Förmliche Kostenexplosion bei Vontobel

Die Kosten bei Vontobel sind im Verhältnis zu den Einnahmen viel zu hoch. (Bild: G. Altmann / pixabay)

Das Investmenthaus Vontobel hat einen Gewinneinbruch erlitten. Die Kosten signalisieren im Verhältnis zu den Erträgen ein Mega-Problem.

Das globale Investmenthaus mit Schweizer Wurzeln, Vontobel, hat im abgelaufenen Geschäftsjahr einen deutlichen Gewinneinbruch verzeichnet. Das Jahresergebnis 2022 sank um rund 40 Prozent auf 230 Millionen Franken, wie das Geldhaus am Mittwoch mitteilte.

Die Eigenkapitalrendite ging um rund 8 Prozentpunkte auf 11,2 Prozent zurück.

Die verwalteten Vermögen sanken um rund 16 Prozent auf noch zirka 200 Milliarden Franken.

Gutes Vorjahr

Gewiss, war 2022 ein für Kapitalmärkte schwieriges Geschäftsjahr.

Das Vontobel-Management um Konzernchef Zeno Staub wurde am Mittwoch vor den Medien inklusive muula.ch daher auch nicht müde zu betonen, wie gut einerseits die Vergleichszahlen des Jahres 2021 und wie schwierig doch andererseits die Börsen im historischen Blick gewesen seien.

Historische Ausmasse

Die Grafik des Geldhauses verdeutliche dies. So gab es demnach in den zurückliegenden fünf Jahrzehnten nur vier Mal eine Situation an den internationalen Kapitalmärkten wie im zurückliegenden Jahr, in der sowohl die Kurse an den Aktienmärkten als auch an den Bondmärkten einbrachen.

Entwicklung Vontobel
Entwicklung eines Portfolios aus je 50 Prozent Aktien und Anleihen

Vontobel schloss 2022 mit einem negativen Netto-Neugeldwachstum in Höhe von -2,1 Prozent beziehungsweise -5,2 Milliarden Franken ab.

Im Jahr 2021 war noch ein Plus von 3,7 Prozent beziehungsweise 8,1 Milliarden Franken erzielt worden.

Ein Bereich schwächelt

Die Rückgänge seien hauptsächlich auf das Asset Management zurückzuführen gewesen, hiess es. Asset-Management-Kunden hielten sich weltweit mit der Wieder- oder Neuanlage von Anlagemitteln in diversen Asset Klassen zurück.

Hiervon waren insgesamt vor allem aktive Asset Manager, wie Vontobel, betroffen. Entsprechend verzeichnete das Geldhaus im Asset Management deutliche Abflüsse in Höhe von -7,4 Prozent beziehungsweise -10,6 Milliarden Franken, die durch die positive Entwicklung im Wealth Management nicht kompensiert werden konnten.

Firmenziel verfehlt

Doch wenn die Geschäfte so zurückgehen und wenn eine Firma, wie der UBS-, Credit Suisse- beziehungsweise Pictet-Konkurrent Vontobel, im abgelaufenen Geschäftsjahr noch akquiriert, werden die Kosten irgendwann zu einem Problem. 

Zwar seien bereits 2022 Massnahmen zur Eindämmung der Kosten, wie die Schliessung der Dependance in Hongkong eingeleitet worden, hiess es. Doch bis Ende 2023 sollen zusätzliche Bruttokostensenkungen in Höhe von 65 Millionen Franken erreicht werden.

Das ist auch bitter nötig, denn das Kosten-Ertrags-Verhältnis verschlechterte sich fast um zehn Prozentpunkte auf 78,4 Prozent. Als Ziel will Vontobel eigentlich Werte unter 72 Prozent erreichen.

Längerfristige Aufgabe

Im Vontobel-Geschäftsbericht wird in der Fünf-Jahres-Übersicht besonders deutlich, dass die Coronavirus-Pandemie dabei keine grosse Rolle gespielt hat.

Das Kosten-Ertrags-Verhältnis war nie so schlecht wie im abgelaufenen Geschäftsjahr. Selbst 2018 kam die Bank mit der Vermögensverwaltung auf einen damaligen Höchstwert von «bloss» 76,5 Prozent.

Mit den Kostenmassnahmen sanken die Personalkosten 2022 zwar bereits um 11 Prozent auf absolute 656 Millionen Franken.

Spass an Reisen?

Die sonstigen Verwaltungskosten stiegen allerdings wieder deutlich wegen IT-Aufwand und der Normalisierung von Reisekosten nach der Coronavirus-Pandemie an. Diese Werte verschlechterten sich von 333 auf 362 Millionen Franken beziehungsweise um 8,7 Prozent.

Das Steigen der Kosten dürfte aber dennoch mit dem deutlichen Aufbau des Personals zu tun haben.

So blieb die Zahl der Mitarbeitenden international bei 413 Köpfen zwar konstant. In der Schweiz stieg die Zahl allerdings von 1695 auf 1801 Personen an. Einhundert Banker mehr zu haben, dürfte kein Pappenstiel sein.

Letztlich zeigt sich, dass Vontobel beim Tempo der Sparmassnahmen einen Zacken zulegen muss. Die Kosten 2022 gingen zwar um 5 Prozent zurück. Die Erträge brachen aber um 16 Prozent ein.

Ultrareiche zählen Rappen

Die Geschäftstätigkeit sieht das Management in Takt. Die grundlegenden Wachstumstreiber für ein Investmenthaus wie Vontobel seien nach wie vor stabil, hiess es.

So gingen Experten davon aus, dass das globale Vermögen auch in den kommenden Jahren wachsen und der Anteil professionell verwalteter Vermögen weiter zunehmen werde.

Derzeit würden nämlich nur rund 25 Prozent des globalen Gesamtvermögens professionell verwaltet.

Da müssen dann aber auch die Kosten stimmen, weil die Ultrareichen üblicherweise auf jeden Rappen schauen.

08.02.2023/kut.

Förmliche Kostenexplosion bei Vontobel

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