Die Linken können mit Kapitalismus und Konsum normalerweise wenig anfangen. Doch nun entdecken sie den Sinn von Schweizer Luxusuhren und erklären sogar den aktuellen Boom.
Wer hätte gedacht, dass die Linken nochmal auf den Geschmack von Schweizer Luxusuhren kommen würden.
«Die Jugend versammelt sich nicht nur um die Abbruchkante von Lützerath, sondern auch um die Rolex GMT-Master II», stellte das linke Magazin «Der Spiegel» in seiner jüngsten Ausgabe fest.
Preissteigerung um 70 Prozent
Luxusuhren erlebten seit ein paar Jahren einen irren Trend, hiess es weiter. Seit der Coronavirus-Pandemie gibt es einen regelrechten Boom, wie auch muula.ch bereits berichtete.
Die Marken, die heiss gehandelt würden, neu und gebraucht, hiessen Patek Philippe, Jaeger-Le-Coultre, Rolex, Audemars Piguet, Tudor, Richard Mille, Cartier, IWC oder Omega, führte das deutsche Blatt weiter aus.
Die Preise sind laut der Plattform Chrono24 in den vergangenen zwei Jahren um rund 70 Prozent gestiegen und fast die Hälfte der Kaufanfragen im Luxussegment käme von Personen unter 35 Jahren, staunten die Kapitalismus-Muffel von dem Hamburger Magazin.
Welt bleibt stehen
Doch was macht die Beliebtheit aus und warum kaufen immer mehr Menschen eine Schweizer Luxusuhr, statt als Klimaaktivist irgendwo ein Gemälde zu beschädigen oder eben in der deutschen Gemeinde Lützerath einen Kohle-Tagebau zu besetzen?
Mit Schweizer Luxusuhren habe man das Gefühl, in der schnelllebigen Welt gebe es etwas, dass jeden Hype überdaure, stellte der Autor fest. Mit den Nobeltickern würde der Wunsch nach Beständigkeit bedient, hiess es zudem.
In einer Welt, wo ständig Nachrichten hereinprasselten, und die förmlich durchzudrehen scheine, würden Luxusuhren um Patek Philippe über ihre legendäre Nautilus & Co. mit den mechanischen Uhrwerken eine gewisse Ruhe ausstrahlen, die sich auf ihre Besitzer übertrage.
Neue Statussymbole
Die Recherchen ergaben aber auch, etwa im Gespräch mit der Werbe-Ikone Jean-Remy von Matt, dass früher das Auto ein wesentlicher Ausweis von Wohlstand gewesen sei. Man habe nicht mit dem falschen Fahrzeug vorfahren dürfen.
Doch dieser Umstand sei in der Gesellschaft mittlerweile völlig weg und dieser Kult müsse aber ersetzt werden. Offenbar springen Luxusuhren dabei gerade bei Jüngeren in die Bresche, die meist ohnehin gar kein Auto mehr besitzen.
Selbst der «Spiegel»-Autor hechelt sogar in ganz Europa der «MoonSwatch» von der Swatch-Gruppe hinterher, über deren Popularität auch muula.ch berichtete.
Rolex als Normalzustand
Der Hype unter Jugendlichen lässt sich laut dem «Spiegel» zudem dadurch erklären, dass es einen brutalen Druck über die Omnipräsenz von Luxusuhren auf Instagram gebe. Dies führe bei jungen Menschen zu der falschen Vorstellung, dass es normal wäre, eine Rolex zu besitzen.
Die vielen Fotos mit Fake-Uhren erhöhten sogar noch diesen Druck.
Langfristiges Denken
Der Chef von Omega, Raynald Aeschlimann, sagte obendrein dem Blatt, dass das Schicksal der Uhren quasi die Seele ausmache, also etwa vom Grossvater an den Vater und dann an die nächste Generation weitergegeben werde.
Luxus bedeute, dass die Emotionen blieben und die Liebe zu den Luxusuhren nicht lange halten würde, wenn die Produkte nicht gut seien.
«In der Luxusindustrie geht es um die langfristige Inspiration. Menschen sehen eine Uhr und nehmen sich vor, sie irgendwann einmal zu kaufen», erklärte der Omega-CEO.
Weniger Elektroabfälle
Und schliesslich stellte der «Spiegel» auch noch fest, dass es einerseits Menschen gebe, die von den Luxustickern regelrecht fasziniert seien. Andere Leute würde das Metier dagegen völlig kaltlassen.
Letztlich machte das linke Blatt aber sogar noch Werbung für die Branche und der Beitrag wirkt gar nicht nach Kapitalismuskritik.
Wenn man an die Berge von Elektroschrott bei Batterie-Uhren denke, seien die mechanischen Uhren sogar ökologisch top, lobte der Beitrag die Luxusuhren.
Hinzu käme der Umstand, dass Dinge, die von Dauer seien, letztlich auch Wichtigkeit hätten.
06.02.2023/kut.