Am Weltwirtschaftsforum WEF trifft sich das «Who-is-Who». Die Schweizer Regierung gab in Davos ein schlechtes Bild ab. Sogar Spanien machte es besser und traf die Wirtschaftselite.
Das World Economic Forum WEF 2023 ist vorbei und es lohnt sich, eine Bilanz der hochrangigen Treffen zu ziehen. Die Schweiz ist schliesslich Gastgeberland, doch in Davos stehlen andere Länder den Schweizer Bundesräten die Show.
Alain mit Party-Nudel
Aktueller Bundespräsident Alain Berset kam mit Uno-Generalsekretär António Guterres zusammen. Weitere Treffen waren mit den Präsidenten Südafrikas, Ecuadors und Kolumbiens.
Aus Europa traf Bundespräsident Berset unter anderem den polnischen Präsidenten sowie die Staatsoberhäupter von Litauen, Lettland, und Moldova, wie die Bundesverwaltung hervorhob.
Ausserdem sprach Berset mit der finnischen Premierministerin, einer Party-Nudel, und mit dem Premierminister Georgiens.
Nur Foto mit Scholz
Wer denkt, Berset käme mit dem ranghöchsten Politiker des WEF 2023 zu Gesprächen zusammen, der täuscht sich. Als einziger Chef eines G7-Landes war nämlich der deutsche Kanzler Olaf Scholz in Davos zugegen.
Doch der deutsche Kanzler Scholz machte offiziell einen grossen Bogen um den Schweizer Skandal-Politiker Berset – es hat gerade mal für ein rasches Foto gereicht.
Cassis mit Amtskollegen
Bundesrätin Viola Amherd, immerhin Vizepräsidentin des Bundesrates, traf auf unbedeutende Grössen, wie die niederländische Verteidigungsministerin sowie zusammen mit SVP-Bundesrat Guy Parmelin auf den kosovarischen Premierminister Albin Kurti.
Aussenminister Ignazio Cassis traf bloss andere Amtskollegen aus den Niederlanden, Österreich, Schweden und Spanien sowie Vertreter der ukrainischen Regierung.
IWF und OECD
Bei Bundesrätin Karin Keller-Sutter, der Vorsteherin des Eidgenössischen Finanzdepartements EFD, war es etwas spannender. Sie sprach zwar auch mit den Finanzministerinnen und Finanzministern mehrerer europäischer Länder, mit denen sie wahrscheinlich ohnehin ständig zusammenkommt.
Zumindest traf sie aber auch die Generaldirektorin des Internationalen Währungsfonds IWF, den OECD-Generalsekretär und den chinesischen Vize-Premierminister sowie die Finanzminister von Brasilien und Katar.
Klimaschutz beim WBF
Bundesrat Guy Parmelin, Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung WBF, kam gemeinsam mit Bundesrat Albert Rösti mit Robert Habeck, dem deutschen Vizekanzler und Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, zusammen.
Parmelin plauderte unter anderen aber auch mit der US-Handelsbeauftragten, dem Vize-Ministerpräsidenten Vietnams, dem saudischen Investitionsminister, dem tschechischen Handels- und Industrieminister sowie der Präsidentin der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung EBRD.
Investitionen als Ziel
Blickt man dagegen in spanische Zeitungen, kommt man aus dem Staunen kaum noch raus. Der spanische Präsident Pedro Sánchez kam während seiner kurzen Zeit in Davos mit 47 Wirtschaftsgrössen zusammen, hiess es da in vielen Blättern.
Er warb am WEF 2023 für Investitionen in Spanien und die Prioritäten sind auf der iberischen Halbinsel offenbar klarer als in der Schweiz.
Wellauer und Schwab
Die Wirtschafszeitung Expansión listete alle 47 Wirtschaftsbosse auf, mit denen Sánchez in der Schweiz seine Gespräche geführt hat.
Dies waren angefangen vom CEO des Chipherstellers Qualcomm, Christiano Amon, über den Chef des grössten Asset Managers der Welt, Blackrock, Lawrence Fink, den CEO von Dow Chemical, Jim Fitterling, den Chef des Pharmakonzerns AstraZeneca, Marc Dunoyer, den Präsidenten von HP, Enrique Lores, den Gründer des indischen Stahlkonzerns Arcelor Mittal, Lakshmi Mittal, bis hin zum CEO der auch in der Schweiz bekannten arabischen Mubadala-Gruppe, Khaldoon Al Mubarak.
Sánchez sprach aber auch mit dem Verwaltungsratspräsidenten der Schweizer Börse SIX, welche die spanische Börse gekauft hat, Thomas Wellauer, dem CEO von Fujitsu, Tahahito Tokita, dem Präsidenten des französischen Gaskonzerns Air Liquide, Benoit Potier, und natürlich mit Klaus Schwab, dem Gründer und CEO des WEF selbst, der weltweit viele Türen öffnen kann.
All diese Persönlichkeiten an einem Ort die Hände zu schütteln, ist ein enormer Vorteil und bringt sicher viel.
Santander und BBVA
Die Spanier waren sich aber während ihrer rund 24 Stunden in Davos selbst auch nicht zu schade, die eigenen Wirtschaftsgrössen zu treffen, obwohl sie Gespräche auch zu Hause führen könnten.
Sánchez kam mit der Präsidentin der Bankengruppe Santander, Ana Botín, dem Präsidenten von Telefónica, José María Álvarez-Pallete, dem CEO des Mineralölunternehmens Repsol, Josu Jon Imaz, sowie dem Präsidenten der Grossbank BBVA, Carlos Torres Vila, zusammen.
Trümpfe ausspielen
Die Schweizer Regierung muss sich angesichts solcher Treffen verstecken, weil die Wirtschaftsinteressen eigentlich auf einem Weltwirtschaftsforum WEF im Vordergrund stehen sollten.
Die Stärke des Schweizerfrankens macht ökonomisches Agieren hierzulande ohnehin schon schwieriger als in anderen Ländern. Da könnte die Politik mit Kontakten helfen.
Doch mit Blick auf die hervorragend ausgebildete Schweizer Bevölkerung, die Vielsprachigkeit des Landes, auf die hohe Arbeitsproduktivität und auf die Lage inmitten Europas hätte die Schweiz selbst gegenüber Spanien einiges vorzuweisen.
22.01.2023/kut.