Die Baloise wirft Ballast in Deutschland ab

Hauptsitz der Baloise-Gruppe in Basel (Bild: PD)

Die in Basel domizilierte Baloise-Gruppe hat ein Portfolio von Versicherungsverträgen in Deutschland abgestossen. Der Deal zeigt anschaulich die unterschiedlichen Annahmen von Käufer und Verkäufer.

Die Baloise-Gruppe hat in Deutschland zu einem geheimen Preis ein Krankenhaus-Haftpflichtportfolio an die Bothnia International Insurance Company in Finnland verkauft. Der Käufer ist eine Tochtergesellschaft der eigentlich in Bermuda ansässigen Compre.

Das Geschäft befindet sich laut einer Medieninformation vom Montag seit dem Jahr 2018 im Run-off; es wird also kein Neugeschäft gezeichnet, sondern der Versicherer wickelt lediglich die vorhandenen Verträge ab.

Riskantes Business

Bei den Policen, welche die Basler Sachversicherung in Deutschland abstösst, handelt es sich um Haftpflichtgeschäft von Spitälern. Und mit der Transaktion entledigt sich die Baloise laut den Angaben vollständig dem Geschäftszweig. Um diesen machen aber ohnehin viele Versicherer einen Bogen, weil die Haftpflichtrisiken von Ärzten und Spitälern oftmals ein zu riskantes Versicherungsbusiness darstellen.

Mit dem Deal gehen von der Baloise-Gruppe auch Rückstellungen in Höhe von rund 200 Millionen Euro an die Käuferin. Diese Rücklagen musste die Basler unter anderem für bereits angefallene Schäden bilden.

Abwicklung bleibt gleich

Das Closing der Transaktion wird im zweiten Halbjahr 2022 erwartet und ab dem Zeitpunkt – unter der Voraussetzung der üblichen behördlichen Genehmigungen – sind die Käufer für die Schäden und deren Regulierung verantwortlich.

Die Betreuung der Bestandskunden in der Schadenregulierung sei aber weiterhin durch eine Firma in der deutschen Stadt Detmold geregelt, hiess es. Diese Gesellschaft administriert also den Run-Off-Bestand und bekommt künftig die Entschädigung für ihre Arbeit von den Finnen.

Aber genau die glauben mit dem Deal, einen Gewinn aus der Abwicklung der Verträge zu schlagen. Vereinfacht ausgedrückt, bedeutet dies, dass die Käufergesellschaft die Ausgaben für die Abwicklung und die Schäden geringer einschätzt, als das, was sie von der Baloise-Gruppe mit den Rückstellungen und dem Kaufpreis bekommt.

Bitteres Ende?

Die Basler denken wiederum genau das Gegenteil, weil sie das Portfolio sonst nicht abgeben würden: Der Verkaufspreis plus die Abgabe der Rückstellungen ist für sie lukrativer, als das normalerweise langlaufende Haftpflichtgeschäft von Spitälern selbst bis zum bitteren Ende zu betreuen.

15.08.2022/kut.

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