Bisher hiess es von der Schweiz, die USA hätten keinen Einfluss auf den Untergang der CS gehabt. Die Finanzmarktaufsicht überrascht da mit neuen Aussagen.
Der entscheidende Satz kam an der Medienkonferenz der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht Finma zu den Lehren aus dem Untergang der Krisenbank Credit Suisse (CS) nach 29 Minuten und 45 Sekunden. Die Schweizer Aufsichtsbehörde tätigte dabei Aussagen zum amerikanischen Einfluss auf die Situation bei der CS.
Verschiebung des Jahresberichts
Gesagt hatte den wichtigen Satz der Leiter des Geschäftsbereichs Banken und Verantwortlicher des Krisenstabes bei der Finma Thomas Hirschi.
«Ausgelöst von den Problemen auf dem US-Bankenmarkt, der Verschiebung des Jahresberichts und Äusserungen des Hauptaktionärs konnte die Bank dann nicht mehr aus eigener Kraft überstehen», erklärte er zum Untergang der CS vor den Medien wörtlich.
Bisher nur Kontakte eingeräumt
Doch dies stellt eine Wende in der Beurteilung der Schweizer Grossbankenkrise dar, denn bisher hiess es offiziell immer, die USA hätten keinen Einfluss auf das Verschwinden der CS gehabt.
Sowohl die Schweizer Finanzministerin Karin Keller-Sutter, als auch der Chef der Schweizerischen Nationalbank Thomas Jordan beteuerten stets, die Amerikaner hätten nichts mit der Sache zu tun gehabt.
Die Schweizer Behörden hätten allenfalls mit den USA in Kontakt gestanden, so der Tenor.
Kehrtwende klar sichtbar
Am 15. März 2023 gaben die SNB und die Finma sogar ein Communiqué heraus, das einen direkten US-Einfluss auf Schweizer Geldinstitute ausschloss.
«Die Finma und die SNB weisen in dieser gemeinsamen Stellungnahme darauf hin, dass aufgrund der aktuellen Verwerfungen auf dem US-Bankenmarkt keine Hinweise auf eine direkte Ansteckungsgefahr für Schweizer Institute bestehen», hiess es wörtlich in der Medienmitteilung der zwei Behörden.
Auf der jüngsten Medienkonferenz machte Finma-Bankenexperte Hirschi, der stets mit erhobenem Zeigefinger sprach, die Kehrtwende aber klar.
Panik direkt verursacht
Damit bestätigte die Finma, was muula.ch seit Monaten berichtet, dass die USA direkt am Untergang der CS beteiligt waren, denn die Probleme auf dem US-Bankenmarkt schwappten offenbar doch auf die Schweiz über.
Und die Anfrage, welche das Verschieben des Jahresberichts bei der CS ausgelöst hatte, kam ja von der US-Börsenaufsicht SEC, also direkt aus Amerika.
Skandale und Risiken
Von muula.ch auf die Diskrepanz angesprochen, erklärte die Finma, dass sich die beiden Aussagen nicht widersprächen, denn die CS habe sich seit Langem in einer Reputations- und Vertrauenskrise befunden.
Diese hätte zahlreiche Ursachen in der Vergangenheit gehabt, insbesondere die diversen Skandale und Fehlleistungen im Risikomanagement.
Mitte März 2023 habe sich die Vertrauenskrise in die Grossbank aufgrund von verschiedenen Faktoren verschärft, unter anderem auch aufgrund der Verwerfungen im US-Bankensektor, hiess es weiter von der Finma.
Recherchen stimmen
Die Aussagen von Finma und SNB vom 15. März 2023 seien zu diesem Zeitpunkt zutreffend gewesen, erklärte ein Mediensprecher der Aufsichtsbehörde zudem gegenüber muula.ch. Es hätte keine direkte Ansteckungsgefahr gegeben.
Die CS habe sich im März 2023 auch unabhängig von den Verwerfungen auf dem US-Bankenmarkt bereits in einer kritischen Situation befunden.
Damit zeigte sich erneut, dass die Recherchen von muula.ch zum Untergang der CS stimmen.
Fehlende Milliarden als Ursache
Der Milliardenabschreiber beim Goodwill auf die US-Tochter der CS, der sich aber auf Konzernebene nicht ausgewirkt und damit nicht für Aufsehen gesorgt hatte, führte letztlich zum Untergang der Schweizer Krisenbank.
Und dass die Amerikaner laut derselben Finma-Medienkonferenz nicht wollten, dass US-Investoren durch die Aktivierung des Abwicklungsplanes ihre Investments bei der CS verloren, kann man auch als weiteren US-Einfluss auf den Untergang der CS werten.
27.12.2023/kut.