
Die Schweiz wollte im Jahr 2024 einen ausgebauten Bahnhof Lausanne präsentieren. Doch seit zehn Jahren streiten sich die Staatsdiener bloss.
Die ganze Sache ist zum Heulen.
Der Ausbau des Bahnhofs Lausanne ist dringend notwendig, um dem steigenden Passagieraufkommen gerecht zu werden.
Bauarbeiten begannen erst 2021
Bereits im Jahr 2013 beschloss das Parlament den Ausbau.
Die Schweizerischen Bundesbahnen SBB, die als Infrastrukturbetreiberin hauptverantwortlich sind, reichten bereits Ende 2014 ein Baugesuch ein.
Das Bundesamt für Verkehr (BAV) ist für die Genehmigung der Pläne und die Beaufsichtigung sowie Steuerung der Umsetzung zuständig.
Doch nun sind 10 Jahre vergangen und der Bahnhof Lausanne ist immer noch nicht fertig.
Die Bauarbeiten begannen zwar im Juni 2021, aber die Verzögerungen gehen immer weiter.
Staatsstellen kooperieren nicht
Die Geschäftsprüfungskommission des Nationalrates GPK-N legte diese Woche ihren Bericht zu dem Desaster vor.
Mängel habe sie insbesondere bei der strategischen Zusammenarbeit sowie bei der Datenübermittlung zwischen den SBB und dem BAV erkannt, hiess es.
Zudem sei das interne Qualitätsmanagement von den SBB teilweise ungenügend, erklärte die Untersuchungskommission.
Über 30 Prozent an Mehrkosten
Wer aber den Gesamtbericht liest, dem läuft es für die Olympiastadt Lausanne kalt den Rücken hinunter.
Die Gesamtinvestitionen werden mehrheitlich vom Bund getragen und wurden zu Beginn auf insgesamt 1,3 Milliarden Franken inklusive der Teuerung geschätzt.
Mittlerweile erhöhten sich die Kosten auf aktuell 1,7 Milliarden Franken. Das sind über 30 Prozent mehr für die Steuerzahler.
Nach neuester Planung sollen die Arbeiten im Jahr 2037 abgeschlossen sein – man schreibt wohlgemerkt derzeit das Jahr 2025 und bis zum Bauende gehen offenbar nochmals 12 Jahre ins Land.
Druck von der Politik
Die Verantwortlichen um SBB und des BAV betonen beide zur Entschuldigung, dass es sich im vorliegenden Fall um ein aussergewöhnlich komplexes Projekt handele, welches nicht mit anderen in der Schweiz laufenden Bahnausbauprojekten verglichen werden könne.
Hinzu kämen Abstimmungen mit weiteren Bauprojekten und politischer Druck vom Kanton Waadt sowie der Stadt Lausanne.
Zwitterrolle der Behörde
Erschwerend kommt laut der GPK noch hinzu, dass das BAV eine Doppelrolle innehat.
Einerseits obliegt dem Amt die Steuerung der Bahnausbauprojekte und andererseits ist es aber auch Bewilligungsbehörde im Plangenehmigungsverfahren.

Das Bundesamt habe Schwierigkeiten, die beiden Rollen miteinander zu vereinen, hiess es von Beteiligten kritisch. Die Behörde selbst sagt, sie habe dies im Griff.
Die GPK empfiehlt, stets anzugeben, in welcher Rolle das BAV jeweils agiert.
Fachkräftemangel und Sprachprobleme
Der ganze Untersuchungsbericht widmet sich vielen Streitpunkten zwischen den staatlichen Stellen und der Staatsbahn.
Der Mangel an Ingenieuren bei den SBB sowie Sprachprobleme in der Kommunikation erschweren obendrein die Arbeiten.
Die Prüfer stellten schliesslich fest, dass die Zusammenarbeit des BAV und der SBB bei der strategischen Steuerung des Projekts während mehrerer Jahre von Meinungsverschiedenheiten und einem mangelnden Dialog geprägt gewesen sei.
Klar – sie alle werden auch so bezahlt.
Anwenden der Qualitätsstandards
Alle Beteiligten gelobten nunmehr Besserung und wollen bei dem Mammutbauprojekt an einem Strang ziehen.
Die GPK ersuchte zudem den Bundesrat, sicherzustellen, dass das Staatsunternehmen bei allen Bahninfrastrukturprojekten sein internes Qualitätsmanagement konsequent anwendet. Schliesslich ist der Bund da Eigentümer.
Die Empfehlungen klingen für Externe aber eher, als hätte man es mit einem Projekt in einem Dritte-Welt-Land zu tun. Wie soll man sonst einen Bahnhof umbauen, wenn nicht die eigenen Qualitätsansprüche verwendet werden.
Weitere Behörde involvieren?
Last, but not least, empfehlen die Parlamentarier, dass eine weitere Behörde ins Spiel kommt.
Das Uvek solle das Projekt eng begleiten und die involvierten Bundesbehörden sollen alle für den planmässigen Projektabschluss notwendigen Massnahmen ergreifen, hiess es lapidar.
Anreize richtig setzen
Mit einer zusätzlichen Behörde ist das nächste Desaster aber wohl schon vorprogrammiert, weil das Uvek ja auch mit Daten-, Sprach- und Koordinationsproblemen sowie mit Doppelrollen zu kämpfen hat.
Auch bringt die Entlohnung der Beteiligten auf Basis von Sitzungen nichts – da braucht es ergebnisorientierte Bezahlung.
Und wie wäre es damit, die obersten Chefs von den SBB und des BAV persönlich in die Haftung für das Bauprojekt zu nehmen?
Jede Wette, der Ausbau des Bahnhofs Lausanne würde vorzeitig und in bester Qualität fertiggestellt.
31.01.2025/kut.