TX-Verleger Supino hört endlich die Glocken läuten

Pietro Supino von der TX-Group
Verleger Pietro Supino strukturiert die TX-Gruppe um. (Bild: PD)

Verleger und Chairman der TX-Group, Pietro Supino, hat einen grossen strategischen Schritt bekanntgegeben. Nun scheint die Mediengruppe in ein neues Zeitalter zu starten.

Lange Zeit hat man sich vielerorts die Augen gerieben, wie sehr sich die Tamedia- beziehungsweise die umfirmierte TX-Group an die Vergangenheit geklammert hat.

Selbst die «Alte Tante», also die «NZZ», hatte den strategischen Entscheid getroffen, ihre Druckerei zu schliessen und den Zeitungsdruck an Tamedia abzugeben.

Papiertiger bald weg

Da freuten sich die Verantwortlichen dort, weil die Auslastung der immer weniger benutzen Druckereien mit den «NZZ»-Ausgaben wieder höher wurde. Allerdings gehen die Zeichen der Zeit in Richtung papierlos und digital.

Und genau dies dürfte mittlerweile auch den Verantwortlichen bei der TX-Group gedämmert haben. Die Tage der gedruckten Zeitungen sind gezählt.

Nun, mit den steigenden Papierpreisen und der Energiekrise handelt der Medienkonzern TX um den «Tages-Anzeiger», «20 Minuten» & Co. und führt in seine Holding einen weiteren Bereich ein, wie die Firma am Dienstag zu einem Strategietag mitteilte.

Ballast abwerfen

Die Immobilien werden künftig in einem eigenen gewinnorientierten Geschäftsbereich auf Gruppenebene entwickelt.

Das Portfolio mit drei Druckzentren in Zürich, Bern und Bussigny sowie vier Bürogebäuden in Zürich und Bern an attraktiven Standorten biete genügend Potenzial für eine eigenständige Entwicklung, hiess es zur Neuausrichtung.

Selbst den Trend, dass immer weniger Büros für Angestellte benötigt werden, nimmt die TX-Gruppe damit auf. Es wird nicht-betriebsnotwendiger Ballast über Bord geworfen. Die «NZZ»-Mediengruppe verkaufte Immobilien schliesslich auch Stück-für-Stück.

Offenes Ende

Verschiedene Möglichkeiten für die optimale Eigentümerstruktur würden bei der TX-Gruppe für den neuen Geschäftsbereich jedoch noch geprüft, teilte das Management um Supino verklausuliert noch mit. Eigentlich heisst das aber, dass ein Verkauf auch denkbar wäre.

An einer Präsentation vor den Medien und Finanzanalysten hiess es am Dienstagnachmittag, es sei aber noch nichts entschieden. Allerdings ist klar, dass es mit dem Druck und den Bürogebäuden im Verbund nicht wie in der Vergangenheit weitergeht.

Flexible Struktur

Ohnehin werden die drei Traditionsunternehmen Tamedia (Bezahlmedien), 20 Minuten (Gratismedien) und Goldbach (Werbevermarktung) schon dezentral von je einem CEO und einem eigenen Verwaltungsrat geführt.

Dies erlaubt der TX-Gruppe eine absolut flexible Ausgestaltung und der Konzern kann sich notfalls auch rasch von Aktivitäten trennen.

«Journalismus, Marketing und Market-Places sind die Zukunft», skizzierte Supino am Dienstag kurz und knapp die Strategie. Darunter lässt sich viel gestalten.

Ausbreitung von Risikokapital

Gleichzeitig strukturiert die einstige Tamedia aber nicht nur sinkende Geschäftsaktivitäten um. Die TX-Gruppe will auch bei innovativen Geschäften vorne mitspielen und den Bereich ausbauen.

Daher wird TX Ventures mit einem eigenen 100 Millionen-Franken Fintech-Investmentfonds ausgestattet. Damit will die Mediengruppe die erfolgreiche Diversifizierung fortsetzen, indem sie mit dem Geld ihre geografische Expansion in Europa mit Fokus auf die «Dach»-Region ausgeweitet.

Auch da wird die Organisation also zukunftsfähig gemacht.

Höhere Transparenz

Und last but not least, will die TX-Gruppe noch eine Neuerung vornehmen. Künftig will der Konzern auch Margenziele für die einzelnen Geschäftsbereiche publizieren.

Die Gruppe will allerdings aufgrund der externen Bestimmung der Einnahmen durch die Kunden im stark schwankenden Print- und Werbemarkt keine Umsatz-Ziele verkünden.

Aber Rom ist ja auch nicht an einem Tag erbaut worden. Und manchmal braucht Verleger Supino eben einfach bloss länger.

06.12.2022/kut.

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