Die Versicherungsgruppe Zurich wollte bis Ende 2025 eigene Aktien für 1,1 Milliarden Franken zurückkaufen. Doch das Geld ist schon ausgegeben.
Der Schweizer Versicherungskonzern Zurich Insurance hat Mitte Juni per Inserat angekündigt, für 1,1 Milliarden Franken die eigenen Titel in einer zweiten Handelslinie an der Schweizer Börse SIX zurückzukaufen.
Preis im Schnitt von 495.15 Franken
Das Aktienrückkaufprogramm sollte bis spätestens Dezember 2025 abgeschlossen sein, hiess es damals.
Doch bereits im Oktober 2024, also über ein Jahr früher, schloss der Versicherer die Transaktionen ab, wie der Konzern bekanntgab.
Seit dem 17. Juni 2024 habe Zurich 2.221.529 Aktien für 1,1 Milliarden Franken zurückgekauft, hiess es.
Der durchschnittliche Kaufpreis habe 495.15 Franken betragen, führte der Versicherungskonzern weiter aus.
Neues Aktienrecht nutzen
Diese Aktien werden auch umgehend vernichtet. Der Verwaltungsrat beabsichtige, die im Rahmen des Aktienrückkaufprogramms zurückgekauften Aktien mittels des Kapitalbands zu vernichten, erklärte Zurich Insurance.
Das Kapitalband ist eine flexiblere Möglichkeit für Unternehmen bei Kapitalmassnahmen, die mit der jüngsten Aktienrechtsreform geschaffen wurde.
Die Aktionäre müssen da nicht mehr zustimmen und der Verwaltungsrat kann selbständig agieren, solange die Transaktionen beim Eigenkapital im sogenannten Kapitalband bleiben.
Mitverdienen möglich
Schaut man auf die Einzeltransaktionen beim aktuellen Aktienrückkauf der Zurich, wird klar, wie eilig es das Management um Konzernchef Mario Greco mit dem Programm hatte.
Erst startete der Versicherer gemütlich mit 11.600 Aktien und gab rund 5,5 Millionen Franken dafür an der zweiten Handelslinie aus.
Wer dem Konzern da Titel andient, kann über die erste Handelslinie mit niedrigeren Preisen praktisch risikolos Gewinn machen, wie muula.ch unlängst berichtete.
Börsencrash ausgenutzt
Ab dem 23. Juli drehte Zurich dann den Hahn auf und kaufte 28.400 Aktien für fast 14 Millionen Franken an einem Tag zurück. Warum, ist extern nicht ersichtlich.
Der Versicherer investierte stark in Indien sowie bei Reiseversicherungen und dies sollte vielleicht mit der Investition in die eigenen Papiere etwas Nachdruck verleihen.
Höhepunkt beim Aktienrückkaufprogramm war am 05. August mit fast 30.000 Titel an einem Tag.
Damals brachen weltweit die Aktienkurse ein, weil die japanische Zentralbank ihre Leitzinsen anhob und sogenannte Carry-Trades unprofitabler wurden und dadurch erdrutschartige Bewegungen an den Börsen auslösten.
Bessere Strategie ersichtlich
Die Zurich nutzte also die Gunst der Stunde und kaufte eigene Titel zurück. Geholfen hat ihr dabei die Zürcher Kantonalbank ZKB, welche für die Ausführung des Aktienrückkaufprogramms beauftragt wurde.
Hätte der Versicherungskonzern aber beispielsweise am Anfang des Programms viel gekauft und dann etwas gemächlicher agiert, hätte er viel mehr Aktien für die 1,1 Milliarden Franken zurückkaufen können.
Je mehr er zurückkaufte, desto mehr stieg auch der Aktienkurs.
Anfänglich lag der Preis je Titel bei 475 Franken und zum Schluss bei 520 Franken – immerhin ein Plus von fast 10 Prozent. Aber vielleicht ist das ja mit der Eile gewollt.
04.11.2024/kut.