Die bei Krypto-Investoren populäre Börse FTX ist in den vergangenen Tagen offenbar in extreme Schwierigkeiten geraten. Doch noch ein Insolvenzfall scheint der Krypto-Welt derzeit erspart zu bleiben.
Die zweitgrösste Krypto-Handelsplattform der Welt, die auf den Bahamas beheimatete Börse FTX, hat einen sicheren Hafen gefunden. Die grösste Trading-Plattform Binance wird sich dem Konkurrenten FTX annehmen, wie beide Chefs in der Nacht auf Mittwoch mitteilten.
Zuvor war FTX mit Gerüchten die Luft bei der Liquidität enger geworden, und es soll nicht nur massenhaft Coin-Abflüsse, sondern auch Verkäufe des Plattform-eigenen Coins von FTX gegeben haben.
Todesstoss versetzt?
Besonders Binance selbst hatte zu den Schwierigkeiten über das Wochenende beigetragen, weil sie alle ihre FTX-Token, also FTT, im Wert von hunderten von Millionen Dollar abstossen wollten und damit die Spekulation um den Fortbestand von FTX nochmals richtig angeheizt hatten.
Am Dienstag ging es dann komplett mit dem Token bergab. Der Kurs brach um 75 Prozent auf bloss noch 5 Dollar ein und blieb in dieser Grössenordnung, selbst, nachdem die Übernahme von FTX angekündigt worden war (siehe Chart).
Ausstieg möglich
Wie immer in der Krypto-Welt gibt es kaum vertrauenswürdige Informationsquellen. Meist müssen Tweets von Coin-Gurus oder den Plattform-Machern selbst herhalten, was aber Unsicherheit bestehen lässt.
Binance hat sich laut Angaben mehrerer gut informierter Quellen gegenüber muula.ch aber auf jeden Fall eine Art Notbremse in den Deal eingebaut und kann jederzeit noch aussteigen. Ohnehin sind die grossen Macher in der Krypto-Welt meist verwoben, so dass bei einem Ausfall auch alle anderen stark in Mitleidenschaft gezogen werden.
Wartefrist hilft
Binance und auch FTX sind wegen ihrer guten Funktionalitäten jedenfalls bei Schweizer Tradern von Bitcoin, Ethereum & Co. sehr beliebt. Derzeit scheinen bei FTX allerdings keine Auszahlungen möglich. Transaktionen werden aber normal ausgeführt.
FTX-Token können aber sowieso nicht sehr rasch zu Barem gemacht werden, weil es eine Wartefrist von 14 Tagen bei den Umwandlungen vom sogenannten Staking gibt. Dieser Mechanismus soll eigentlich solchen «Runs» vorbeugen. Allerdings können Investoren gegen einen hohen Abschlag die Wartefrist verkürzen.
Augen zu und durch
Die Krypto-Welt ist aber derzeit von Negativ-Schlägen generell stark gebeutelt. Zwei namhafte Anbieter, die eigentlich überzeugende Geschäftsmodelle aufweisen konnten, sind momentan in Umstrukturierung unter US-Recht. Die Rede ist von Voyager Digital und Celsius Network.
Seit Monaten kämpfen die beiden Krypto-Plattformen vor einem US-Gericht mit der analogen Welt um eine Lösung ihrer Verschuldungsprobleme. Aber ausser horrenden Anwaltskosten scheint es bisher kaum Fortschritte zu geben.
In der schnellen Krypto-Welt ist man eigentlich anderes gewohnt. Beim Zusammenbruch des algorithmischen Stablecoin-Systems Terra-Luna kamen beispielsweise nach wenigen Tagen zwei neue Coins auf den Markt, welche die Verluste komplett ausblendeten, und dann ging es einfach wieder an den Start.
09.11.2022/kut.