Die erfolgreichen Schweizer Rohwarenhändler sind unter Druck geraten. Nun taucht ein weiteres brisantes Detail auf.
Die Schweiz hat viele erfolgreiche Geschäftsfelder, um die sie die ganze Welt beneidet. Doch nach dem Wegfall des Bankgeheimnisses sind nun die Schweizer Rohwarenhändler in den Fokus ausländischer Angriffe geraten.
Hohes Risiko?
So klopften die Amerikaner unlängst bei den Rohstoffhändlern an, um mehr über ihre Geschäfte zu erfahren, wie auch muula.ch berichtete. Und am heutigen Sonntag kam überraschend ein weiteres Ereignis gegen die Branche hinzu.
Aus heiterem Himmel ist nämlich ein Brief der Edelmetallkontrolle des Bundes aus dem Jahr 2020 an den Chef der Goldraffinerie Valcambi aufgetaucht, über den die «NZZ am Sonntag» berichtete.
Bei Goldimporten aus den Vereinigten Arabischen Emiraten bestünde ein hohes Risiko, von Geldwäscherei und Terrorfinanzierung tangiert zu werden, teilte der Bund der Firma klipp und klar mit.
Gesetz erfüllt
Der Händler Trust One und sein arabischer Lieferant MTM Gold Refinary, mit denen die Tessiner Firma zusammenarbeite, sei in der Presse mit Geldwäscherei und Terrorfinanzierung in Zusammenhang gebracht, lauteten die Bedenken konkret.
Valcambi kümmerte dies laut dem Schreiben aber wenig und die Goldraffinerie hielt die Geschäftsbeziehungen aufrecht.
Die Schweizer Beamten stellten allerdings auch fest, dass das Unternehmen seinen gesetzlichen Sorgfaltspflichten nachgekommen sei.
Schweiz am Pranger
Im Prinzip wäre die Sache damit beendet. Doch nach einem Skandal in Dubai mit möglichen Goldgeschäften aus Konfliktregionen in Afrika zogen sich praktisch alle Schweizer Rohwarenhändler bis auf Valcambi aus den Deals zurück. Daher rührt die Brisanz.
Bund und die Firma wollten sich gegenüber dem Blatt zu der ganzen Angelegenheit nicht äussern.
Mit dem alten Schreiben soll die Branche nun aber wieder etwas in Verruf gebracht werden.
Die Schweiz steht ohnehin am Pranger, weil sie die Goldgeschäfte zu lasch reguliere und auch etwa die Sanktionen gegen Russland zu wenig engagiert umsetze.
Diamanten bleiben aussen vor
Wie die Schweizer Geldhäuser in den Emiraten dubiose Geschäfte machen, wurde unlängst über die Privatbank Mirabaud bekannt, wie auch muula.ch berichtete. Auch dabei hatte man sich gewundert, mit welcher Akribie die einzelnen Transaktionen zusammengetragen und publiziert wurde.
Die Schlinge zieht sich jedenfalls immer weiter um erfolgreiche Geschäfte der Schweiz zu.
Erfolgreiche Diamantengeschäfte in Belgien bleiben dagegen merkwürdigerweise völlig unbehelligt.
03.09.2023/ena.