Bankhaus Julius Bär schockt Investoren

CEO von Julius Bär, Philipp Rickenbacher
Das Lachen dürfte Philipp Rickenbacher, dem CEO von Julius Bär, bald vergehen. (Bild: PD)

Die Zürcher Bank Julius Bär macht seit Jahren bei der Berichterstattung eine Extrawurst. Der Tanz aus der Reihe geht nun nach hinten los.

Das Zürcher Bankhaus Julius Bär publiziert traditionell alle vier Monate und nicht zu den Quartalen einen Bericht über den Geschäftsverlauf. Diese Vorgehensweise ist dem Geschäftshaus diesmal zum Verhängnis geworden.

Benko lässt grüssen

Die renommierte Privatbank ist nämlich in die Pleite um den österreichischen Investor René Benko und seinem Signa-Imperium verwickelt, wie auch muula.ch berichtete.

Und weil dort die Transparenz so gering ist, stürzen sich Investoren auf alles, was sie bekommen können und das war nunmehr der Zehnmonatsbericht des Bankhauses Julius Bär.

Dem Vernehmen nach ist das Kreditinstitut bei Benko, Globus & Co. mit rund 500 Millionen Franken engagiert und da das Signa-Imperium um Immobilien sowie Detailhändler wankt, kommt auch Julius Bär unter die Räder.

Unklare Kommunikation

Im Rahmen eines umsichtigen Bilanzmanagements überprüfe Julius Bär regelmässig die Qualität des Kreditbuchs, hiess es am heutigen Montag in einer Medienmitteilung etwas verklausuliert.

Per 19. November 2023 habe die Gruppe Wertberichtigungen in Höhe von 82 Millionen Franken gebucht, davon wurden 70 Millionen Franken aber nach dem Stichtag 31. Oktober 2023 im Kreditportfolio der Gruppe gebucht, hiess es kryptisch weiter.

Die Gesamtqualität des Kreditbuchs und der Bilanz bliebe davon unbeeinträchtigt, führte Julius Bär um CEO Philipp Rickenbacher weiter aus, ohne zu sagen, wie das genau vonstattengehen soll.

Auch die Beteiligung an Signa, welche der Markt hinter den Abschreibungen vermutet, gab die Bank nicht zu. Allerdings zeigt der Hinweis auf ein Ereignis nach dem Bilanzstichtag, wie wesentlich das Ganze ist.

Sinkende Marge

In den ersten zehn Monaten des Jahres 2023 stieg zudem die Zahl der Kundenberater um 75 auf netto 1323 Vollzeitstellen, was auch Kosten in die Höhe treibt.

Die Bruttomarge für die ersten zehn Monate des Jahres 2023 lag bei über 89 Basispunkten, was zwar eine Verbesserung gegenüber den 87 Basispunkten für das Gesamtjahr 2022 darstellte.

Im Zeitraum von Juli bis Oktober 2023 betrug die Bruttomarge aber rund 83 Basispunkte, was einen Rückgang gegenüber den 93 Basispunkten ergibt, welche Julius Bär für das erste Halbjahr 2023 ausgewiesen hatte.

Somit geht die Richtung für den Überschuss klar nach unten und verfehlt die Finanzziele klar.

Gewinn stark unter Druck

In den ersten zehn Monaten des Jahres 2023 stiegen die verwalteten Vermögen um rund 11 Milliarden Franken beziehungsweise um 3 Prozent auf 435 Milliarden Franken.

Nach einer Zunahme der Kreditrückstellungen im November und einem Anstieg der effektiven Steuerquote seit Jahresbeginn erwarte die Gruppe derzeit aber nicht, dass der Konzerngewinn für das Jahr 2023 das Niveau von 2022 erreichen werde.

Im Jahr 2022 war mit 950 Millionen Franken der Reingewinn schon um 12 Prozent unter dem Ergebnis von 2021 gelandet.

Angesichts extrem sprudelnder Bankengewinne aus dem Zinsgeschäft verwundert die Aussage zu einem weiteren Gewinnrückgang offensichtlich stark.

Risikomanagement nicht im Griff

An der Börse kamen die Nachrichten sofort extrem schlecht an. Die Titel von Julius Bär brachen um über 12 Prozent auf unter 50 Franken je Aktie ein.

Analysten zweifelten an der Effizienz des Risikosystems bei dem Geldhaus und dies dürfte längerfristig tief in den Köpfen der Börsianer haften bleiben.

Ein einziger Kunde hat bei der Privatbank offenbar zu grosse Auswirkungen, so der Tenor. Und mit der Extrawurst um Viermonats- statt Quartalsberichte fällt all dies am Markt eben besonders stark auf.

20.11.2023/kut.

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