Die ehemalige Bundesrätin Doris Leuthard hat Details zu ihrem neuen Projekt enthüllt. Dabei geht es um wirklich Grosses für die Schweiz.
Alt-Bundesrätin Doris Leuthard hat Angaben zu ihrem Engagement bei einem Verein gemacht. Als Co-Präsidentin von «Svizra27» setzt sich die Ex-Ministerin für die nächste Landesausstellung der Schweiz ein.
«Die Arbeiten rund um die Machbarkeitsstudie laufen auf Hochtouren», sagte sie in der neuesten Printausgabe der «Schweizerischen Gewerbezeitung». Die Organisation habe einen grossen Drive, und sie sei mit dem Stand der Arbeiten sehr zufrieden, hiess es weiter.
Grossereignis für die Schweiz
Das Motto «Mensch-Arbeit-Zusammenhalt» für die nächste Landesschau, die nur ungefähr alle 25 Jahre einmal stattfindet, käme genau richtig, führte Leuthard zudem aus. «Mit der nächsten Landesausstellung können wir die Schweiz weiterbringen», betonte sie.
Zum Finanziellen der «Svizra27» wollte sie sich noch nicht konkret äussern. Derzeit würden mögliche Szenarien hinsichtlich ihrer Durchführbarkeit überprüft. Dabei würden die Lösungsansätze analysiert, Risiken identifiziert und Erfolgsaussichten abgeschätzt, sagte sie.
«Zusätzlich wird eine wirtschaftliche Beurteilung des Projekts im Rahmen eines Businessplans erfolgen», erklärte die Alt-Bundesrätin.
«Die Schweiz kann sich eine nächste Landesausstellung leisten; sie muss sie sich leisten», gab sich Leuthard überzeugt.
Bund muss zahlen?
Das Projekt müsse aber erst noch eine gewisse Reife erreichen, vertiefte Abklärungen und ausgearbeitete Ideen haben, bevor sich die Politik als grösste Geldgeberin damit beschäftigen könne, so die Co-Präsidentin weiter. «Der Bundesrat weiss sehr wohl, dass es von Zeit zu Zeit ein solches Projekt braucht, um das Land zusammenzuschweissen», hob Leuthard zudem hervor.
Diesmal ist das Grossprojekt höchstwahrscheinlich in der Nordwestschweiz geplant, weshalb sich auch die Wirtschafts- und Gewerbeverbände aus den fünf Nordwestschweizer Kantonen besonders bei der Sache engagieren.
Momentaufnahme der Epoche
Die jüngste Landesausstellung fand laut Angaben aus dem EDA im Jahr 2002 in der Seenregion Neuenburg, Biel und Murten statt. Auf sogenannten «Arteplages» thematisierte die Expo.02 die Themen Offenheit und Umwelt. Die Landesausstellung war auf vier verschiedene Standorten am Wasser in Biel, Neuenburg, Yverdon-les-Bains und Murten verteilt.
Der Gross-Anlass erfolgt stets mit dem Ziel, Kultur, Politik und Wirtschaft des Landes als eine Art Momentaufnahme der Epoche darzustellen. Die erste Landesausstellung fand 1883 in Zürich statt, ihr zentrales Thema war die Bedeutung von Schule und Bildung als Wachstumsfaktor der Wirtschaft.
Selbstfindung des Landes
Die drei folgenden Ausstellungen (1896 in Genf, 1914 in Bern und 1939 in Zürich) waren geprägt von der Armee und vom Wunsch, die Eigenständigkeit des Landes zu unterstreichen. Insbesondere die Landi 1939 in Zürich stand ganz im Zeichen der geistigen Landesverteidigung.
Auszug aus einem sehr frühen offiziellen Werbeprospekt zur Schweizerischen Landesausstellung in Zürich im Jahr 1939. (Bildnachweis «Photobibliothek.ch»)
Die Landesausstellung von 1964 in Lausanne zeichnete mit dem Projekt Gulliver ein futuristisches Bild der Schweiz: Ein Computer lieferte laufend den neuesten Stand einer bei den Ausstellungsbesuchern durchgeführten Umfrage zu den grossen Gegenwartsthemen.
Millionen von Besuchern
Die schweizerischen Landesausstellungen stiessen laut Recherchen von muula.ch seit jeher auf grosses öffentliches Interesse. Dies zeigt sich etwa an den Besucherzahlen. Nahezu 2 Millionen sahen die erste Landesausstellung 1883 in Zürich, 12 Millionen die Expo 64 in Lausanne, geht aus einem Bericht der Geschäftsprüfungskommission des Ständerates (GPK-SR) zu dem Thema hervor.
Die grosse Aufmerksamkeit wurde aber oft durch scharfe Kritik begleitet, welche sich zum einen auf organisatorische Mängel und auf die Gestaltung einzelner Ausstellungsteile bezog.
Mal Gewinn und mal Verlust
Die für eine Landesausstellung aufgewendeten Mittel stiegen gemäss dem Bericht zwischen 1883 und 1964 von 3,6 auf 187 Millionen Franken. Die Ausstellungen von 1883 und 1914 schlossen mit bescheidenen Gewinnen von 23.000 beziehungsweise 34.000 Franken, diejenige von 1939 mit einem beträchtlichen Überschuss von 6,4 Millionen Franken ab.
Die Ausstellung von 1896 wies ein Defizit von 270.000 Franken und jene von 1964 ein Defizit von 45 Millionen Franken aus. In der Regel erfolgte eine kombinierte Finanzierung durch den Verkauf von Eintrittskarten, öffentliche Subventionen, Beiträge privater Geldgeber, Lotterieerträgen und die Herausgabe von Anteilscheinen.
Die regulären Eintrittspreise erhöhten sich von nur einem Franken zu Beginn bis auf sechs Franken im Jahr 1964.
Grosse Verzögerungen
Im Jahr 1964 traten als neue Finanzierungsmittel Defizitgarantien und Darlehen der öffentlichen Hand in den Vordergrund. Vor allem die Landesausstellungen von 1939 und 1964 kamen mit starker finanzieller Beteiligung des Bundes zustande.
Es bleibt also spannend, was Alt-Bundesrätin Leuthard und ihr «Svizra27»-Team nun für einen Businessplan vorlegen werden.
Mit Ausnahme der Expo 64 wurden alle Landesausstellungen um mindestens ein Jahr verschoben. Vielleicht hat die Alt-Bundesrätin sogar noch etwas mehr Zeit zum Planen für ihr Grossprojekt.
24.10.2022/kut.