Der Telekom-Anbieter Swisscom hat zwar schwächere 9 Monate durchlebt und die Prognose bei einem Wert nach unten adjustiert. Die Eigentümer dürften trotzdem jubeln.
Der Schweizer Platzhirsch der Telekommunikation, die staatliche Swisscom, hat in den ersten drei Quartalen des laufenden Geschäftsjahres einen Umsatzrückgang von 1,4 Prozent auf 8,2 Milliarden Franken verzeichnet.
Bei den Gewinnkennzahlen ging es deutlicher nach unten, wie der Konzern am Donnerstag mitteilte. Der Betriebsgewinn auf Stufe Ebit reduzierte sich demnach um 5,1 Prozent auf 1,5 Milliarden Franken. Der Konzerngewinn sank sogar um 21 Prozent auf 1,2 Milliarden Franken.
Allerlei Zahlenspielerei
Unternehmen versuchen ja immer, sich ins beste Licht zu rücken. Daher werden allerlei Entwicklungen des Vorjahres sowie des Berichtszeitraums unter die Lupe genommen, um sie als einmalig oder ausserordentlich zu klassifizieren und dies als Gründe zu nehmen, weil die Resultate nicht so rosig sind.
Bei Swisscom lautet die Begründung für den Gewinneinbruch gemäss Communiqué wie folgt:
«Sondereffekte haben den Ebitda und im Vorjahr auch das Finanzergebnis und den Steueraufwand beeinflusst. Dazu gehören der Übertrag einer Beteiligung von Fastweb, der Verkauf der Beteiligung von Swisscom an der Belgacom International Carrier Services und Einmaleffekte im Steueraufwand im Vorjahr. Zudem wurden Rückstellungen für Rechtsverfahren im laufenden Jahr und im Vorjahr vorgenommen.»
Aus Minus mach Plus
Anfangen kann man damit ohne die konkreten Grössenordnungen nicht viel. Wichtig ist nach der Zahlenakrobatik allerdings der folgende Satz: «Ohne diese Sondereffekte wäre der Reingewinn um 2,5 Prozent gestiegen».
Er soll verdeutlichen, dass der über 20-prozentige Gewinnrückgang eigentlich gar nicht so schlimm sei.
Gut läuft es denn bei Swisscom auch in der Schweiz, wie ein Blick von muula.ch in die Segmentberichterstattung denn auch zeigt.
Hauptsparte in Form
Im dritten Quartal erhöhte sich der Segment-Gewinn um 5,7 Prozent auf 485 Millionen Franken – und dies bei eigentlich konstantem Umsatz für die Schweiz von 2 Milliarden Franken.
Der Einbruch bei der Profitabilität ist auch den Verantwortlichen bewusst. Daher feilt Swisscom konsequent an der Kostenbasis.
Gemäss Communiqué reduzierte sich der Personalbestand um fast 1 Prozent auf 19.000 Vollzeitstellen (FTE). Die Schweiz ist überproportioanal vom Stellenabbau betroffen. Hierbei ging es um 1,4 Prozent auf 15.800 FTE nach unten.
Ausblick getrübt
Aufgrund des starken Schweizerfrankens passt Swisscom die Umsatzprognose für 2022 leicht an und erwartet neu einen Nettoumsatz von rund 11,1 Milliarden Franken. Bisher war der Telekom-Riese von Einnahmen in der Bandbreite von 11,1 bis 11,2 Milliarden ausgegangen.
Unverändert blieben aber die Erwartungen beim operativen Gewinn auf Stufe Ebitda von rund 4,4 Milliarden Franken sowie beim Investitionsvolumen von rund 2,3 Milliarden Franken, hiess es.
Stabile Dividende
Der Generalversammlung 2023 solle für das Geschäftsjahr 2022 bei Erreichen der Ziele eine konstante Dividende von 22 Franken pro Aktie vorgeschlagen werden.
Die Investoren honorierten die Resultate gleich mit einem Plus von 0,5 Prozent auf 460 Franken je Titel. Bliebe alles konstant, würde die Ausschüttung immerhin eine Dividendenrendite von vergleichsweise hohen 4,8 Prozent bedeuten.
Die Eigentümer, also zu 51 Prozent der Bund, dürften jubeln. Selbst bei Inflation von um die 3,5 Prozent resultiert noch eine positive Realverzinsung des eingesetzten Investitionskapitals. Und falls eine Rezession käme, bestellen die Kunden kaum ihre Festnetz-, Mobilfunk- oder Internet-Anschlüsse ab.
27.10.2022/kut.