Der Schweizer Aussenhandel schwächelte im vergangenen Jahr. Zwei Länder und eine Branche stechen dabei besonders hervor.
Nach zwei Jahren kräftigen Wachstums verzeichnete der Schweizer Aussenhandel im Jahr 2023 sowohl bei den Importen als auch bei den Exporten jeweils Rückgänge. Die Ausfuhren sanken um 1,2 Prozent auf 274,3 Milliarden Franken, teilte das Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit BAZG am heutigen Dienstag mit.
Extremer Handelsüberschuss
Die Einfuhren seien sogar um 3,8 Prozent auf 225,8 Milliarden Franken geschrumpft und konnten erst im Schlussquartal wieder zulegen, hiess es weiter. In beiden Handelsrichtungen führten sinkende Preise aber zu besseren realen Ergebnissen.
Der Handelsbilanzüberschuss stieg von 42,8 auf 48,5 Milliarden Franken. In der Geschichte der Schweizer Handelsbilanz war dies aber zweithöchste je gemessene Überschuss.
Weniger Medikamente gefragt
Sieben von elf Warengruppen verzeichneten 2023 tiefere Ausfuhren als im Vorjahr, was zeigt, wie schwierig die Gesamtsituation ist. Mit –1,4 Milliarden Franken beziehungsweise – 9,0 Prozent beeinflusste die Gruppe der Metalle das Gesamtergebnis am stärksten.
Die chemisch-pharmazeutischen Produkte stiegen mit 0,7 Prozent nur leicht, wobei sinkende Preise das Ergebnis nach unten drückten. Besonders fielen die Medikamentenexporte auf, denn die gingen mit 3,5 Milliarden Franken beziehungsweise –8,5 Prozent deutlich zurück.
Stark zulegen konnten hingegen die Uhrenexporte. Sie erhöhten sich um 1,9 Milliarden Franken beziehungsweise +7,6 Prozent und erreichten damit ein neues Allzeithoch von 26,7 Milliarden Franken.
Diese totgesagte Branche um Rolex, Patek Philippe & Co. lebt also deutlich länger und besser.
Erster Rückgang seit 11 Jahren
Die Lieferungen nach Asien reduzierten sich um 2,9 Prozent. Bei letzterem waren insbesondere tiefere Bezüge von Japan mit –18,1 Prozent und China mit –3,5 Prozent ausschlaggebend.
Bei China sei dies der erste Rückgang bei den Ausfuhren seit 11 Jahren, erklärte das BAZG zur schwierigen Situation mit dem Reich der Mitte.
In Europa standen Minderlieferungen nach Spanien (–24,2 Prozent), Frankreich (–11,1 Prozent) und Deutschland (–2,4 Prozent) Mehrlieferungen nach Slowenien (+36,2 Prozent) gegenüber.
Die Exporte nach Slowenien haben erneut stark zugenommen und liegen heute 17-mal so hoch wie noch vor fünf Jahren. Was die Ursachen für diesen Boom sind und, ob möglicherweise sogar Sanktionen dabei umgangen werden, erklärte die Behörde aber nicht.
Weniger Erdgas und Metalle
Auch importseitig überwogen die Minuszeichen, was verwundert, denn mit der Frankenstärke lässt sich im Ausland günstiger einkaufen. Verantwortlich für das negative Gesamtergebnis waren die um 9,0 Milliarden Franken oder vier Zehntel tieferen Energieträgerimporte, insbesondere von Gas und elektrischem Strom.
Ausgehend von letztjährigen Rekordniveaus entwickelten sich die Bezüge von Metallen (–2,8 Milliarden Franken; –14,7 Prozent), sowie jene von Maschinen und Elektronik (–1,1 Milliarden Franken; –3,2 Prozent) rückläufig.
Boom bei Fahrzeugen
Zwei Warengruppen verzeichneten hingegen ein deutliches Plus: Die Einfuhren von chemisch-pharmazeutischen Produkten stiegen, getrieben von höheren Medikamentenimporten, um 4,4 Milliarden Franken (+6,8 Prozent) und die Bezüge von Fahrzeugen wuchsen um 2,7 Milliarden Franken (+14,2 Prozent).
muula.ch hatte bereits über den Boom in der Autobranche berichtet.
Die Schweiz bezog aus allen drei grossen Wirtschaftsräumen weniger Güter. Mit knapp einem Zehntel reduzierten sich die Einfuhren aus Asien am deutlichsten. Bei China wurde ein Minus von 2,5 Milliarden Franken oder 12,1 Prozent verzeichnet, der stärkste Rückgang seit Jahrzehnten, hiess es.
Es sind somit Japan und China, die negativ beim Schweizer Aussenhandel überraschen. Zudem ist ein Rückgang bei den Medikamentenexporten ungewöhnlich.
Putins Reich im Rückwärtsgang
Das BAZG weist im Communiqué eigens noch auf die Werte mit Russland hin, welche die Kategorien Gold und Pharma betreffen. Die Importe aus Russland weisen im Jahr 2023 gesamthaft nur einen Wert von 40 Millionen Franken auf und sanken um 72 Prozent zum Vorjahr.
Die Exporte nach Russland sanken 2023 um 15 Prozent und liegen aber noch auf 2,6 Milliarden Franken.
30.01.2024/kut.