Viele Schweizer sträuben sich, wenn Neuerungen kommen. Doch beim Digitalen steht das Land meist an vorderster Front, wie die E-Vignette zeigt.
Die Schweiz wird oft als ein Apple-Land bezeichnet.
Neue iPhones, neue iPads oder neue iWatches sind bei den Menschen beliebt.
Ritual seit 1985
Geht es Neuerungen, die andere Bereiche betreffen, hinkt das Land meist hinterher.
Umso mehr erfreut es, dass der seit 1985 jedes Jahr zelebrierte Einkauf der Autobahnvignette und das Abkratzen des Vorjahresklebers nun offenbar eine Neuerung erfahren haben.
Rund 11 Millionen Stück
Für das Vignettenjahr 2024 konnten Käufer nämlich erstmals zwischen der konventionellen Klebevignette und der E-Vignette wählen.
Gut ein Drittel der Käufer habe sich bereits für die digitale Variante entschieden, teilte das Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit BAZG am heutigen Donnerstag mit.
Von den rund 11 Millionen verkauften Vignetten für Schweizer Autobahnen seien rund 35 Prozent auf die digitale Variante entfallen, hiess es weiter.
Kritiker lagen daneben
Der Grossteil der verkauften E-Vignetten wurde im Inland nachgefragt und kam auf rund 2,35 Millionen Stück.
Gemessen an den Gesamtverkäufen im Inland entsprach dies einem Anteil von etwa 61,9 Prozent.
Im Vorfeld der Lancierung waren durchaus kritische Stimmen zu hören gewesen. Sogar das Wort Flop war dabei gefallen. Einen so hohen Anteil hätten wohl selbst Optimisten nicht für möglich gehalten.
Deutschland vor Frankreich
Rund 38,1 Prozent wurden laut dem BAZG von Personen gekauft, deren Fahrzeug im Ausland immatrikuliert ist.
Am grössten sei mit 16,4 Prozent die Nachfrage in Deutschland gewesen.
Danach kamen Frankreich mit 8,7 Prozent, Italien mit 3,5 Prozent, die Niederlande mit 1,8 Prozent und Belgien mit 1,7 Prozent. Die restlichen Käufe verteilten sich auf weitere Länder.
Viele Vorteile
Ausschlaggebend für die vergleichsweise grosse Nachfrage nach E-Vignetten gleich im ersten Jahr dürften die Vorteile gegenüber der Klebevignette sein. Der wesentliche Unterschied liege darin, dass die E-Vignette digital an die Kontrollschildnummer gebunden sei, hiess es vom BAZG.
Sie könne zeit- und ortsunabhängig mit wenigen Klicks online gekauft werden und sei direkt nach der Bezahlung gültig.
Sie müsse auch nicht an das Fahrzeug angebracht und dann wieder entfernt werden.
Produktions- und Verkaufskosten sparen
Das Ritual haben offenbar nicht so viele Menschen vermisst. Die Schweizer sind also gar nicht solche Muffel, wie man weithin meint, wenn es um Neuerungen in Kombination mit Digitalem geht.
Für den Staat gibt es sicher auch einen Vorteil. Ihm fliessen über den Verkauf von den 11 Millionen Vignetten für je 40 Franken rund 440.000.000 Franken zu und die Kosten für die Klebevignette dürften langfristig viel höher sein als für die Digitalversion.
21.11.2024/kut.