Der Schweizer Detailhandel hat den Aufwärtstrend klar gebrochen. Mit fragwürdigen Methoden will die Schweiz nun aber nachhelfen.
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. So könnte man die Entwicklungen im Schweizer Detailhandel über die vergangenen Jahre auch beschreiben.
Beim Blick auf die Grafik zum Schweizer Detailhandel, die das Bundesamt für Statistik BFS am heutigen Mittwoch publizierte, wird Betrachtern nämlich ganz mulmig.
So sieht man eindrücklich, dass der Aufwärtstrend, den es bis Ende 2022 gab, klar gebrochen wurde und es nunmehr bei Coop, Migros, Denner, Aldi, Lidl, Manor, Globus & Co. abwärts geht.
Auch der jüngste Ausschlag für das Weihnachtsgeschäft reichte nicht an alte Niveaus heran.
Die Umsatzzuwächse während der Coronavirus-Pandemie sind ohnehin Schnee von gestern. Damals konnten die Menschen ja nicht in Restaurants gehen und kochten deshalb mehr zu Hause, was auch den Detailhändlern half.
Und Shopping jenseits der Landesgrenzen war aufgrund der Corona-Massnahmen häufig ebenfalls unmöglich, was dem Schweizer Detailhandel zu einem regelrechten Boom verholfen hatte.
Extremer Rückgang
Doch damit ist es nun vorbei. Für das Jahr 2023 resultierte ein nominales Umsatzminus von 0,1 Prozent, wie aus den jüngsten Zahlen des BFS weiter hervorgeht.
Real, also um die Teuerung bereinigt, ging es mit den Verkäufen sogar um 2,0 Prozent nach unten. Manche Medien sprechen am heutigen Mittwoch sogar davon, dass dies der schlechteste Wert seit dem Platzen der Internet-Blase sowie der jüngsten Finanzkrise war.
Doch alles ist nicht so schlecht, bei einigen Detailhändlern, wie etwa bei der Migros, ging es 2023 markant mit dem Umsatz nach oben, wie muula.ch berichtete. Insofern verloren andere an Marktanteilen.
Gewinn in den Sternen
Steigende Kosten im eigenen Einkauf, Lohnerhöhungen beim Personal, eine Teuerung, die nicht vollständig auf die Verbraucher überwälzt werden kann, und ein harter Konkurrenzkampf belasten die Detailhändler ohnehin unter dem Strich.
Die Coop-Gruppe hat deshalb nicht einmal einen Ausblick auf das Ergebnis 2023 gegeben, wie muula.ch auch berichtete. Doch nur schon mit den Umsatzangaben konnten Externe sehen, dass es keinen berauschenden Gewinn geben wird.
Ignorieren von Massenprotesten
Kein Wunder machen die Firmen nunmehr gewissen Druck auf die Politiker. Wie muula.ch ausführlich berichtete, wünschen sie sich die Zeiten mit geschlossenen Grenzen quasi wieder zurück und die Schweiz will die Wertfreigrenzen der Mehrwertsteuer beim Einkaufen im Ausland nach unten anpassen.
Damit steigt nicht nur die Bürokratie im Lande exorbitant, sondern der Einkaufstourismus, der wegen der Frankenstärke derzeit besonders attraktiv ist, würde sich weniger lohnen.
Gegen das Vorhaben gibt es zwar Massenproteste, den Händlern und Politikern ist all dies bisher jedoch egal. Dies ist aber eine fragwürdige Vorgehensweise. Allerdings ist sie sicher einfacher als um Kundschaft mit einem attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnis zu kämpfen.
Formale Grenze errichten
Klar würden dann mit den «förmlichen Grenzschliessungen» mehr Menschen in der Schweiz einkaufen. Doch die Schweizer Detailhändler sollten die Kundschaft lieber mit gutem Service und einem hervorragenden Angebot als mit Zwangsmassnahmen locken.
Dann würde auch bald das Bild auf den alten Erfolgspfad vor der Coronavirus-Pandemie zurückkehren.
31.01.2024/kut.