Die Fondation Beyeler ist für ihre Kunstsammlung bekannt. Nun, im Jubiläumsjahr, verzichtet das Museum auf eine wichtige Einnahmequelle.
Museen sind eigentlich immer Zuschussbetriebe. Der Aufwand, der für die Ausstellungen von namhaften Kunstwerken betrieben werden muss, ist meist viel grösser, als mit Einnahmen über Tickets, öffentliche und private Zuwendungen sowie Café und Shop-Verkäufen in die Kasse hineinkommen.
Um so bedeutender ist die Sonderaktion der Fondation Beyeler in der Nähe von Basel zum 25. Jubiläum zu werten.
Hohe Rabatte
Das für seine Kunstwerke um Claude Monet, Paul Cézanne, Vincent van Gogh, Pablo Picasso oder auch Andy Warhol weltbekannte Museum in der Nähe von Basel offeriert nämlich ab sofort bis Ende Januar kommenden Jahres einige Ausstellungskataloge zum Spezialpreis von nur 25 Franken.
Die beliebte Einnahmequelle von Museen fällt insofern aus, als manche Kataloge normalerweise deutlich mehr kosten – jener von Pablo Picasso kommt auf 68 Franken, jener von Paul Klee auf 62,50 Franken oder jener von Goya auf sonst 72 Franken.
Millionen an Ausfällen
muula.ch hat etwas herumgerechnet, um zu sehen, was dies für ein Museum bedeuten kann: Bei angenommen 350.000 Besuchern pro Jahr, von denen vielleicht 25 Prozent einen Katalog kaufen, verzichtet das Museum mit einer einfachen Überschlagsrechnung bei einem durchschnittlichen Rabatt von 45 Franken pro Katalog auf insgesamt fast vier Millionen Franken an Einnahmen.
Allerdings läuft die Aktion nicht das ganze Jahr, sondern nur rund drei Monate, was immer noch einem Einnahmeausfall von rund eine Million Franken nur bei den Katalogen entspricht.
Der Sonderrabatt mag vielleicht nicht so spektakulär klingen – er ist in Summe für ein Museum aber schon eine «Menge Holz». Die Fondation Beyeler fällt insofern schon aus dem Rahmen.
Ganze Tiefe erleben
Selbstverständlich wartet die Fondation Beyeler, die aus der Sammlung der Eheleute Hildy und Ernst Beyeler hervorgegangen ist, zum 25. Geburtstag aber nicht nur mit einem Sonderpreis bei den Katalogen, sondern auch mit einer Sonderausstellung auf. Es ist die bisher grösste Sammlungs-Ausstellung und umfasst rund 400 Werke bedeutender Künstler des 19., 20. und 21. Jahrhunderts.
Auf nahezu der gesamten Ausstellungsfläche des Museums werden nämlich Werke von Klassikern der Moderne bis hin zu Neuerwerbungen zeitgenössischer Kunst präsentiert.
Dabei setzt das Museum die Hauptwerke etwa von Vincent van Gogh, Claude Monet, Pablo Picasso, Henri Matisse, Alberto Giacometti, Mark Rothko, Andy Warhol und Louise Bourgeois zu Positionen von Gegenwartskünstlern wie Marlene Dumas, Felix Gonzalez-Torres, Tacita Dean und Rachel Whiteread in Beziehung.
Die Ausstellung bietet somit die einmalige Gelegenheit, die Sammlung der Fondation Beyeler in ihrer ganzen Tiefe zu erleben.
«Window Washer» schaut
Obendrein wird die besondere Ausstellung durch die Integration von 13 hyperrealistischen Skulpturen des US-Künstlers Duane Hanson bereichert. Besucher finden ein älteres Ehepaar, bei dem der Künstler bewusst mit Klischees spielt.
Auch ein Fensterreiniger aus Bronze gehört eigentlich zur Ausstellung und blickt nicht nur gedankenversunken in die Museumsräume.
Weiteres Highlight
Wem all die Kunstwerke wenig ansprechen, der sollte dennoch nach Riehen fahren. Denn das Museum wurde vom italienischen Stararchitekten Renzo Piano entworfen.
Mit dem Sonderpreis für die Kataloge, der Sonderausstellung und dem spektakulären Gebäude sollten mehr Besucher ins Museum strömen und zumindest den Eintrittspreis von 25 Franken pro Erwachsenen entrichten, damit die Einnahmeausfälle wieder kompensiert werden.
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21.11.2022/kut.