bank, bringe mit ihrer Bilanzsumme rund ein Drittel des Bruttoinlandproduktes BIP von Deutschland auf die Waage.

Bei der neuen UBS sei es in Bezug auf die Schweiz sogar das Doppelte, machte der Banker die Bedeutung und die Risiken für den Kleinstaat klar.

Erfahrung hinzuziehen

Und noch einen dritten Punkt würde Starbanker Ackermann ändern.

Er würde dem Finanzministerium und der Finma einen Beirat aus Vertretern der Bankenwelt verordnen. Als er Konzernchef der Deutschen Bank war, sei er in Deutschland während Krisen stets zum Verhalten des Marktes aus Sicht eines Praktikers befragt worden.

«Diese Sicht fehlt völlig in der Schweiz», betonte der 75-Jährige.

Ackermann habe sich sogar in der Schweiz bei erfahrenen Bankern herumgehört, ob sie von der Finma, SNB oder dem Finanzministerium in die Rettungsaktion der Krisenbank Credit Suisse einbezogen worden seien.

Alte Nähe zur Wirtschaft fehle

Doch da ist offenbar niemand gefragt worden. Doch die hätten bereits Finanzkrisen oder regionale Bankendesaster, wie die Asienkrise, durchgemacht und wichtige Erfahrungen gesammelt.

Er bedauerte in diesem Zusammenhang, dass es die frühere Nähe zwischen Politik und Wirtschaft nicht mehr vorhanden sei.

Nach der historischen Medienkonferenz des Bundes zur Rettung der CS, die er in Helsinki verfolgt habe, habe sich der Banker sogar eigens die Lebensläufe der Geschäftsleitungs- und Verwaltungsratsmitglieder bei der Krisenbank ganz konkret angesehen.

Weiterer Kritikpunkt

Da sei nicht eine Person dabeigewesen, die schon mal eine bedeutende Führungsrolle einer Bank innegehabt habe, kritisierte Ackermann.

Und genau das ist eigentlich wieder ein Schlag gegen die Finma. Der Regulator muss nämlich eigentlich schauen, ob die Personen fähig sind, eine systemrelevante Bank zu leiten.

17.04.2023/kut.

«Joe» Ackermanns Ideen zur Vermeidung von Bankenkrisen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert