Eine kleine Krankenkasse bietet für nächstes Jahr günstige Prämien an. Daraufhin explodiert bei ihr förmlich das Neugeschäft mit Wechselwilligen.
Jedes Jahr bis Ende November haben die Schweizerinnen und Schweizer die Möglichkeit, ihre Krankenkasse für das nächste Jahr zu wechseln. Was manchen als lästig erscheint, nutzen aufgrund der happigen Prämienerhöhungen für nächstes Jahr aber offenbar zahlreiche Personen.
Wie das Wirtschafts-Newsportal muula.ch von mehreren unabhängigen Quellen erfuhr, läuft es bei einer kleinen Krankenkasse unglaublich gut.
Gigantisch Zahlen
Die Rede ist von sogar 150.000 Neukunden für 2023, und es betrifft die Berner Krankenkasse KPT.
Sie soll so günstige Tarife für 2023 anbieten, dass sie Wechselwillige förmlich überrennen. Im vergangenen Jahr hatte die Gesellschaft in der Grundversicherung rund 350.000 Versicherte.
Damit wäre es ein Wachstum von über 40 Prozent. Das Prämienvolumen dürfte, bildlich gesprochen, explodieren.
Günstige Beiträge
muula.ch fragte daraufhin bei der Gesellschaft nach, wie der Stand der Dinge sei. Ein Mediensprecher der Krankenkasse bestätigte, dass es im Markt eine spürbare Bewegung hin zur KPT gebe. Konkrete Zahlen wollte er allerdings keine nennen.
Die KPT erhöhte ihre Prämien für das nächste Jahr im Schnitt «nur» um rund 4 Prozent. Schweizweit ging es dabei aber um 6,6 Prozent nach oben, wie auch muula.ch berichtete.
In einigen Kantonen zähle die KPT sogar zu den günstigsten Anbietern in der Grundversicherung, erklärte der Firmensprecher die Popularität der Berner Krankenkasse.
Konkurrenten wie Helsana, CSS, Sanitas, Swica oder Visana dürften das Nachsehen haben.
Nicht nur Freude
Gibt es bei einer Krankenkasse zu einem solchen Wachstumsschub, kommen Krankenversicherer allerdings normalerweise rasch in Bredouille. Sie müssen nämlich nicht nur zahlreiche Policen und Krankenversicherungskarten für die Neukunden ausfertigen. Kleine Kassen geraten da durchaus schnell an ihre Grenzen.
Nach dem Zufluss der ganzen Neukunden ändern sich aber meist auch komplett die Gegebenheiten im Versichertenbestand.
Die Kasse weiss bei der Prämiengenehmigung durch das Bundesamt für Gesundheit BAG noch nicht, wer im kommenden Jahr tatsächlich wechseln wird. Insofern können bei kleinen Gesellschaften deutliche Verschiebungen in der Kalkulation auftreten.
Alles hängt stark vom Profil der Neukunden und deren Krankheitsbild ab. Deutliche Prämiensteigerungen in Zukunft könnten die Folge sein.
Solvenz im Fokus
Zu möglichen Fehlannahmen wollte sich die KPT logischerweise vor «Torschluss» am 30. November noch nicht äussern. Die Berner wollen erst im kommenden Jahr tiefergehende Angaben zu den Auswirkungen von Neuprämien, dem Risikoausgleich und vor allem angesichts der Kapitalmarkteinbrüche zur Solvabilität machen.
Im Gespräch mit dem BAG sei die KPT aber wegen alldem noch nicht, teilte der Mediensprecher gegenüber muula.ch weiter mit.