Audemars Piguet hat stets kreative Antworten auf Marktflauten gefunden. Mit dem US-Künstler Kaws gelingt wieder so ein magischer Moment.
Audemars Piguet, der zweitwichtigste Name in der Welt der Haute Horlogerie nach Patek Philippe, hat sich erneut als visionär bewiesen.
In einer Zeit, in der die Uhrenindustrie mit einer Wirtschaftsflaute zu kämpfen hat, präsentierte das Schweizer Uhrenhaus diese Woche eine bemerkenswerte Zusammenarbeit.
Titan und Keramik
Es ist eine streng limitierte Auflage von 250 Uhren, die gemeinsam mit dem renommierten US-Pop-Art-Künstler Kaws entwickelt wurde, für den Kunstliebhaber immer Schlange stehen oder auch schon mal vor einem Museum übernachten.
Es ist eine Royal Oak Concept Tourbillon in 43 Millimetern mit Handaufzug, Kaliber 2979, gefertigt aus Titan und in der Mitte eine der berühmten Kaws-Figuren, die Companion.
Die 3D-Miniaturfigur aus Titan ist auf dem mit einem Sonnenschliffmotiv verzierten Titanzifferblatt montiert. Das Tourbillon zur Verbesserung der Ganggenauigkeit ist zifferblattseitig bei 6 Uhr platziert und die verschraubte Krone wird aus schwarzer Keramik präsentiert.
Bedienen von zwei Märkten
Im Rahmen dieser Kooperation musste Audemars Piguet die Grenzen der Uhrmachertechnologie erweitern, um einen Rahmen zu schaffen, in dem die Figur im Mittelpunkt steht, umgeben von einer brandneuen Stunden- und Minutenanzeige an der Peripherie des Uhrwerks, hiess es zur Lancierung im Marketingdeutsch.
Der US-Künstler Kaws hat aber gleichzeitig auch noch eine 45 Zentimeter grosse Compagnion-Skulptur aus Walnussholz geschaffen, limitiert auf 100 Stück, die frech mit dem Hinterteil auf dem ikonischen Hauptsitz von Audemars Piguet thront.
Auch dies ist ein geschickter Schachzug, denn kreative Menschen bringen die Welt voran. Kunstliebhaber und Uhrennarren werden sich sowohl um die Figuren als auch um Zeitmesser streiten.
Geniale Kombination
Die Verbindung von Kunst und Uhrmacherei ist zwar keine gänzlich neue Idee.
Doch die 1875 gegründete Uhrenmanufaktur Audemars Piguet versteht es, mit Künstlern die Kollaborationen in neue Dimensionen zu heben, indem die Tradition der Uhrmacherkunst mit zeitgenössischer Kreativität verschmilzt.
Diese neueste Kreation reflektiert nicht nur die aussergewöhnliche Präzision und handwerkliche Exzellenz, für die Audemars Piguet ohnehin weltbekannt ist, sondern auch eine mutige visuelle Ästhetik, die Kaws’ ikonische Handschrift trägt.
Statt als blosses Accessoire steht die Uhr als Kunstwerk für sich. Die Uhrzeit musste bei diesem Zeitmesser der Kunst weichen, wurde aber nicht vergessen, sondern eben elegant im Hintergrund gelöst.
Innovation als Markenzeichen
Seit der Einführung der flachsten Taschenuhrkaliber 1925, der flachsten Armbanduhren der Welt 1946 oder der achteckigen Royal Oak mit robuster Glasfront im Jahr 1972 hat Audemars Piguet immer wieder bewiesen, dass die Firma zu strategischen und kreativen Wendepunkten in der Lage ist.
Damals revolutionierte die vom Schweizer Uhrenpapst Gérald Genta entworfene Royal Oak als erste Luxusstahluhr mit ikonischem Design die Branche – und bot mitten in der Krise der Quarzuhren-Ära eine überzeugende Antwort.
Risiken bewusst eingehen
Derzeit steht die Uhrenbranche erneut an einem schwierigen Punkt, da die Nachfrage nach mechanischen Uhren angesichts einer schwierigen Wirtschaftslage und veränderter Konsumgewohnheiten schwächelt.
Doch auf dem Zweitmarkt hat gerade Audemars Piguet zuletzt immer noch stattliche Renditen erzielt, wie muula.ch unlängst berichtete.
Die Partnerschaft mit dem New Yorker Künstler Kaws zeigt, dass Audemars Piguet nicht nur auf bewährte Rezepte setzt, sondern bereit ist, Risiken einzugehen, um eine jüngere und kunstaffine Zielgruppe anzusprechen.
Die limitierte Auflage dieser Luxusuhr ist eine kluge Antwort auf die Diversifizierung des Marktes in die Welt der Pop-Art-Kunst.
Mut und Kreativität sind eben immer wieder die stärksten Waffen gegen Stagnation und Rückschritt.
Aufholen zu Patek Philippe
In einer Ära, in der der Luxusmarkt neu definiert wird, bleibt Audemars Piguet seiner Rolle als Innovator treu – und die Kaws-Uhr ist ein weiteres Meisterstück auf diesem Weg.
Dies hilft nicht nur der zweitwichtigsten Uhrenmanufaktur der Schweiz, den Abstand zum Marktführer Patek Philippe zu verringern, der gerade in der Kritik steht, mit der «Cubitus» nach fast drei Jahrzehnten eine wenig innovative Uhr auf den Markt gebracht zu haben.
Die Innovation mit Kaws hilft auch der ganzen Schweizer Uhrenbranche.
23.11.2024/kut.