Weitere Schweizer Krankenkasse verschwunden

Die ÖKK hat bei einer Krankenkasse den Stecker gezogen. (Bild: Gerd Altmann / pixabay)

Die Zahl der Krankenversicherer in der Schweiz hat sich wieder klammheimlich verringert. Doch diesmal sind bei einer Gesellschaft die Gründe zum Verschwinden anders als die üblichen Verdächtigen.

Alljährlich ist es das gleiche Rätselraten: Das Bundesamt für Gesundheit BAG publiziert gleichzeitig zu den neuen Krankenkassenprämien auch die Liste der Krankenversicherer, welche für das kommende Jahr zugelassen sind.

Was dann aber besonders spannend ist, sind die Namen der Gesellschaften, die nicht mehr enthalten sind. Die aktuelle Liste der Krankenkassen für 2023 enthält 50 Namen von zugelassenen Krankenversicherern. Die vormalige Aufstellung hatte aber noch 55 Krankenkassen aufgeführt.

Schwund bei grossen Namen

Es fehlen also fünf Firmen. Bekannt ist, dass zwei Krankenkassen der Luzerner CSS-Gruppe aufgrund von Solvenzproblemen verschwunden sind. Es betrifft die Sanagate und Intras, die mit der Acrosana fusioniert wurden. Zudem war an die Öffentlichkeit getreten, dass die Helsana-Gruppe ihre Krankenkasse Progrès abgeschafft hat.

Auch die Krankenkasse Compact existiert nicht mehr, die zur Sanitas-Gruppe gehörte. «Ab 1. Januar 2022 werden die Versicherten der Compact Grundversicherungen AG unter der Sanitas Grundversicherungen AG geführt», hatte die Gruppe lapidar mitgeteilt.

Heimlicher Abgang

Die fünfte Krankenkasse, die es nun nicht mehr gibt, ist die KVF Krankenversicherung, wie Recherchen von muula.ch ergaben. Das Verschwinden ist in der breiten Öffentlichkeit überhaupt nicht aufgefallen.

Sie wurde per Beschluss des Verwaltungsrates auf den 1.1.2022 mit der Gesellschaft ÖKK Kranken- und Unfallversicherungen fusioniert.

Aus rund 30 Millionen Franken an Prämieneinnahmen hatte die KVF im Jahr 2021 noch einen Gewinn von 2,6 Millionen Franken erwirtschaftet.

Tod eines Papiertigers

Laut Handelsregister wurde die Gesellschaft dann bereits am 03.01.2022 gelöscht. Der Eintrag der Firma war am 24.04.2008 beim Handelsregisteramt im Kanton Graubünden erfolgt. Früher lautete der Firmenname Krankenversicherungen Flaachtal AG und war nur für Versicherte des Kantons Zürich zugänglich gewesen.

Die KVF Krankenversicherung hatte laut dem jüngsten Geschäftsbericht aber ohnehin sämtliche Arbeiten an den Kooperationspartner ÖKK Kranken- und Unfallversicherungen ausgelagert. Das ist genau die Gesellschaft, mit welcher die Firma nunmehr fusioniert wurde.

Entsprechend verfügte die KVF über kein eigenes Personal. Mit anderen Worten die Krankenkasse existierte nur auf dem Papier.

Problem der Solvenz

Doch warum dann die Fusion? Ist es wie bei der CSS-Gruppe, die ihre Grundversicherer zusammenlegte und – wie muula.ch herausfand – auch nochmal fusioniert, damit der Luzerner Krankenversicherer überhaupt die gesetzlichen Anforderungen an die Solvenz erfüllen kann?

Keineswegs, erklärte eine Mediensprecherin der ÖKK auf eine entsprechende Anfrage von muula.ch. Die KVF sei finanziell sehr gesund gewesen und habe eine hohe Solvenz aufgewiesen, erklärte sie.

Tatsächlich wies die Gesellschaft zuletzt, wie erwähnt, einen Gewinn ab und kam laut der Liste des BAG auf eine gute Solvenzquote von 204 Prozent.

Einfachere IT-Systeme

Doch die strukturellen und marktwirtschaftlichen Vorteile, die KVF als eigenen Teil der Unternehmensgruppe ÖKK zu führen, seien nicht mehr gegeben gewesen. Mit der Fusion könnten Synergien besser genutzt werden, erklärte die Krankenkasse weiter.

Damit ist gemeint, dass die ÖKK durch die Zusammenführung nun zahlreiche Abläufe vereinfachen kann. Verschiedene Prozesse müssen seit der Fusion nämlich nicht mehr doppelt ausgeführt werden. Und in den IT-Systemen müssen auch keine zwei separate Unternehmungen mehr gepflegt werden.

Heimlich, still und leise

Und warum gab es nicht mal eine Medienmitteilung darüber, wo doch die ÖKK übertrieben gesagt, jedes Spiel ihres gesponsorten Hockey Clubs Davos kommuniziert?

Ein Communiqué bezüglich der Fusion habe nicht gegeben, hiess es. Allerdings habe die ÖKK bereits im Sommer 2021 die KVF-Kundschaft, Vermittler sowie Versicherungsbroker mit einem Schreiben über die Integration der KVF in die ÖKK informiert, erklärte die Mediensprecherin diesbezüglich.

Ein Drittel überlebt

Das Verschwinden der Krankenkassen geht also munter weiter. Im Jahr 1996, zum Beginn des heutigen obligatorischen Grundversicherungssystems, hatte es schliesslich noch rund 150 Anbieter auf dem Schweizer Markt gegeben.

Nur noch ein Drittel davon sind noch da.

30.09.2022/kut.

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