Julius Bär holt neuen CEO von Goldman Sachs

Das Bankhaus Julius Bär hat einen neuen Chef gefunden. Gewinnt mit ihm das amerikanische Investmentbanking in der Schweiz an Bedeutung?

Monatelang hat das Zürcher Bankhaus Julius Bär einen Nachfolger für den über den Benko-Skandal gestolperten Philipp Rickenbacher gefunden.

Stefan Bollinger werde spätestens ab Februar 2025 das Geldhaus führen, teile Julius Bär am heutigen Dienstag überraschend mit.

Seit Jahrzehnten bei US-Firmen

Bollinger ist seit 2010 Partner bei Goldman Sachs.

Der Manager leitet als Co-Chef zudem die Division Private Wealth Management in der Region Europa, Nahost und Afrika (Emea) und koordiniert die Aktivitäten der US-Investmentbank in der Schweiz.

Bevor er im Jahr 2004 zu Goldman Sachs stiess, war er fünf Jahre für JP Morgan in London tätig. Seine Karriere startete der Schweizer bei der Zürcher Kantonalbank ZKB.

Soziales Engagement

Der im Jahr 1974 Geborene ist Vorsitzender des Stiftungsrates der London School of Architecture sowie Stiftungsrat von AllChild, einer wohltätigen Stiftung zur Förderung der sozialen Chancengleichheit und Stiftungsrat der Royal Academy of Arts in London.

Zieht mit dem neuen CEO nun amerikanischer Investment-Bank-Wind bei Julius Bär ein, wie es einst etwa die mittlerweile untergegangene Credit Suisse getan hat?

Von Winterthur in die Welt

Nun, die Zürcher Bank betonte im Communiqué gleich mehrfach, dass Bollinger ein Schweizer Bürger ist.

Zudem erwähnt sie, dass er über einen Abschluss der Wirtschaftsschule KV Winterthur verfügt, was bei solchen Ernennungen zum CEO eher ungewöhnlich scheint. Dem Bankhaus war es aber wohl wichtig, die Schweizer Bodenständigkeit des neuen CEO von Julius Bär zu betonen.

Zu den Familienverhältnissen macht die Firma aber keine Angaben.

CEO ad interim verliert

Wer im erlauchten Kreis der Partner von Goldman Sachs agiert, wechselt sicher nicht so schnell zu einem anderen Kreditinstitut.

Julius Bär und insbesondere der unter Druck stehende Verwaltungsratspräsident Romeo Lacher dürfte tief in die Schatulle gegriffen haben, um den Wechsel zu ermöglichen.

Nic Dreckmann, CEO ad interim von Julius Bär, der für den zurückgetretenen Rickenbacher eingesprungen war, hat sich im Auswahlverfahren nicht durchgesetzt. Er bleibt dennoch in der Geschäftsleitung und wird dort wohl schmollen.

23.07.2024/kut.