Bei den Sozialwerken AHV, IV und EO läuft es gar nicht so schlecht. Ein Milliardendefizit zeigt aber, wo das eigentliche Problem liegt.
Die Zahlen sind gigantisch. Am 31. Dezember 2022 betrug der gesamte Vermögensbestand der Compenswiss, also dem Ausgleichsfonds der AHV, IV und EO, rund 37.307 Millionen Franken nach 40.910 Millionen Franken im Vorjahr.
Dies teilte das Bundesamt für Sozialversicherungen BSV mit.
Davon entfielen auf die AHV 32.700 Millionen Franken, auf die IV 3202 Millionen Franken und auf die EO 1405 Millionen Franken, hiess es weiter.
Gute Vergleichswerte
Legt man aber die Medienmitteilung zu dem Thema von vor einem Jahr daneben, so lautet der gleiche Satz:
Am 31. Dezember 2021 betrug der gesamte Vermögensbestand der compenswiss 40.910 Millionen Franken (per Ende 2020: 38.568 Millionen Franken), wovon auf die AHV 35.894 Millionen Franken entfallen, auf die IV 3.617 Millionen Franken und auf die EO 1.399 Millionen Franken.
An diesem einfachen Vergleich zeigt sich eindrücklich, wo die Probleme der Schweizer Sozialwerke liegen.
EO im Lot
Gewiss, es fehlen rund 3,6 Milliarden an Vermögen, weil sich die Kapitalanleger verzettelt hatten und es auch bei den Sozialwerken grosse Verluste gegeben hat, wie auch muula.ch berichtete.
Doch etwa beim Erwerbsausfall, EO, ist das Vermögen praktisch gleichgeblieben. Das heisst, Einnahmen und Ausgaben hielten sich in etwa die Waage.
IV blutet an anderer Stelle
Bei der Blickt man auf die IV, so zeigt sich auch hierbei, dass nur rund 400 Millionen Franken an den beiden Stichtagen fehlen.
Auch hierbei gab es Anlageverluste – doch dies allein kann es offensichtlich nicht sein.
Das Umlageergebnis der IV habe bei rund 122 Millionen Franken gelegen und sei damit erstmals seit dem Ende der IV-Zusatzfinanzierung in den schwarzen Zahlen, teilte die Administration diesbezüglich mit.
Somit lagen die Erträge erstmals über den Aufwendungen, was illustriert, dass die IV auf dem richtigen Wege ist. Das Anlageergebnis der IV belastete dann noch bei 415 Millionen Franken, was ungefähr die Vermögensreduktion darstellt.
Es ist also das schlechte Händchen an den Börsen, was die Invalidenversicherung schlaucht.
Operativ gute Resultate
Und dann kommt man zur Alters- und Hinterbliebenenversicherung AHV. Das Vermögen schrumpfte um 3,2 Milliarden Franken.
Das operative Ergebnis, wenn man es so bezeichnen will, ergab laut dem BSV ein Plus von 1,6 Milliarden Franken. Im Jahr 2021 hatte der Wert noch 880 Millionen Franken betragen. Das bedeutet, dass sich die Situation bei Einnahmen und Ausgaben quasi verdoppelt ins Positive gewendet hat.
Die Erträge sind deutlich stärker gestiegen und die Ausgaben blieben bis auf 800 Millionen Franken quasi konstant.
Das BSV erklärte, dass sich der mit der zusätzlichen Finanzierung der AHV durch das Bundesgesetz über die Steuerreform und die AHV-Finanzierung (STAF) im Jahr 2020 begonnene Aufwärtstrend fortsetze.
Gigantische Börsenverluste
Und dann kommt 2022 bei der AHV aber auch noch das Kapitalanlageergebnis hinzu und der Verlust betrug unglaubliche 4,4 Milliarden Franken. Im Vorjahr hatte hierbei noch ein Gewinn von rund 1,7 Milliarden Franken vom «dritten Beitragszahler» gestanden.
Insgesamt rutscht die AHV damit im vergangenen Jahr in einen Verlust von ziemlich genau 2,7 Milliarden Franken.
Die von Compenswiss auf dem Anlagevermögen der AHV erzielte Nettorendite betrug Ende 2022 rund –12,85 Prozent, wo im Vorjahr noch ein Plus von 5,28 Prozent erzielt worden war. Es zeigt sich somit eindeutig, dass die Kapitalanlage verbessert werden muss.
Zweck nicht erfüllt
Doch genau dafür ist Compensuisse in Genf eigentlich hauptsächlich gegründet worden.
Neben der Bereitstellung der Liquidität für die Renten sollte die Kapitalanlage der Sozialwerke gebündelt und «ein optimales Verhältnis zwischen Sicherheit und Erzielung eines marktkonformen Ertrags gewährleistet» sein, wie es bei Compenswiss heisst.
Die Vermögensverwaltung sei das Zentrum des Geschäfts, so der Wortlaut.
Wenn sich das Ganze aber, wie sich 2022 zeigt, bloss mit den Märkten bewegt, braucht das Volk für die Vermögensverwaltung der Gelder seiner Sozialwerke aber vielleicht auch nicht so viel Geld an Banken um Goldman Sachs, UBS & Co. abdrücken.
Eine Prüfung wäre da wohl gut.
19.04.2023/kut.