Der Lotterieanbieter Swisslos macht fast eine halbe Milliarde Gewinn und verteilt ihn. Dabei zocken manche Kantone offenbar mehr für sich ab.
Man muss den Geschäftsbericht 2022 vom Glücksspielanbieter Swisslos schon bis zur letzten Seite lesen, um dann eine spannende Entdeckung zu machen.
Im Anhang der Jahresrechnung wird nämlich die Übersicht zu den Spieleinsätzen und Gewinnanteilen des staatlichen Lottoanbieters nach den 20 Besitzerkantonen sowie Liechtenstein angegeben.
Millionen spielen
Und berechnet man daraus etwa den Anteil der Spieleinsätze des Kantons Zürich an den Gesamteinsätzen von über 2,1 Milliarden Franken, so sieht man, dass der grosse Kanton mit rund 20,7 Prozent an den Einnahmen partizipiert.
Gross gespielt wird aber auch noch im Kanton Bern, der beispielsweise auf einen Spielereinsatz-Anteil unter den Teilnehmern von 16,6 Prozent kommt.
An den Zahlenverhältnissen können Beobachter aber schon sehen, wie unterschiedlich die Bevölkerung auf das Glücksspiel anspringt.
Denn im Kanton Zürich wohnen rund 1,5 Millionen Personen und im Kanton Bern rund eine Million Menschen – die Spieleinsätze sind allerdings nicht gemäss diesen Proportionen verteilt.
Gewinne schräg geteilt
Spannend wird es dann, wenn man die Verteilung des Unternehmensgewinns von Swisslos an die Kantone und Liechtenstein unter die Lupe nimmt. Für 2022 waren da immerhin 434 Millionen Franken zu verteilen.
Der Kanton Zürich erhielt 101,1 Millionen Franken und nach Bern gingen 68,7 Millionen Franken. Das waren die grössten Profiteure bei Swisslos.
Doch berechnet man die Gewinnanteile je Kanton, so kommt der Kanton Zürich auf 23,3 Prozent und die Berner nur auf 15,8 Prozent.
Zentralschweiz mit dabei
Das bedeutet, die Zürcher tragen nur zu rund einem Fünftel zum Swisslos-Glücksspiel bei. Bei der Gewinnverteilung kommen sie aber auf fast ein Viertel. In absoluten Zahlen sind das einige Millionen.
Gewiss muss die Zeche jemand zahlen und das sind etwa die Berner, die 16,6 Prozent an den Spieleinsätzen zahlen, aber nur mit 15,8 Prozent an den Gewinnen partizipieren, die sie dann wieder für ihre Bevölkerung verwenden können.
Schlitzohrig sind dabei selbstverständlich auch die Zentralschweizer. Der Kanton Luzern steht nämlich bloss für 5,3 Prozent der Einnahmen bei Swisslos. Bei der Gewinnverteilung langt der Zentralschweizer Kanton aber zu 6,1 Prozent zu.
Tessiner legen drauf
Der Kanton Aargau mit seinen 700.000 Bewohnern zahlt zu rund 10 Prozent in die Kasse ein, bekommt aber Gewinnanteile zu 10,6 Prozent heraus.
Die Ostschweizer im Kanton St. Gallen sind auch nicht so unbedarft, denn sie tragen bei den Spieleinsätzen nur zu 6,9 Prozent bei, allerdings schlagen sie mit 7,6 Prozent bei den Gewinnanteilen zu.
Es scheint fast, als würden die grossen Kantone vermehrt die Kleineren über den Tisch ziehen.
Das Tessin partizipiert bei den Einzahlungen zu 7,8 Prozent. Der südliche Kanton erhält aber nur Gewinnanteile von 6,2 Prozent. Die Tessiner legen also klar drauf.
Jahrelange Praxis?
Warum werden die Gewinne nicht gleich, wie die Spieleinsätze verteilt, wollte muula.ch von Swisslos wissen.
Die Gewinnverteilung habe «historische Gründe» und würden pro Spielkategorie nach unterschiedlichen Kriterien berechnet, hiess es von einem Mediensprecher etwas wortkarg.
Offenbar geht es schon jahrelang so schräg zu, wenn die Medienstelle von «historisch» spricht. Ob die Menschen im Kanton Zürich tatsächlich mehr Glücksspiele nutzen, die auch mehr Gewinn für Swisslos abwerfen, ist öffentlich aber nicht klar.
Schliesslich sind die Gewinnmöglichkeiten für die Spieler sowie für Swisslos, selbst bei Rubellosen, extrem unterschiedlich, wie muula.ch unlängst berichtete.
Vorab Tausende pauschal
Der Schlüssel für die Gewinnverteilung des Unternehmensgewinns an die Kantone wird auch auf der letzten Seite des Geschäftsberichts angegeben.
Bei den Losen geht es nach der Bevölkerungszahl, wobei Swisslos jedem Kanton vorab schon mal 70.000 Franken gibt. Der Gewinn der übrigen Spielprodukte teilt Swisslos demnach zur Hälfte nach der Bevölkerungszahl und zur Hälfte nach dem Spieleinsatz auf.
Und dadurch kommt es, dass die Zürcher und Luzerner eben relativ mehr als Berner und Tessiner gewinnen.
24.11.2023/kut.