Die Discounter in der Schweiz haben stark von der Migration profitiert. Nun nehmen sie aber ein völlig anderes Kundensegment ins Visier.
Die Discounter in der Schweiz, also Denner, Aldi und Lidl, haben die Traditionsgeschäfte um Migros, Coop, Manor und Globus deutlich unter Druck gebracht.
«Bei der Mehrheit der Kunden steht der Preis im Vordergrund», sagte denn auch Denner-Chef Mario Irminger im Interview mit dem «SonntagsBlick».
Aktionswaren gefragt
Der Discounter Denner, der zur Migros gehört, sehe dies auch im aktuellen Inflationsjahr klar. Die Kundschaft lasse vermehrt Markenprodukte links liegen und greife häufiger zu preiswerten Artikeln und Denner-Eigenmarken, führte der Manager weiter aus.
«Zudem kaufen sie mehr Aktionsaritkel», betonte der 57-Jährige.
Neue Filialen
Für die Ladenumsätze sei allerdings auch massgebend, dass Denner nah beim Kunden sei. Denner will dabei aber nicht an hoch-frequentierten Standorten agieren, denn dies sei im Konzernverbund den Migrolino-Kleinläden vorbehalten, hiess es weiter zur Strategie.
In diesem Jahr gab es aber immerhin zehn neue Filialen und mittlerweile gibt es rund 850 Standorte. Im kommenden Jahr sei die Eröffnung von 15 neuen Denner-Läden sowie Partnerfilialen geplant, sagte Irminger.
Einwanderer zum Günstig-Shop
Die drei Discounter in der Schweiz hätten das gesamte Marktwachstum in der Schweiz, welches durch den Bevölkerungszuwachs verursacht wurde, unter sich absorbiert.
Die Einwanderer, die tendenziell tiefere Einkommen hätten, dürften auch künftig zahlenmässig weiter zulegen und bei den Günstig-Anbietern zu einem Kundenzuwachs führen, erklärte er.
Neue Spar-Füchse
Doch Discounter liegen nicht nur wegen des aktuellen Spardrucks in der Bevölkerung hoch im Trend. Bald werde nämlich noch eine Kundengruppe vermehrt zu Denner einkaufen gehen. Die Rede ist von Rentnern, denn die Babyboomer gingen in den nächsten zehn Jahren in Pension.
«Zwischen dem letzten Einkommen, das jeder hat, und der ersten Rente liegt ein Kaufkraftverlust», erklärte der Denner-Chef und sieht schon neue Kundschaft in seine Filialen strömen.
Doch noch zwei Effekte sprechen für Discounter. Einerseits sehe Denner, «dass auch der Mittelstand jetzt häufiger auf die Preise schaut und sparen muss», sagte Irminger.
Keine Grossfamilien mehr
Dabei habe die Schweiz schon eine recht hohe Anzahl an Haushalten mit niedrigem Einkommen, die auf tiefe Preise angewiesen seien, und durch die aktuelle Inflation schon stark getroffen würden.
Andererseits spiele der Umstand den Discountern in die Hände, dass die Haushalte immer kleiner würden, sagte der Denner-Chef Irminger gegenüber dem «SonntagsBlick».
Diese Haushalte haben offenbar vergleichsweise weniger Einkommen und brauchen auch gar nicht mehr die Einkaufswagen bei Migros, Coop & Co. für eine Grossfamilie zu füllen.
18.12.2022/kut.