Kunst wird häufig als Ergebnis eines kreativen Prozesses verstanden. Für Unternehmer ist sie aber oft viel mehr.
Versicherungsgesellschaften können ein Lied davon singen. Denn während die Kunden bei einer Schraubenfabrik die Produktions- und Vertriebsanlagen besichtigen können, stehen bei der Assekuranz praktisch nur ein paar Schreibtische und Computer zum Anschauen bereit.
Bereicherung für Aussenstehende
Daher sammeln Versicherer seit Jahrhunderten eben Kunstwerke und stellen sie sogar gerne in ihren Büros aus, um bei Kundenbesuchen überhaupt etwas Gesprächsstoff zu haben.
Kunst wird oftmals das Ergebnis eines kreativen Prozesses bezeichnet und manchmal ist Kunst auch der Prozess selbst. Doch das Zusammenwirken von Inhalt und Form kann auch für Aussenstehende bereichernd sein.
Chef als Kunstmäzen
Dies wird besonders deutlich, wenn man auf den 88-jährigen Milliardär Reinhold Würth schaut, der in Deutschland ein Unternehmen mit fast 100.000 Mitarbeitern aufgebaut hat.
Die Würth-Gruppe ist ein Frühzykliker, über den muula.ch bereits berichtete, der weltweit im Schraubenhandel und Handwerksbedarf tätig ist. Doch der Chef ist auch einer der grössten privaten Kunstsammler Europas, der 15 Museen und Kunstkabinette sein Eigen nennen kann und mehr als 20.000 Kunstwerke besitzt.
Kauflust fördern
Künstlern gelinge es aber immer wieder, den knallharten Geschäftsmann als Sammler in Kauflaune zu versetzen, wie die Wochenzeitung «Die Zeit» in ihrer jüngsten Ausgabe über den baden-württembergischen Unternehmer schrieb.
Bei Treffen mit Künstlern gebe es nämlich zur Begrüssung fast immer gleich ein Glas Champagner, sagte Würth zu dem Blatt.
«Weil das die Kauflust fördert», so der Kunstsammler zu den Verkaufstricks der Kunstschaffenden. Das Geld spiele bei Künstlern keine Nebenrolle, es gehe denen auch um den Erfolg, erklärte Würth weiter.
Bild raubte Schlaf
Sein Interesse an Kunst habe vor allem seine Frau geweckt, weil sie den Fotografen Paul Swiridoff ins Spiel gebracht habe, als er sie und die Kinder in seinem Studio in Schwäbisch Hall fotografierte.
«Daraus ist eine Freundschaft geworden», erklärte der Topmanager. Von Swiridoff habe er viel gelernt, führte der Geschäftsmann weiter aus.
Von seinem Haus am Luganer See seien sie einmal in die Galerie Ketterer in Campione d’Italia gefahren und dort habe er sich in das Bild von Emil Nolde «Wolkenspiegelung in der Marsch» verliebt, das ihn den Schlaf geraubt habe.
Gutes Investment
«Aber ich bin froh, dass ich das gekauft habe», erklärte er. Damals habe er mit 65.000 Mark zwar einen Haufen Geld dafür ausgegeben.
«Heute werden diese Aquarelle von Nolde im Bereich von 200.000 Euro verkauft, das war also kein schlechtes Investment», führte der Kunstliebhaber aus.
«Wenn Sie erst einmal eintauchen, wächst das Wissen automatisch», sagte er zu seinem Kunstverständnis.
Man komme mit immer mehr Künstlern in Kontakt und lerne deren Eigenheiten kennen. «Der eine hat einen Saustall in seinem Atelier, der andere eine klinische Ordnung. Faszinierend.», hob Schrauben-Unternehmer Würth hervor.
Er habe zudem schöne Erinnerungen an Christo und Jeanne-Claude, die mal die Firmenzentrale von innen verhüllt haben, an Markus Lüpertz, Georg Baselitz und an Anselm Kiefter, denn allein mit seinen Werken könnte er ein kleines Museum füllen.
Vergessen der Pflichten
Die Begegnungen mit den Künstlern seien wie eine Flucht von Tagesstress gewesen, führte Würth weiter aus. «Wie ein Wegspringen von den Pflichten des Berufes», sagte er.
Dies ist auch der Grund, weshalb das Wirtschaftsnews-Portal muula.ch regelmässig über Kunst und Künstler berichtet.
Und genauso kann auch die Assekuranz um Helvetia, Baloise & Co. ein Lied von der Kombination aus Unternehmertum und Kunst singen.
Wenn Versicherungsmanager nämlich über Kunstwerke und über die verrückten Eigenarten von Künstlern sprechen, gibt es nicht nur Gesprächsstoff mit der Kundschaft, sondern auch die Widrigkeiten um Schäden und Verluste im Versicherungsgeschäft gehen oftmals vergessen.
03.12.2023/kut.