Der Gotthard-Tunnel wird zum Supergau

Gotthard-Tunnel
Der Gotthard-Tunnel ist vollkommen für den Strassenverkehr gesperrt. (Bild: R. Gomez / unsplash)

Die Schweiz hat einst den Gotthard-Tunnel mit grossem Aufgebot eingeweiht. Nun entpuppt sich die Verkehrsverbindung als Problemzone.

An das Kleid der damaligen Verkehrsministerin Doris Leuthard können sich wahrscheinlich noch viele Menschen erinnern.

Zur Eröffnung des Gotthard-Tunnels hatte die Bundesrätin ein Outfit angezogen, das wie ein löchriger Schweizer Käse aussah.

Nadelöhr für Verkehr

Es hätten aber auch die Löcher der vielen Tunnelröhren sein können, welche die Schweiz in vielen Jahren an Bauzeit in den Berg gebohrt hat, damit Züge, Autos und Lastwagen nicht mehr über den Pass, sondern gemütlich durch den Tunnel fahren können.

Doch seit August dieses Jahres ist das Nadelöhr von einer Serie an Pannen betroffen.

Erst entgleiste ein Güterzug, der den Zugverkehr zum Stillstand brachte und Haftungsfragen des Bundes wegen eines gebrochenen Rades an einem ausländischen Wagen nach sich zog.

Die Tunnelinfrastruktur ist bei dem Unfall stark beschädigt worden, wie es von den Schweizerischen Bundesbahnen SBB hiess.

Dann rollten zumindest die Güter wieder, aber der Personenverkehr ist bis auf Weiteres unmöglich.

Betonteile fallen von Decke

Doch das ist noch nicht alles. Wie das Bundesamt für Strassen Astra in der Nacht auf den heutigen Montag mitteilte, ist der Gotthard-Strassentunnel seit dem Sonntagnachmittag für den Verkehr mindestens die ganze Woche gesperrt.

Es sei ein technischer Defekt an der Zwischendecke aufgetreten, hiess es.

Schäden im Gotthard-Tunnel
Im Gotthard-Tunnel fallen Deckenteile auf die Strasse. (Bild: PD Astra)

Nahe dem Tunnelportal Nord hätten sich Betonteile gelöst und seien auf die Fahrbahn gefallen. Nachdem entsprechende Meldungen bei der Kantonspolizei eingegangen seien, sei der Tunnel umgehend in beide Fahrtrichtungen gesperrt worden, führte die Behörde weiter aus.

Personen seien aber keine zu Schaden gekommen.

Grossräumige Umfahrmöglichkeit

Eine Bestandsaufnahme zeigte laut dem Astra einen Riss in der Zwischendecke auf einer Länge von 25 Metern.

Als Ursache für die Schäden geht das Astra von Spannungsumlagerungen im Gebrige aus. Diese hätten zu lokalen Druckveränderungen geführt und den Tunnel im betroffenen Abschnitt belastet, hiess es in einer weiteren Medienmitteilung am Montagabend.

Dies habe den Riss der Zwischendecke und dieser wiederum die Abplatzungen verursacht.

Der Verkehr auf der wichtigen Trasse für ganz Europa wird laut der Behörde grossräumig über die San Bernardino-Route (A 13) sowie über die Gotthard-Passstrasse umgeleitet. Die Reise dauert aber viel länger. Autofahrer dürften sich in die Steinzeit versetzt sehen.

Auswirkung auf Wirtschaft

Der Schwerverkehr, der bereits in den Schwerverkehrskontrollzentren Giornico (TI) und Ripshausen (UR) auf eine Weiterfahrt wartet, wird allerdings zurückgehalten.

Es sei ein absolutes Chaos bei den Betroffenen, wie mehrere Quellen in den Sozialen Medien ihren Unmut Luft machen. Die Volkswirtschaft dürfte die Folgen sicher schon bald spüren.

Somit müssen nicht nur Bahnfahrer ihre Reisen anpassen beziehungsweise verschieben. Selbst Autofahrer sind von diesen Schäden betroffen.

Der Gotthard-Tunnel ist und bleibt wahrscheinlich ein löchriger Käse, bei dem sich auch mal Teile lösen können.

Und Alt-Bundesrätin Leuthard hat es offenbar visionär schon kommen sehen.

11.09.2023/ena./Meldung nach weiterer Medienmitteilung aktualisiert und Bild ergänzt

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