Beharrlichkeit zahlt sich für Peter Spuhler aus

Peter Spuhler beim Abschluss eines Grossauftrages in Saudiarabien
Peter Spuhler (links) schliesst Grossauftrag in Saudiarabien für Stadler Rail ab. (Bild: PD)

Erst wollte es mit Stadler Rail in der Golfregion nicht so richtig klappen. Nun fädelt Peter Spuhler aber den entscheidenden Deal ein.

Sie wollen ein neues Spital oder eine neue U-Bahn oder sie wollen gleich das ganze System zur Wasserversorgung einer Grossstadt erneuern.

Die Schweizer Unternehmen kommen dagegen mit den weltbesten Türrahmen, den sichersten Schlössern und den stabilsten Rohrleitungen.

Für Sonderweg werben

Genau dies, also die Divergenz zwischen dem Gewünschten und den Angeboten, hatte bisher das Leben für viele Schweizer Firmen in der arabischen Welt schwer gemacht.

Wie sollte man mit den Golfarabern ins Geschäft kommen, wenn sie sich nicht um Details kümmern wollen, aber die Stärken von Schweizer Produkten nun mal in den besten Türrahmen, sichersten Schlössern oder den stabilsten Rohleitungen zu finden sind?

Genau, man musste Projektleiter und Verantwortliche davon überzeugen, dass es die Lösungen aus der Schweiz wert sind, eine Extrawurst zu braten und sich das eigene Zusammensetzen des Puzzles lohnt.

Gigantisches Volumen

Genau dies ist dem Zughersteller Stadler Rail nach vielen Jahren gelungen. Zehn Züge bestellte Saudi Arabia Railways (SAR) sofort und sicherte sich eine Option auf weitere zehn Triebzüge, wie der Schweizer Zughersteller aus Bussnang TG am Montagabend bekanntgab.

SAR will mit den Zügen die Verbindung zwischen der Hauptstadt des Königreiches Saudiarabien Riad und der Hafenstadt Dammam erhöhen. Das Auftragsvolumen beträgt insgesamt für das Geschäft rund 600 Millionen Franken, wie es freudig hiess.

Im Jahr 2022 erwirtschaftete der Konzern einen Umsatz von 3,75 Milliarden Franken, was verdeutlicht, dass das saudische Geschäft nicht unbedeutend ist.

Schwierige Haftungsfragen

Verwaltungsratspräsident von Stadtler Rail, Peter Spuhler, reiste höchstpersönlich mit anderen Wirtschaftsvertretern aus der Schweiz nach Riad und unterzeichnete den Deal.

Für Stadler Rail sei dies der erste Auftrag in der Golfregion, hiess es. Weitere dürften nach dem Türöffnergeschäft folgen.

Stadler Rail Züge für Saudiarabien
Moderne Züge von Stadler Rail fahren bald durch die Wüste in Saudiarabien. (Bild: PD)

Bisher war Stadler Rail in Saudiarabien nicht zum Zug gekommen. Das lag aber nicht an den Produkten, sondern eben an der Art, wie in der Golfregion die Grossprojekte um neue U-Bahnen, neue Spitäler oder um neue Grossbauten durchgeführt werden.

Der Schweizer Konzern sollte die Züge liefern, aber gleichzeitig für den Bau der Trassen und Gleise haften, wie Recherchen von muula.ch ergaben. Ein Risiko, dass Stadler bisher nicht eingegangen ist.

Viel Potenzial in der Wüste

Auch jetzt hafte der Konzern nur für seine eigenen Produkte, hiess es aus dem Umfeld von Spuhler. Eine Pauschalhaftung für Dinge, welche die Schweizer nicht zu verantworten haben, fiel somit weg. Die Beharrlichkeit, solche Bedingungen – trotz lohnender Geschäfte – nicht zu akzeptieren, hat sich also gelohnt.

Lohnen würde es sich für viel mehr Schweizer Unternehmen, Geschäfte in Saudiarabien zu machen. Klar, sind die klimatischen und religiösen Bedingungen anders als in Europa oder in Amerika. Doch haben Firmen einmal Fuss in dem Königreich gefasst, wollen sie oftmals nicht mehr weg.

Grosse Namen dabei

In der Schweizer Wirtschaftsdelegation war auch UBS-Wealth-Management-Chefin Christine Novakovic mit von der Partie. Neben Lombard Odier, Vontobel, Julius Bär war die Genfer Kantonalbank ebenfalls mit dabei. 

Klar, liessen es sich auch die Basler Pharmakonzerne Roche, Novartis & Co. nicht nehmen, in Riad für ihre Interessen zu werben. Vertreter vom Rohwarenkonzern Glencore, der Reederei MSC, dem Schweizer Uhrenverband sowie der Tabakfirma Oettinger Davidoff suchten Glück im Wüstenstaat.

Etwas aus der Reihe fiel wohl die Krankenkasse CSS, deren Präsident Bernhard Rüeger ebenfalls auf der Teilnehmerliste steht. Der Krankenversicherer CSS wird wohl kaum in Saudiarabien eine Aussenstelle eröffnen wollen. Aber bei CSS-Chefin Philomena Colatrella weiss man ja nie.

Wandel bringt Möglichkeiten

Riad hat unlängst die Ausschreibung für die Expo2030 gewonnen, was wiederum enorme Chancen für Aufträge bietet. An einer Präsentation in Genf wurde dies unlängst deutlich, wie gross das Potenzial in dem Königreich ist und wie sehr sich das Land doch mittlerweile gewandelt hat.

Der Anlass fand zum Beispiel an einem Freitag statt, was vor Jahren noch undenkbar gewesen wäre, denn der Freitag ist in der arabischen Welt heilig.

Auch die Schweizer Firmen müssen sich wandeln, wenn sie in der Golfregion erfolgreich Geschäfte abschliessen wollen. Schnell geht da meist gar nichts. Aber Beharrlichkeit zahlt sich nun, wie bei Stadler Rail, am Ende mit einem gigantischen Auftragsvolumen sicher aus.

06.02.2024/kut.

Beharrlichkeit zahlt sich für Peter Spuhler aus

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