Beim Bankhaus Vontobel schmeissen gleich zwei Topmanager den Bettel hin. Hat die Situation mit dem neuen Verwaltungsratspräsidenten zu tun?
Solche Schlagzeilen gibt es selten.
Der Konzernchef des Bankhauses Vontobel habe sich entschieden, sein Amt aufzugeben, teilte das Geldhaus am heutigen Mittwoch aus heiterem Himmel mit.
Lieber in die Politik
Nach 22 Jahren bei Vontobel, davon 20 Jahren als Mitglied der Geschäftsleitung und 12 Jahren als CEO, habe Zeno Staub den Verwaltungsrat der Bank gebeten, sein Mandat zur kommenden Generalversammlung im April 2024 niederlegen zu dürfen, hiess es.
Er, der Schweizer Bürger mit Jahrgang 1969, wolle bereits im Herbst 2023 als Nationalrat für die Mitte-Partei kandidieren und sich damit stärker in der Schweizer Zivilgesellschaft engagieren.
Abkühlungsphase abwarten
«Nach zwei Jahrzehnten Führungsverantwortung bei Vontobel habe ich mich entschieden, dem Land und den Menschen in der Schweiz wieder etwas von dem zurückzugeben, was sie mir ermöglicht haben. Darüber hinaus möchte ich den Fokus noch stärker als bisher auf strategische Aufgaben legen und meine Engagements in der Wirtschaft entsprechend ausrichten», sagte Staub gemäss Communiqué.
Damit gemeint ist auch ein Engagement bei Vontobel.
Auf Vorschlag des Verwaltungsrats soll er nach einer einjährigen Abkühlungsphase der Vontobel Generalversammlung 2025 als einfaches Verwaltungsratsmitglied vorgeschlagen werden.
Seit Oktober 2022 ist Staub schon Mitglied des Verwaltungsrates der Bühler Group.
Familie im Fokus
Vontobel respektiere den Wunsch, sich ganz im Sinne des Schweizer Milizsystems verstärkt in der Politik und damit für das Land zu engagieren, erklärte Andreas Utermann, Präsident des Vontobel-Verwaltungsrates, über den muula.ch auch schon Interessantes herausgefunden hat.
Nach mehr als 20 Jahren bei Vontobel schmeisst aber gleich noch ein Topmanager bei dem Geldhaus den Bettel hin.
Felix Lenhard, Chief Operating Officer und Geschäftsleitungsmitglied der Vontobel Holding und der Bank Vontobel, habe den Verwaltungsrat gebeten, die operative Verantwortung als COO zum Ende des Jahres 2023 abgeben zu dürfen, hiess es nochmals überraschend.
Typische Lösung
Er, der Schweizer Bürger mit Jahrgang 1965, wolle sich künftig unter anderem stärker auf seine Familie fokussieren und werde dem Unternehmen auch im Sinne eines geordneten Übergangs darüber hinaus verbunden bleiben, teile die Bank mit.
Das ist also ein Beratermandat. Damit werden üblicherweise Managerabgänge versüsst.
Die Suche nach Nachfolgelösungen sei jeweils intern und extern eingeleitet worden, teilte die Privatbank Vontobel weiter mit.
Manager von Allianz
Es ist aber äusserst selten, dass gleich zwei Topmanager einer bekannten Schweizer Bank nach Jahrzehnten quasi gleichzeitig von Bord gehen.
Der 1966 geborene Verwaltungsratspräsident Utermann, ein Deutsch-Brite, der vom deutschen Versicherungskonzern Allianz kommt, amtiert seit April 2022.
Eventuell haben die plötzlichen Personalabgänge ja damit zu tun.
Laut Recherchen von muula.ch soll dies aber genauso einem Machtkampf geschuldet sein.
Grosse Sparrunde?
Wenn es zwanzig Jahre lang so schön bei dem Geldhaus war, könnten Staub und Lenhard auch noch länger bleiben; so alt sind sie noch nicht.
Doch angesichts der förmlichen Kostenexplosion bei Vontobel, über die muula.ch berichtete, müssten die zwei Manager als CEO und COO richtig klotzen.
Doch sie haben offenbar Besseres zu tun.
Vielleicht kommen aber schon bald weitere Versicherungsmanager zu der Schweizer Privatbank Vontobel.
24.05.2023/kut.