Tolerierte eine Schweizer Bank wieder einen heiklen Kunden?

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Grossbank UBS: Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen? (Bild: Frank / pixabay)

Schweizer Banken sollten sehr zurückhaltend beim Geschäften mit politisch exponierten Personen, sogenannten PEPs, sein. Nun kommt wieder ein krasser Fall zum Vorschein.

Geld stinkt bekanntlich nicht. So oder so ähnlich wird sich das auch die Schweizer Grossbank UBS gedacht haben, als sie die Geschäftsbeziehung mit dem russischen Oligarchen Roman Abramovich eingegangen ist.

Der superreiche Russe und einstige Politiker steht beziehungsweise stand auf der Kundenliste und auf die Geschäftsbeziehung gingen mindestens 700 Millionen Dollar zurück.

Vermögen von 9 Milliarden

Dies berichtete der «Tages-Anzeiger» gemeinsam mit dem britischen «Guardian» sowie weiteren Medienpartnern am heutigen Montag unter Berufung auf ein Datenleck in Zypern.

Den Kontounterlagen zufolge sollen Ende September 2021 auf einem Abramovich-Konto über 290 Millionen Dollar gelagert worden sein.

Zudem gab es auf einem anderen Konto des Oligarchen noch am 21. Januar 2022, also wenige Tage vor dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, rund 420 Millionen Dollar. Sein Gesamtvermögen wird auf rund 9 Milliarden Dollar geschätzt.

Reputationsrisiko für Schweiz

Der russische Oligarch wollte sich ohnehin schon einmal in der Schweiz niederlassen, was aber auf Intervention der Behörden nicht erfolgt ist.

Abramovich werden Kontakte zu kriminellen Organisationen nachgesagt und er sei aufgrund des Verdachts auf Geldwäscherei bekannt. Die Schweiz Sicherheitsbehörden stuften ihn bereits als Gefährdung für die öffentliche Sicherheit sowie als Reputationsrisiko für die Schweiz ein.

Vor Gericht blitzte der Milliardär und UBS-Luxuskunde ab.

UBS schweigt

Mit dem Luxusleben auf Super-Jachten und in Luxus-Villen mit mehreren Helikoptern ist der einstige Besitzer des Fussballklubs FC Chelsea immer wieder in der Öffentlichkeit aufgefallen.

Unklar bleibt allerdings, weshalb die UBS den exponierten Oligarchen dennoch als Kunden behielt und über Kundenberater des Global Family Office Russia der UBS Schweiz betreute.

Die Grossbank, die eigentlich felsenfest im Vergleich mit dem anderen Schweizer Platzhirsch, der kriselnden Credit Suisse, dasteht, wollte sich gegenüber der Zeitung nicht zu der Angelegenheit äussern.

Transparentes Geschäftsgebaren sieht wahrscheinlich etwas anders aus.

Steigbügelhalter für alles?

Seit 15. März 2022, also ziemlich rasch nach Kriegsausbruch am 24. Februar 2022, kam Abramovich wegen seiner Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin und zum russischen Machtsystem auf die Sanktionsliste der EU, welche die Schweiz übernahm.

Abramovich soll die Mehrheit seines Vermögens auf die Kinder übertragen haben, weil ab 51 Prozent die Sanktionen nicht mehr greifen würden.

Ob die UBS den Transfer noch ausgeführt hat, ist nicht bekannt.

Vier Enforcement-Verfahren

Eigentlich hätte sich die Bank solche Schlagzeilen gänzlich sparen können. Immer wieder fallen Schweizer Geldinstitute nämlich auf, weil sie PEPs bei ihren Geschäften helfen. Solche Geschäfte werden eigentlich aufgrund von Reputationsrisiken äusserst vorsichtig getätigt und unterbleiben meist.

Im Jahr 2011 hatte die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht Finma sogar schon einmal eine Untersuchung von Schweizer Banken in Bezug auf die Sorgfaltspflichten mit den PEPs untersucht.

Der Regulator zeigte sich grundsätzlich mit den Standards bei Schweizer Banken zufrieden. Allerdings leitete die Finma bei vier Geldhäusern sogar Enforcement-Verfahren ein.

30.01.2023/kut.

Tolerierte eine Schweizer Bank wieder einen heiklen Kunden?

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