Vom Staatsbetrieb zum Ultra-Kapitalismus

Joris Gröflin
Der Finanzchef der Axpo wechselt zur Partners Group. (Bild: PD)

Die Private-Equity-Firma Partners Group war auf der Suche nach einem Finanzchef. Fündig wurde sie bei einem strauchelnden Staatsbetrieb.

Der Finanzchef des staatlichen Energiekonzerns Axpo, Joris Gröflin, ist mit seinen Fehlspekulationen am Energiemarkt und dem Verkauf von wertvollen Assets auf den Geschmack gekommen, wie interessant der Kapitalismus doch sein kann.

Nachdem das Staatsunternehmen eine Milliardengarantie vom Bund brauchte und die wertvolle strategische Beteiligung an der Erdgaspipeline TAP verhökert hatte, sieht der Manager keine Zukunft mehr in dem Energiebetrieb.

Zahlreiche Fehltritte

Er wechselt nunmehr den Job, wie der Axpo-Konzern am heutigen Freitag bekanntgab. Über die Spekulationsverluste und den unsinnigen Verkauf der strategischen Beteiligung TAP der Schweiz hatte muula.ch berichtet.

Eine Untersuchung der ganzen Vorfälle hatte ergeben, dass das Unternehmen jahrelang mit völlig falschen Kennzahlen sowie falschen Anreizen gesteuert wurde.

Breitling bei der Hand

Gleichzeitig gab die Private-Equity-Firma Partners Group am heutigen Freitag bekannt, dass sie für ihre Interimslösung um Co-Finanzchefs Manuel Ottinger und Philip Sauer ein Ende gefunden habe.

Spätestens ab 1. Februar 2024 werde Gröflin der CFO der Firma, hiess es von Partners Group freudig.

Das Unternehmen hat rund 135 Milliarden Assets unter den Fittichen. Insofern ist es für den 46-jährigen Axpo-Manager ein deutlicher Aufstieg.

Zuletzt war der Konzern aufgefallen, weil er eine Mehrheitsbeteiligung an der Luxusuhrenmarke Breitling erworben hatte.

Von Beratung zu Rieter

Gröflin war nicht sehr lange beim Axpo-Konzern gewesen.

Er trat seinen Posten am 1.4.2019 an, wie es auf der Webseite hiess. Davor war er seit 2006 in führenden Positionen für die Rieter Holding AG in Winterthur tätig gewesen – von 2011 bis 2019 als Chief Financial Officer und Mitglied der Konzernleitung.

Von 2001 bis 2006 arbeitete er in verschiedenen Funktionen bei der Beratungsgesellschaft A.T. Kearney in der Schweiz.

Er ist somit ein Schweizer Eigengewächs ohne jegliche internationale Erfahrung.

Axpo trauert

Der Energiekonzern Axpo bedauere den Weggang.

Der Staatsbetrieb verliere nicht nur einen hervorragenden Finanzchef, sondern auch einen Kollegen mit strategischem Weitblick und einer starken Persönlichkeit, hiess es zum offenbar überraschenden Abschied.

Wie strategisch die Staatshilfe und der Verkauf der wertvollen Beteiligung an der Erdgaspipeline von Axpo waren, wird sich mit der Zeit aber noch erweisen.

Und ob Partners Group die Skills braucht, um Anträge für Staatshilfen auszufüllen, auch.

30.06.2023/kut.

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