Carsharing wird wohl zum Auslaufmodell

Carsharing mit vielen gleichen Fahrzeugen
Carsharing funktioniert allenfalls in Metropolen. (Symbolbild: kenny2332 / pixabay)

Der Sharing-Economy wurde eine rosige Zukunft vorausgesagt. Doch das Modell des Teilens verzeichnet wohl sein erstes Opfer.

Das Mieten und Vermieten von Sofas, Wohnungen sowie von Fahrzeugen und sei es nur für ein paar Minuten, sollte das Geschäftsmodell der Zukunft sein. Doch daraus scheint nicht in jedem Fall etwas zu werden.

Jahrzehnte am Markt

Damit sind aber nicht Plattformbetreiber um Übernachtungsdienstleister Airbnb und Fahrdienstvermittler Uber gemeint, die sicherlich durch die Coronavirus-Pandemie einen Rückschlag erlitten haben. Die Rede ist vom Carsharing, was die Mobilität der Zukunft werden sollte.

Das Prinzip des Teilens und Mietens von Gegenständen ist eigentlich kein neues Phänomen. Das Schweizer Carsharing-Unternehmen Mobility wurde bereits in den 1990er Jahren gegründet.

Durchgesetzt hat sich das Modell aber irgendwie nie. Die Sharing-Economy erlebte jedoch infolge Digitalisierung und der Verbreitung von Smartphones einen Boom. Doch Am Carsharing ging all dies vorbei.

Als teuer wahrgenommen

Nun hat sich ein bedeutender Fachmann bezüglich des Geschäftsmodells zu Wort gemeldet und dies ist Alexander Sixt, der Co-Chef des bekannten Mietwagenkonzerns Sixt.

Autobauer wie Daimler oder BMW versprachen, sich zu Mobilitätsdienstleistern zu wandeln. Doch daraus wird wohl eher nichts.

«Carsharing ist in einer komplizierten Nische gefangen – zwischen hoch subventioniertem ÖV und teuren, aber komfortablen Taxis», sagte der 44-Jährige in einem Interview mit dem neuesten Magazin «Der Spiegel».

Hinzu käme, dass Sharing-Angebote als relativ teuer wahrgenommen würden. «Viele Menschen unterschätzen zugleich die Kosten ihres eigenen Autos masslos», sagte er.

Nur auf Metropolen begrenzt

Einen Abgesang auf das eigene Auto sieht der Sixt-Manager dennoch nicht.

«Für viele Menschen sind die individuelle Mobilität und der individuelle Pkw-Besitz weiterhin alternativlos», erklärte Alexander Sixt weiter.

Der sogenannte Motorisierungsgrad der 18- bis 34-Jährigen sei seit 2010 sogar mehr oder weniger kontinuierlich gestiegen, führte der Nachfahre des legendären Eigentümers Erich Sixt zudem aus.

Mobility von den SBB
Mobility von den SBB gibt es schon gefühlte Ewigkeiten. (Bild: PD)

Carsharing-Angebote würden in den Metropolen wahrgenommen, aber die Zielgruppe sei erschöpflich. «Wir erwarten weiteres Wachstum, aber ein Multimilliarden-Business wird das wohl kaum», sagte der Sixt-Co-CEO.

Die Flotte der Carsharing-Anbieter in Deutschland ohne die stationären Angebote umfasse aktuell knapp 20.000 Autos. «Ein schöner Erfolg, aber nur ein sehr kleiner Anteil an den rund 49 Millionen Personenkraftwagen, die aktuell in Deutschland zugelassen sind», betonte er.

In der Schweiz sank beim «grössten» Anbieter Mobility zuletzt die Zahl der Fahrzeuge und kam auf nur noch 2960. Mit fast 5 Millionen zugelassenen Personenwagen in der Schweiz ist dieses Angebot also kaum einer Erwähnung wert.

Fehlende Ladestationen als Hürde

Und mit noch einem Mythos räumte der Sixt-Chef auf. Es ist der vermeintliche Boom von E-Autos, welcher derzeit stockt. Das Wachstum sei durch eine Reihe von Gründen gebremst, sagte Sixt diesbezüglich.

«Die Listenpreise der Elektroautos sind zum Beispiel weiterhin sehr hoch, gerade im Vergleich zu Verbrennern», hiess es. Es fehlten immer noch die Grösseneffekte eine Massenproduktion, die für kostengünstige Angebote nötig wären, erklärte er.

Die hochpreisigen Autos seien für grosse Teile der Bevölkerung kaum erschwinglich, sagte Sixt weiter. Hinzu käme das gestiegene Zinsniveau, welches die Finanzierung der Fahrzeuge teurer mache.

Selbst bei der Vermietung merke Sixt, dass sich die Begeisterung in Grenzen halte. Die Strompreise seien ja noch sehr hoch und die Leute hätten Angst, dass die Ladeinfrastruktur nicht ausreichen könnte.

Abschreiber in den Bilanzen

Für die Anbieter ist das Business ebenfalls schwierig. So kämen höhere Wartungs- und Servicekosten für die Stromer im Vergleich mit Verbrennungsfahrzeugen hinzu.

Ausserdem hätten manche Hersteller zuletzt mit hohen Rabatten geworben, was dazu führt, dass die Restwerte der E-Autos mittlerweile unter jeden von Verbrennern lägen.

«Diese Werte müssen wir in der Bilanz stärker abschreiben», sagte er zu dem Negativeffekt gegenüber dem «Spiegel».

Geteiltes Leid wirkt nicht

Sixt biete individuelle Mobilität und eine Ergänzung zum Privatbesitz. Der globale Bedarf an Mietautos wachse.

Geteiltes Leid ist halbes Leid, heisst es häufig. Aber Carsharing gehört da offenbar nicht dazu.

05.12.2023/kut./06.12.2023/Meldung um sinkende Fahrzeugzahl bei Schweizer Mobility ergänzt.

Carsharing wird wohl zum Auslaufmodell

2 thoughts on “Carsharing wird wohl zum Auslaufmodell

  • Dezember 6, 2023 at 6:56 am
    Permalink

    Guten Morgen
    der Bericht ist insgesamt enttäuschend: wie kann ein Schweizer Portal sich alleine auf eine Aussage aus dem deutschen Markt abstützen, ohne die CH-Gesellschaft mobility zu erwähnen oder befragt zu haben? Scheinbar hat der Autor nicht einmal deren Geschäftsbericht gelesen, der positiv ist.
    Von Deutschland auf Schweizer Verhältnisse zu schliessen, ist etwas einfach.

    Von einem Wirtschaftsmagazin hätte ich mehr erwartet.

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    • Dezember 6, 2023 at 7:34 am
      Permalink

      Sehr geehrter Herr Pesenti
      Dank für Ihre Anmerkungen. Selbstverständlich haben wir auch auf Mobility-Kennzahlen in der Schweiz geschaut. Auch hier war die Zahl der Fahrzeuge zuletzt sinkend und bei Mobility mit nur noch 2960 Autos angesichts fast fünf Millionen zugelassener Fahrzeuge in der Schweiz nicht der Rede wert.
      Freundliche Grüsse, und bleiben Sie muula.ch bitte kritisch gewogen

      Reply

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