Die Gilde der Wirtschaftsprüfer sägt auf dem Ast, auf dem sie sitzt. Doch plötzlich hilft ihr die sonst so kritische US-Börsenaufsicht SEC.
Skandale bei Treuhändern sind gigantisch und dann schlug auch noch ein Gerichtsurteil gehörig rein.
Ein Bundesgericht in den USA hatte nämlich zu einem Rechtsfall der Wirtschaftsprüfer um BDO mit dem Versicherer AmTrust Financial Services unlängst erklärt, dass ihr Testat für die Investoren eigentlich völlig irrelevant gewesen sei.
SEC betont Wichtigkeit
Das Gericht gab BDO also recht, dass ihr Urteil zum Jahresabschluss nur sehr allgemein gehalten gewesen sei und lehnte Betrugsvorwürfe ab.
Was dann passierte, glaubt kaum jemand. Die US-Börsenaufsicht SEC selbst, die sonst Treuhänder eher stark an die Kandare nimmt, legte Einsprache bei dem Urteil ein, wie das «Wall Street Journal» berichtete.
Die SEC führte zur Begründung aus, dass die Testate von Wirtschaftsprüfern sehr wohl eine Bedeutung für Investoren hätten und daher wichtig seien.
Nicht als Lapsus abtun
«Die Bestätigungsvermerke seien nicht zu allgemein und daher durchaus wichtig», erklärte die SEC. Falschtestate sollten nicht als Fehler angesehen werden, sondern seien materielle Beeinträchtigungen.
In dem Streitfall ging es um den Jahresabschluss von AmTrust aus dem Jahr 2013, bei dem die SEC mutmassliche Verstösse gegen Wirtschaftsprüfungsregeln festgestellt und vor Gericht moniert hatte.
Die drei betroffenen Verantwortlichen legten daraufhin freiwillig ihre Tätigkeit nieder.
Wirklich unverzichtbar?
Für die Wirtschaftsprüfer sind Skandale, wie sie in der Schweiz auch vorkommen, geschäftsschädigend. Oftmals werden sie als Einzelfälle oder Vergehen Einzelner dargestellt. Aufgrund der Häufung ist dies allerdings kaum noch glaubhaft.
Wenn allerdings ein US-Gericht offiziell erklärt, Investoren pfeifen ohnehin auf die korrekten Jahresabschlüsse, braucht es also keine Testate mehr.
Für Deloitte, KPMG, PwC, EY, BDO, Grant Thornton & Co. würde damit eine der wichtigsten Daseinsberechtigungen beziehungsweise Geschäfte wegbrechen.
Die Treuhänder sollten daher ein grosses Eigeninteresse haben, die Qualität ihrer Dienstleistungen hochzuhalten.
25.02.2024/kut.
