Schon wieder Erpressung bei der Zürcher Kantonalbank

Das Logo der Zürcher Kantonalbank ZKB an der Zürcher Bahnhofstrasse
Die Nerven lagen die vergangenen Tage bei der ZKB wegen einer Erpressung blank. (Bild: muula.ch)

Die Zürcher Kantonalbank ZKB kommt aus den Negativschlagzeilen nicht heraus. Nach IT-Pannen kam es nun erneut zu einer Erpressung.

Die Zürcher Kantonalbank ZKB ist nach den doppelten Lohnzahlungen für die Kantonsbeschäftigten sowie einer weiteren peinlichen IT-Panne mit Einblick in die Daten fremder Konten erneut in den Fokus der Öffentlichkeit geraten.

Täter in Haft

Vier Jugendliche wollten bei der ZKB das schnelle Geld machen und erpressten die Staatsbank seit Tagen.

Dies gaben die ZKB und die Zürcher Kantonspolizei am heutigen Freitagnachmittag bekannt.

Der Erpressungsversuch gegen die Zürcher Kantonalbank sei beendet, hiess es. Die Täter befänden sich in Haft.

Medien hielten dicht

Alle grossen Schweizer Medien inklusive muula.ch waren über den Erpressungsfall voll im Bilde – jedoch berichteten sie auf Wunsch der Bank und der Ermittlungsbehörden nicht darüber.

Den Tätern sollte einerseits keine Plattform geboten werden und andererseits sollte dies vor Nachahmern während der Ermittlungen schützen.

Einzig «Inside Paradeplatz» berichtete über den Erpressungsfall – das Medium war direkt in die Angelegenheit involviert.

Ping-Pong-Spiel mit Ultimaten

Am Montag vergangener Woche sendeten die Erpresser laut Informationen von muula.ch nämlich ihre E-Mail an die ZKB, doch die blieb im Spamfilter der Bank hängen.

Daraufhin kontaktierten die nun festgesetzten Jugendlichen das Online-Portal «Inside Paradeplatz», welches bei der Bank anfragte.

Die Bank hatte am Donnerstag aber das Erpresserschreiben aus dem Spamfilter gefischt und die Polizei, die Finanzmarktaufsicht Finma sowie Fedpol informiert.

Nun begann ein Ping-Pong-Spiel mit Ultimaten zwischen den Ermittlern, der Bank und dem Online-Medium.

Rund 3 Millionen Franken gefordert

Die Bank erhielt zunächst 28 Datensätze, die offenbar teilweise fehlerhaft waren.

Das Online-Medium erhielt nochmals 30 Datensätze geliefert, um den Forderungen nach 61 Bitcoin, die auf einen Wert von 3 Millionen Franken kommen, Nachdruck zu verleihen.

Mal meldeten sich die Kriminellen nicht, mal doch. Das Wirtschaftsnews-Portal muula.ch stand quasi täglich mit der Medienstelle der systemrelevanten Bank in Kontakt.

Betroffene informiert

Allerdings baten die Firmenvertreter stets aufs Neue, aus ermittlungstaktischen Gründen nicht über den Fall zu berichten. Die Redaktion von muula.ch entschied sich, wie die anderen Schweizer Medien dieser Bitte zu folgen.

Normalerweise ist die Presse der Öffentlichkeit verpflichtet und nicht Ermittlungsbehörden. Ein Erpressungsfall bei einer systemrelevanten Bank ist nämlich von grosser Bedeutung.

Die ZKB hatte die betroffene Kundschaft zwischenzeitlich bereits über den Vorfall informiert, was die Medien etwas beruhigte.

Ob es sich wirklich um Berühmtheiten aus Sport, Kultur und Wirtschaft handelte, war dabei aber stets fraglich.

Bitcoin als schlechte Wahl

Besonders professionell schienen die Erpresser ohnehin nicht, weil die zur Verfügung gestellten Daten teils falsch abgeschrieben waren und auch die Forderung nach Bitcoin stumpfsinnig ist, da sämtliche Transaktionen auf der Blockchain nachverfolgt werden können.

Die USA schnappten beispielsweise viele Jahre später Kriminelle, die einst Bitcoin gestohlen hatten und diese urplötzlich zu Geld machen wollten, wie muula.ch auch schon berichtete.

Ex-Mitarbeiter der Bank beteiligt

Die Kantonspolizei Zürich nahm in den vergangenen Tagen im Fall der ZKB vier Schweizer im Alter von 21 und 22 Jahren fest.

Ein ehemaliger Mitarbeitender der ZKB wurde durch das Zwangsmassnahmengericht bereits in Untersuchungshaft versetzt, hiess es.

Er muss die Daten abfotografiert haben, vermutet das Geldinstitut, was für die Ermittlungen alle Zugriffe auf genau diese Datensätze ausgewertet hatte.

Bank beschwichtigt

Im Zuge der Verhaftung wurde das entsprechende Material von der Polizei bei den mutmasslichen Tätern sichergestellt.

Es wurden keine Kundendaten veröffentlicht, erklärte die ZKB weiter. Auch seien keine weiteren Kunden der Bank betroffen. 

Die Zürcher Kantonalbank könne sowohl nach eigenen Analysen als auch nach Tests externer Spezialisten bestätigen, dass es sich nicht um einen Cyberangriff mit Datenabfluss gehandelt habe.

Die Datenbanken und Systeme der ZKB seien zu keiner Zeit kompromittiert gewesen. Und Kundengelder seien ohnehin zu keinem Zeitpunkt in Gefahr gewesen, gab sich die Staatsbank überzeugt.

Kadermann wollte halbe Million

Nun, warum schrieb muula.ch, dass die ZKB erneut erpresst wurde?

Im Jahr 2019 war bereits ein Kadermann der Bank vom Bezirksgericht Zürich wegen versuchter Erpressung verurteilt worden.

Der Mann hatte von der ZKB eine halbe Million Franken gefordert, oder er werde Dritten von Unregelmässigkeiten bei der Staatsbank berichten.

Der Kadermann hatte behauptet, er habe illegale Vorgänge der ZKB im Umgang mit ausländischen Kunden dokumentiert.

Grosse Missstände

Letztlich zeigt sich, dass das von CEO Urs Baumann geführte Geldhaus nicht aus den Negativschlagzeilen herauskommt und die Probleme immer skurriler werden.

Selbst muula.ch hatte berichtet, dass die Bank in einen Verdachtsfall auf Insidergeschäfte verwickelt ist oder es eine Unterschriftenaktion gegen die Bank in Küsnacht gab, weil sie den Mietvertrag eines Detailhändlers nicht verlängern, sondern selbst in die Immobilie ziehen wollte.

Und dass die ZKB tagelang nicht bemerkte, dass sie eigentlich erpresst wurde, spricht auch nicht gerade für ordnungsgemässe Geschäftsprozesse.

13.09.2024/kut.

Schon wieder Erpressung bei der Zürcher Kantonalbank

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