Wofür das Medium Republik sein Geld tatsächlich ausgibt

Beim Medienprojekt Republik bekommen nicht nur Mitarbeitende viel Geld. (Bild: Alexa / pixabay)

Organisationen hüten vermeintlich viele Geheimnisse. Doch in einem Jahresabschluss kommt meist alles irgendwann zu Vorschein, wie ein Beispiel aus der Medienbranche zeigt.

«Der Wissensstand von Internen sowie Externen ist eigentlich gleich.» Mit dieser Aussage überraschte einmal der Finanzchef eines Grosskonzerns die anwesenden Journalisten an einer Medienkonferenz.

Die schreibende Gilde vermutet nämlich häufig, dass Vieles verheimlicht würde. Aber aus rechtlichen Gründen könnten wichtige Angaben etwa vor Geldgebern kaum verheimlicht werden.

Spannung bei Medienhäusern

Der Tag der Wahrheit ist meist der Tag, an dem der vollständige Geschäftsbericht publiziert wird. Bestes Beispiel dafür sind die Jahresabschlüsse von Medienunternehmen, über die aber kaum jemand schreibt, weil es entweder die eigene Publikation betrifft oder die direkte Konkurrenz unter Druck bringen könnte.

muula.ch pickt da einfach mal willkürlich einen aktuellen Jahresabschluss, etwa von dem Medienprojekt Republik, heraus, und dabei kommt auch dort Interessantes zu Tage. Von den dortigen «Geheimnissen» dürfte kaum jemand schon mal gehört haben, obwohl die Jahresrechnung eigentlich schon seit einiger Zeit «auf dem Markt» ist.

Mega-Jahresfehlbetrag

Zunächst ist interessant, dass das konsolidierte Jahresergebnis 2021/22 eigentlich bei -6,6 Millionen Franken liegt. Dieser Konzernverlust umfasst nämlich die Abschlüsse der Project R Genossenschaft als Mutterorganisation und der Republik AG als deren Tochter.

Da 5,7 Millionen Franken an Mitgliedsbeiträgen aber nicht als Erträge, sondern als Genossenschaftskapital ausgewiesen werden, kommt der hohe Verlust zustande.

Schwund bei Eigenmitteln

«Aussagekräftiger ist die Veränderung des Eigenkapitals im Vergleich zum Vorjahr, da es die Einnahmen aus den Mitgliederbeiträgen einschliesst», leitete Republik daher die Leser der Jahresrechnung geschickt an. Das konsolidierte Eigenkapital reduzierte sich aber dort immer noch um fast 900.000 auf 1,4 Millionen Franken.

Nun könnten Externe meinen, der Grund sei fehlendes Geld in dem Medienprojekt. Doch weit gefehlt – der Hauptgrund für den Einbruch des Eigenkapitals um rund 40 Prozent ist die Bildung einer Rückstellung für Steuern.

Mit der Konstruktion einer Genossenschaft und einer Aktiengesellschaft (AG) ergeben sich nämlich zahlreiche Probleme, die das Management von Republik offenbar erst viel später realisierte.

Falscher Firmenaufbau?

Ein Teil der Spenden aus den Jahren 2017 bis 2020 seien nämlich wahrscheinlich als Schenkungen zu qualifizieren und darauf würden Schenkungssteuern anfallen, hiess es. Zudem habe die Project R Genossenschaft zwischen 2017 und 2021 Zahlungen an die Republik AG getätigt, um die Ausbildung von Journalistinnen und Recherchen zu finanzieren.

Diese seien aber möglicherweise mehrwertsteuerpflichtig, hiess es nunmehr.

Der Fiskus jubelt

Entsprechende Nachdeklarationen sind laut dem Geschäftsbericht bei den Steuerverwaltungen eingereicht, um gegebenenfalls anfallende Steuern nachträglich zu bezahlen. Da die potenziellen Steuerrechnungen aber noch nicht vorlägen, bildete Republik die Rückstellung von besagten, fast einer Millionen Franken.

Die Gönner des Medienprojekts haben mit einem Teil ihrer Zuwendungen also letztlich eher den Sitzkanton sowie den Bund als eine Internet-Zeitung unterstützt.

Die Konstruktion der Mediengruppe ist mit Blick auf die Steuerzahlungen alles andere als glücklich gewählt. Es dürfte aber wahrscheinlich daran liegen, dass etwa die Stiftung für Medienvielfalt, die Republik mehrfach mit namhaften Beträgen unter die Arme griff, keine Kapitalgesellschaften wie AGs unterstützt.

Solches Geld floss somit in die Genossenschaft und wird dann aber zumindest teilweise in der Aktiengesellschaft verwendet.

Glückliche Angestellte

Und wo muula.ch gerade dabei ist, sei noch ein Blick auf die grösste Ausgabenposition der Jahresrechnung von Republik geworfen: Die 34,5 Vollzeitstellen verursachten im abgelaufenen Geschäftsjahr nämlich einen Personalaufwand von 4.927.680 Franken.

Das sind also im Schnitt sage und schreibe fast 150.000 Franken an Jahreskosten pro 100-Prozent-Nase und dürfte in der Medienlandschaft durchaus aussergewöhnlich hoch sein.

Oder anders ausgedrückt: Es ist neben der ungünstigen Konstruktion um eine Genossenschaft mit einer Aktiengesellschaft, die Steuerzahlungen um Schenkungen und Mehrwert auslösen können, ein weiteres Geheimnis um die gute Bezahlung beim Medienprojekt Republik ins Licht der Öffentlichkeit gerückt.

Der Finanzchef des eingangs beschriebenen Grosskonzerns hat also recht gehabt. Geheimnisse kommen irgendwann zum Vorschein.

14.11.2022/kut.

Wofür das Medium Republik sein Geld tatsächlich ausgibt

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert