«Taten statt Worte» lautet das Motto des Detailhandelsriesen Coop beim Umweltschutz. Zum 30-Jahre-Jubiläum der Eigenmarke Naturaplan begeht der Konzern aber eine Marketing-Untat.
Gerne geben sich Firmen einen umweltfreundlichen Anstrich und auch der Schweizer Detailhändler Coop lässt sich da normalerweise nicht lumpen.
Doch was anlässlich des 30-Jahre-Naturaplan-Jubiläums passiert, finden sogar eingefleischte Coop-Familien teilweise als zu viel.
Erlebbare Überraschung
Über das Ziel hinausgeschossen, so lautete am Samstag an einigen Orten in Schweizer Coop-Filialen die Kritik, wie Recherchen von muula.ch ergaben. Da waren nämlich praktisch alle Angestellten, von der Kasse, über die Gemüseabteilung bis hin zum Fleischstand in grün-weissen Hemden gekleidet.
«Schliesslich sind die Feierlichkeiten zum Naturaplan-Jubiläum in allen Verkaufsstellen erlebbar», hatte der Detailhändler zuvor zum 30. Geburtstag der Marke Naturaplan mitgeteilt.
Im Jahr 1993 hatte Coop in Zusammenarbeit mit Bio Suisse die erste Bio-Marke im Schweizer Detailhandel lanciert. Seit drei Jahrzehnten setze sich Coop unter der Eigenmarke «Naturaplan» für umwelt- und tiergerechte Produkte sowie nachhaltige Projekte ein, hiess es von dem Konzern.
Einzeln in Plastik verpackt
Doch wie nachhaltig ist die Werbung für dieses Ereignis beim Migros-Konkurrenten, wenn alle Angestellten für nur einen einzigen Tag ein Hemd anziehen müssen.
Das Coop-Personal reagierte manchmal auch recht verschnupft, wenn sie Kunden am Samstag auf den Sinn der Aktion im Einheits-Look angesprochen haben.
Einige zogen dann sogar die Plastiktüte aus dem Mülleimer hervor, in die jedes Shirt einzeln eingepackt und schön mit der Personalidentifikation der einzelnen Mitarbeiter versehen war.
Von dick bis dünn, von gross bis schmächtig, mussten ja alle Körpergrössen der Mitarbeitenden berücksichtigt werden.
Mega-Logistik im Hintergrund
«Im Jubiläumsjahr erwarten die Kundinnen und Kunden Neuheiten, Aktionen und Überraschungen, denn sie haben massgeblich zur Erfolgsgeschichte beitragen», teilte Coop jubelnd zum 30. Geburtstag von Naturaplan mit.
Manche der Kunden schütteln aber nur den Kopf, wenn unter dem Mantel der Umweltschonung praktisch allen Angestellten für quasi nur einen Überraschungs-Tag ein Hemdchen, eingeschweisst in Plastikfolie, zur Verfügung gestellt wird.
Von der ganzen Logistik im Hintergrund, also von der Produktion der Hemden mit eigenem Logo bis hin zur Lieferung an die Belegschaft, mag kaum jemand sprechen.
Alles für die Mülltonne?
Klar, hofft die Firma sicherlich, dass der eine oder andere Mitarbeiter das Kleidungsstück nicht einfach wegwirft oder zur Alt-Kleidersammlung gibt. Doch das eher billig wirkende Material und das grün-weisse Karo-Muster dürften die meisten von einer Weiternutzung abhalten.
Letztlich dürfte das ganze Zeug, ziemlich umweltfeindlich und wenig nachhaltig, einfach in einer Tonne landen.
Insofern darf durchaus von einer Umwelt-Sünde zum Naturaplan-Jubiläum gesprochen werden.
Nichts Herausragendes
«Im aktuellen Sortiment bei Coop gibt es kaum ein Lebensmittel, das nicht in Bio-Qualität erhältlich ist», schrieb Coop zudem in seinem Communiqué wörtlich.
Dies erstaunt, weil Naturaplan somit eigentlich gar nichts Besonderes mehr ist. Bio-Qualität ist zur Otto-Normalität geworden.
Marketing im Rückwärtsgang
Und da bräuchte es wahrscheinlich auch keine speziellen Einheitshemdchen beim Personal als Marketing-Aktion zu einem Jubiläum für nur einen Tag, der das Umweltbewusstsein des Detailhandelskonzerns Coop in schrägem Licht erscheinen lässt.
Neben dem Umweltaspekt dürfte sich die ganze Werbeaktion tatsächlich als ein Marketing-Flop entpuppen.
05.02.2023/kut.