Bei Comet verglüht der leuchtende Schweif

Comet in Flamatt (FR)
Das Technologieunternehmen Comet setzt auf Röntgenverfahren. (Bild: PD)

Der auf Röntgentechnologie ausgerichteten Firma Comet ist der Gewinn weggebrochen. Den einstigen Wachstumsstar trifft ein Negativtrend und ein Megatrend zieht an ihm vorbei.

«Wir röntgen alles ausser Menschen», hatte die in Flamatt im Kanton Freiburg domizilierte Firma Comet einst ihr Geschäftsmodell auf einfache, aber klare Weise oft beschrieben.

Sei es Gepäckkontrollen an Flughäfen, Regierungsgebäuden oder Museen beziehungsweise in der Industrie bei Materialprüfungen sowie Qualitätskontrollen an Oberflächen – die Geräte von Comet waren stets an vorderster Front dabei.

Papierboot auf dem Meer

Von dieser Aufbruchstimmung quasi als Komet, an jedem Flughafen der Welt ein Gerät der Freiburger Firma zu installieren, ist kaum noch etwas übriggeblieben. Der lange Schweif verglüht.

Aussichtsreiche Produktideen, wie das E-Beam-Verfahren zur Sterilisation von Lebensmittelverpackungen mittels Elektronenstrahlen, verkaufte Comet an den Entwicklungspartner Tetra-Pack.

Viel zu sehr verstrickte sich das Technologieunternehmen auch in Grabenkämpfe, Machtspielchen und Übernahmeschlachten. Im Management und bei altgedienten Kadern ist ein Kommen und Gehen.

Statt etwa vom aufstrebenden Reisetrend der Menschen zu profitieren, der nur kurzzeitig von der Coronavirus-Pandemie unterbrochen worden war, wird das Schweizer KMU mit seiner Spitzentechnologie wie ein Papierboot auf dem Meer von den Launen der Halbleiterindustrie hin- und hergeworfen.

Viele Minuszeichen

Der Reingewinn brach im ersten Halbjahr fast vollständig auf bloss noch 1,9 Millionen Franken weg, wie Comet am heutigen Freitag mitteilte.

Im Vorjahreszeitraum hatte das Unternehmen wohlgemerkt noch über 23 Millionen Franken verdient. Die Einnahmen gingen in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres um rund 23 Prozent auf noch leicht über 200 Millionen Franken zurück.

Abschwächendes Marktumfeld

Die Ergebnisse seien von einer starken Korrektur des Halbleiterzyklus gekennzeichnet, hiess es weiter.

Dieser sei im ersten Halbjahr deutlicher ausgefallen als noch zu Beginn des Jahres erwartet worden war, führte das Unternehmen weiter aus.

Die in den vergangenen drei Jahren stark ausgebauten Mikrochip-Produktionskapazitäten seien in einem sich allgemein abschwächenden Marktumfeld auf eine gedämpfte Konsumnachfrage gestossen, was zu einem langsameren Abbau von Lagerbeständen im Vergleich zu vorherigen Zyklen geführt habe.

Im Gegensatz zur Halbleiterindustrie sei aber in den anderen relevanten Märkten, wie Automobil, Luftfahrt und Sicherheit, keine Nachfrageschwäche zu erkennen, führte Comet zur Lage weiter aus.

Kurzarbeit bis Jahresende

Als Gegenmassnahmen auf die schwache Auftragslage baut Comet etwa Zeitarbeitskräfte ab, legt wochenweise die Produktion an den Standorten in San Jose (USA), Flamatt und Penang (Malaysia) still.

In einem weiteren Schritt sei am Standort Flamatt die Einführung von Kurzarbeit für rund 150 Mitarbeiter ab Mitte August bis Ende Jahr geplant. Damit will Comet bis zum Aufschwung über die Runden kommen.

Positive Zukunft

Im Geschäftsjahr 2022 hatte die Firma mit fast 600 Millionen Franken an Umsatz noch einen Gewinn von rund 80 Millionen Franken erwirtschaftet.

Doch von solchen Zahlen dürfte Comet nun meilenweit entfernt sein, obwohl das Freiburger Unternehmen die langfristigen Wachstumsaussichten unverändert positiv einschätzte.

Mehrere Aufträge für die Inspektion von Batterien, die namhafte Hersteller von Elektroautos an Comet gaben, stimmten positiv, so der Tenor.

Ein spürbarer Aufschwung im Halbleiterzyklus werde im ersten Halbjahr 2024 einsetzen, gab sich die Firma nunmehr überzeugt.

Das Management, wo der Posten der scheidenden Finanzchefin Lisa Pataki erst einmal ad-interim besetzt werden musste, erwartet beispielsweise mit seinen drei Mini-Sparten einen Nettoumsatz von 440 Millionen Franken.

KI und 3D als Schlagwörter

«Wir röntgen alles, ausser Menschen», hatte die Firma einst erklärt. Jeder konnte sich mit dem weltweit steigenden Bedarf an Sicherheit gut ausmalen, wo an Flughäfen, Regierungsgebäuden oder Museen die Röntgenröhren-Technologie aus Flamatt zum Einsatz kam.

Nun ist vielmehr die Rede von intelligenten Bildgebungs-, 3D-Visualisierungs- und Analysesoftware in Comets Röntgensystemen sowie neuen Anwendungen durch Künstliche Intelligenz KI, die eine immer höhere Nachfrage nach immer komplexeren Halbleiterbauelementen auslösten.

28.07.2023/kut.

Bei Comet verglüht der leuchtende Schweif

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