Der Coop-Konzern hat sich clever aus einer Affäre gezogen, bei der ihm die Weko auf die Schliche gekommen war. Dem Wettbewerb im Detailhandel nützt es dennoch wenig.
Die Wettbewerbskommission Weko wollte den Detailhandelskonzern Coop wegen wettbewerbswidrigem Verhalten in die Mangel nehmen. Doch daraus wird nun nichts.
Der Platzhirsch im Schweizer Detailhandel neben der Migros-Gruppe entzieht sich mit einem geschickten Schachzug einer genaueren Untersuchung der Situation.
Klare Hinweise
Seit 2021 wickelte Coop nämlich die Zahlungen an Lieferanten beim Einkauf von Gütern des täglichen Bedarfs über Markant ab. Dies führte aber bei den Lieferanten zu höheren Kosten.
Die Weko eröffnete deshalb Anfang 2021 eine Vorabklärung zu der Angelegenheit, was eine Vorstufe zu einer Untersuchung darstellt.
Während der Vorabklärung ergaben sich laut einer Medieninformation der Weko vom heutigen Mittwoch aber Hinweise, dass Coop auf gewissen Beschaffungsmärkten von Gütern des täglichen Bedarfs eine marktbeherrschende Stellung innehabe.
Konfrontation mit Bedenken
Zudem hätten Anhaltspunkte bestanden, dass die Bedingungen von Coop bei der Zahlungsabwicklung der Umsätze mit den Lieferanten über Markant missbräuchlich seien, teilte die Weko weiter mit.
In der Folge konfrontierten die Wettbewerbshüter den Coop-Konzern mit den Bedenken und empfahl Coop, den Lieferanten eine kostenneutrale Zahlungsabwicklung wie vor 2021 zu ermöglichen.
Detailuntersuchung verhindert
Coop habe daraufhin entschieden, diese «Anregungen» umzusetzen und hierzu den Markant-Vertrag per Ende 2023 zu kündigen. Dies war ein recht nützlicher Entscheid.
Die Weko stellte nämlich die Vorabklärung ein und verzichtet darauf, abschliessend abzuklären, ob und auf welchen Beschaffungsmärkten Coop tatsächlich eine marktbeherrschende Stellung aufweist und, ob Coop diese Stellung missbrauchte.
Dies wäre im Rahmen einer Untersuchung zu klären gewesen, hiess es von der Weko weiter.
Eigentlich wäre es für den Schweizer Detailhandel, der von zwei grossen Anbietern dominiert wird, aber sicher mal heilsam gewesen, hier Licht ins Dunkel zu bringen.
Nützlich für Coop
Als Begründung für die Vorgehensweise führte die Behörde an, dass sie es als zielführender und schneller erachte, kartellrechtlichen Probleme via Anregungen zu lösen. Für Coop war es also clever, keine tiefergehenden Abklärungen zu riskieren.
Wer weiss schon, was dabei noch alles für Beeinträchtigungen beim Wettbewerb herausgekommen wären.
Weiterer Fall
Die Hoffnung stirbt bekanntermassen zuletzt: Dieser Fall betrifft nämlich nicht die im September 2020 eröffnete Untersuchung gegen mehrere Gross- und Einzelhandelsunternehmen und Markant.
Vielleicht kommt dabei ja deutlich mehr für den Wettbewerb im Schweizer Detailhandel heraus.
01.03.2023/kut.