Swisscom pfeift auf Bundesrat und Steuerzahler

Swisscom-Logo an einem Gebäude
Die Swisscom kauft Vodafone Italia für 8 Milliarden Euro. (Bild: PD)

Swisscom hat entgegen grosser Kritik eine neue Milliardenübernahme getätigt. Die Reaktion der Schweiz bleibt nicht aus.

Der Telekomkonzern Swisscom, der sich in Mehrheitsbesitz des Bundes befindet, hat einen Kaufvertrag über 8 Milliarden Euro unterzeichnet.

Der Staatsbetrieb kaufe damit Vodafone Italia, wie die Firma am heutigen Freitag überraschend bekanntgab.

Vorgaben des Bundes verletzt

Der Kaufpreis von 8 Milliarden Euro werde zu 100 Prozent durch Barmittel gedeckt und vollständig mit Fremdkapital finanziert, hiess es weiter.

Zuvor hatte Swisscom mitgeteilt, in Gesprächen mit Vodafone in Grossbritannien über den Milliardendeal zu sein, wie auch muula.ch berichtete.

Doch dies hatte umgehend eine Welle der Entrüstung ausgelöst, weil Swisscom damit zum wiederholten Mal den Steuerzahler zur Kasse bittet und im notorisch bankrotten Italien eine Grossübernahme tätigt.

Die Vorgaben des Bundesrates, etwa über Zukäufe im Ausland und die Verschuldung, dürften mit der Transaktion über den Haufen geworfen worden sein.

Das Swisscom-Management um Verwaltungsratspräsident Michael Rechsteiner und CEO Christoph Aeschlimann dürfte damit an ihren eigenen Stühlen sägen.

Grundversorgung im Ausland

Swisscom will Vodafone Italia mit dem Milliardengrab Fastweb in Italien fusionieren, hiess es konkret zum Deal. Kritiker werfen dem Unternehmen dabei aber vor, gutes Geld schlechtem Geld hinterherzuwerfen.

Swisscom hatte für über 7 Milliarden Franken in Italien die Firma Fastweb erworben, die sich zum Milliardendesaster entwickelte.

Mit dem neuen Zukauf entstünde nunmehr aber der zweitgrösste Telekomanbieter Italiens, freute sich Swisscom aber.

Dass dies klar Grundversorgung im Ausland ist, was der Schweizer Staatsbetrieb gemäss den Vorgaben des Bundesrates eigentlich nicht darf, sieht das Management offenbar nicht.

Wenn das Netz mal ausfällt, entstehen für die Schweiz sogar enorme politische Risiken.

Hohe Synergien?

Mit dem Zusammenschluss von Vodafone Italia und Fastweb sollen komplementäre Mobilfunk- und Festnetzinfrastrukturen zusammengeführt werden, hiess es weiter.

Dank der Grössenvorteile, einer effizienteren Kostenstruktur und hoher Synergien könnte Swisscom rund 600 Millionen Euro pro Jahr an Mehrwert generieren, gab sich der Schweizer Telekomriese überzeugt.

In der Schweiz hatte es nach Bekanntwerden des geplanten Deals einen Aufschrei gegeben, weil die Schweizer Steuerzahler damit wieder ins Risiko gehen. Das Swisscom-Management solle sich lieber um guten Service und weniger Netzausfälle in der Schweiz kümmern, so der Tenor.

Nun erfordert die Integration des Milliardenzukaufes viel Aufmerksamkeit, die andernorts fehlen dürfte. Die Politik dürfte von Aeschlimann & Co. tiefgehende Erklärungen fordern.

SVP kocht vor Wut

Der Bundesrat erklärte am Freitag umgehend, die Eignerstrategie von Swisscom auf den Prüfstand stellen zu wollen. Zur Transaktion selbst sagte die Landesregierung, dass sie in abschliessender Kompetenz und der Verantwortung des Verwaltungsrates der Swisscom liege.

Die SVP verurteilte die Auslandabenteuer von Schweizer Staatsunternehmen auf das Schärfste.

Firmen mit faktischer Staatsgarantie dürften das Geld der Steuerzahler nicht leichtfertig aufs Spiel setzen, hiess es in einer Stellungnahme der grössten Schweizer Partei.

Falls sich Staatsfirmen fahrlässig verhielten, müsste der Bundesrat gegen den Verwaltungsrat und das Management mit Verantwortlichkeitsklagen vorgehen.

15.03.2014/kut./Meldung am Nachmittag mit Stellungnahme der SVP ergänzt.

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