Die Versicherungsgruppe Zurich Insurance tritt im ersten Semester quasi nur auf der Stelle. Hohe Kapitalerträge steigern den Gewinn kaum.
Der Versicherungskonzern Zurich Insurance hat in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres den Ertrag aus Kapitalanlagen von 770 Millionen Dollar auf 2,6 Milliarden Dollar gesteigert und doch kommt unter dem Strich kaum mehr als im Vorjahreszeitraum heraus.
Die Anlagerendite stieg im ersten Semester im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum um 1,4 Prozentpunkte auf 1,8 Prozent, wie der Versicherer am heutigen Donnerstag mitteilte.
Operatives Nullwachstum
Der Konzerngewinn stieg aber demnach nur um 6,7 Prozent beziehungsweise um 167 Milliönchen auf rund 2,7 Milliarden Dollar.
Die Besserung bei den Kapitalerträgen um über 300 Prozent schlägt sich also nicht bis zum Gewinn durch.
Der von Zurich auf eigene Art berechnete operative Gewinn lieferte ein Nullwachstum und stagnierte bei 3,7 Milliarden Dollar.
Hohe Schäden
Die Hauptgründe sind rasch gefunden. So verschlechterte sich der Schaden-Kosten-Satz bei Sachversicherungen um 1,3 Prozentpunkte auf fast 93 Prozent; dies, obwohl die Raten in den ersten sechs Monaten um 7 Prozent zulegten.
Im Lebengeschäft erhöhte sich der operative Gewinn um 11 Prozent auf 939 Millionen Dollar, was aber angesichts der hohen Kapitalerträge eigentlich keine besonders gute Leistung darstellt.
Besonders die Entwicklungen in Asien-Pazifik hätten belastet, hiess es da vom Konzern.
Versicherungstechnische Verluste
Bei Farmers, einem Geschäft, was die Zurich nur verwaltet, verschlechterte sich der Schaden-Kosten-Satz um 7,2 Prozentpunkte auf horrende 111 Prozent.
Die Kennzahl lag selbst im Vorjahreshalbjahr bei 104 Prozentpunkte und damit über der Marke von 100 Prozent, was zeigt, dass das Geschäft versicherungstechnisch nicht auskömmlich kalkuliert ist.
Der Betriebsgewinn in diesem Bereich legte nur um rund 1 Prozent auf 993 Millionen Dollar zu.
Implosion des Eigenkapitals
Zurich Insurance feierte im Communiqué die Steigerung des Gewinns je Aktie.
Unerwähnt blieb dabei allerdings, dass der Konzern einen Aktienrückkauf gemacht hat und sich der Gewinn dadurch quasi automatisch steigert.
Das Eigenkapital, was in jüngster Vergangenheit ohnehin schon stark gesunken war, wie muula.ch berichtete, reduzierte sich mit einem Aktienrückkauf sowie der Dividendenausschüttung weiter, und zwar um 8 Prozent auf «bloss noch» 23,8 Milliarden Dollar.
Per Ende 2020, zum Vergleich, lag das Eigenkapital noch bei 38,3 Milliarden Dollar. Das sind fast 15 Milliarden Dollar weniger.
Merkwürdige Lobhudelei
Das Zurich-Management um CEO Mario Greco und Finanzchef George Quinn lobte obendrein die Steigerung der operativen Rendite auf das Eigenkapital, welche um 1,7 Prozentpunkte auf den höchsten jemals erzielten Wert von 22,9 Prozent zulegte.
Das Problem dabei ist nur, dass sich der Wert über dem Bruchstrich, was die operative Verbesserung der Firmenleitung darstellt, gar nicht erhöht hat.
Bewegungen von Börsen wirken
An einer Medienorientierung erklärte CFO Quinn auf Nachfrage von muula.ch, dass die Ergebnisse aus den Kapitalanlagen zu einem Grossteil mit den Policenholdern geteilt werden müssten und dadurch nicht als Konzerngewinn ausgeschüttet werden könnten.
Bezüglich des sinkenden Eigenkapitals wollte sich der Finanzchef nicht konkret äussern, sondern verwies auf die Bewegungen an den Kapitalmärkten, die da einen starken Einfluss hätten.
Der Versicherer schaue beim Thema Kapitalstärke aber auch vielmehr auf den Swiss-Solvency-Test (SST), der eine ökonomische Sichtweise biete und derzeit bei einem hervorragenden Wert von über 260 Prozent liege.
Rosige Zukunft
Die schlechte Performance beim Farmers-Geschäft erklärte CEO Greco mit hohen Schäden bei Naturkatastrophen. Rechne man diese heraus, würde das Geschäft besser aussehen.
Insgesamt sollen bei Farmers schon bald ansehnlichere Resultate präsentiert werden können, weil das zugrundeliegende Geschäft gesund sei, so Greco.
10.08.2023/kut./Meldung nach Medienkonferenz ergänzt