Kantone protestieren, wenn die Schweizerische Nationalbank keine Ausschüttung vornimmt. Gibt es andernorts Geld, wollen es einige nicht.
Der eigentlich katastrophal geführte Staatskonzern Axpo hat im abgelaufenen Geschäftsjahr aufgrund der Beruhigungen am Strommarkt plötzlich einen Milliardengewinn erwirtschaftet. Und doch wollen die Eigentümer keine Dividende haben.
Falsche Steuerung
Der Gewinn im Geschäftsjahr 2022/23 betrug 3,4 Milliarden Franken, wie muula.ch berichtete.
Allerdings half nur eine Garantie des Bundes über vier Milliarden Franken, das Überleben des Staatskonzerns überhaupt zu sichern, wie muula.ch ebenfalls berichtete. Falsche Kennzahlen und falsche Anreize waren bei den Staatsdienern die Probleme.
Die Verfügung des Bundes betreffend Kreditrahmen über vier Milliarden Franken, den Axpo nie in Anspruch nahm, wurde zwar auf Antrag des Stromkonzerns am 1. Dezember 2023 aufgehoben.
Künftig wieder Ausschüttungen
Für das Berichtsjahr verzichtete die ordentliche Generalversammlung der Axpo Holding AG, also die Eigentümer, am heutigen Freitag aber darauf, eine Dividende zu beschliessen.
Dies teilte der staatliche Stromkonzern am Freitagabend überraschend mit. Axpo gehe allerdings davon aus, dass in Zukunft wieder eine angemessene Dividende ausgeschüttet werden kann, hiess es weiter.
Auf Milliarden verzichtet
Rechnet man mal nach, was für die einzelnen Eigentümer drin gewesen wäre, kommen Beobachter aus dem Staunen kaum noch heraus.
Der Kanton Zürich besitzt an der Axpo gemäss Konzernangaben 18,3 Prozent und hätte damit rund 620 Millionen Franken einnehmen können. Der Kanton Aargau besitzt fast 14 Prozent am Stromkonzern Axpo – was fast 500 Millionen Franken an Dividende ausgemacht hätte.
Die Kantone Schaffhausen und Glarus, die auf 7,9 und 1,7 Prozent an der Axpo kommen, wollen quasi 270 Millionen beziehungsweise 6 Millionen Franken nicht.
Indirekter Verzicht
Von den Elektrizitätswerken des Kantons Zürich oder den Elektrizitätswerken AEW, SAK und EKT, die zusammen auf über 50 Prozent an der Axpo kommen und damit Anspruch auf über 1,7 Milliarden Franken an Ausschüttung hätten, ganz zu schweigen.
Dies, oder ein Anteil davon, wäre indirekt den Besitzerkantonen wieder zugute gekommen.
So unterschiedlich sind die Präferenzen, wenn es um Geld geht. Bei der SNB hätten es alle wohl gerne genommen. Bei Axpo halten sich die Eigentümer zurück.
Wechsel im Verwaltungsrat
Hanspeter Fässler (67) gab an der GV von Axpo zudem seine Funktionen als Vizepräsident und Mitglied des Verwaltungsrates der Axpo Holding AG nach sieben Jahren auf. Als neues Mitglied des Verwaltungsrats wählte die Generalversammlung Samuel Leupold (53).
Stephan Kuhn (66), der seit dem Jahr 2018 Mitglied des Verwaltungsrates ist, übernehme von Fässler das Vizepräsidium, teilte Axpo weiter mit.
19.01.2023/kut.