Die staatliche Unfallversicherung Suva hat ein schlechtes Händchen an der Börse gehabt. Die Pflichtversicherten haben nun das Nachsehen.
An der Bilanzmedienkonferenz des Vorjahres hatten die Verantwortlichen des Staatsversicherers Suva noch frohe Botschaften zu vermitteln, doch damit ist es nun vorbei.
Die Bruttoprämien 2023 waren nämlich auf den tiefsten Stand seit der Einführung des Bundesgesetzes über die Unfallversicherung UVG im Jahr 1984 gesunken, hatten sie noch fröhlich verkündet.
Goldene Zeiten
Dazu beigetragen hatten üppige Gewinne aus Kapitalanlagen. Die Anlagerendite für das Jahr 2021 hatte nämlich stolze 7,5 Prozent betragen.
Aus dem Staatsbetrieb sprudelte damals ein Anlageergebnis von rund 4,3 Milliarden Franken auf das Anlagevermögen von rund 60 Milliarden Franken heraus.
Doch das war einmal. Wie die Unfallversicherung am heutigen Montag bekanntgab, brach die Gesamtperformance im abgelaufenen Geschäftsjahr auf negative 8,1 Prozent ein.
Hohe Bewertungsverluste
Das Jahr 2022 sei durch die heftigen Bewegungen auf den globalen Finanzmärkten geprägt gewesen, ausgelöst durch geopolitische Spannungen und die hohe Inflation, hiess es weiter.
Die seltene Kombination von sinkenden Aktienkursen und steigenden Zinsen habe zu Bewertungskorrekturen sowohl bei den Aktien als auch bei den Obligationen geführt und lediglich Immobilien und Alternativanlagen hätten stabilisierend gewirkt, erklärte der staatliche Unfallversicherer die Negativentwicklungen.
Milliarden verschwunden
Das Anlagevermögen der Suva schrumpfte im vergangenen Geschäftsjahr um horrende 5,1 Milliarden Franken von den beschriebenen 60 auf bloss noch rund 54,4 Milliarden Franken.
Hätte man Ende 2021 stärker gehandelt, wären die Rückgänge vielleicht nicht so gross gewesen.
Kumuliert waren seit dem 1.1.2020 bis zum Jahr 2021 rund 135 Prozent an Performance angefallen. Per 2022 brach der Wert auf nur noch 116 Prozent ein.
In nur einem Jahr ging es also deutlich mit den Anlageergebnissen nach unten.
Wenig transparent
Nachfragen der Öffentlichkeit, etwa zum Engagement bei der Krisenbank Credit Suisse oder der Gesamthöhe der Milliardenverluste, ging die Suva aus dem Weg.
Die Verantwortliche für die Finanzthemen in der Medienstelle weilte nämlich just am Tag der Publikation immer in Sitzungen. Der Staatsbetrieb kommuniziert ja sowieso nur ein paar Mal im Jahr – da könnten Medienverantwortliche an diesen Tagen durchaus auch zur Verfügung stehen.
Dies passt aber in das Bild des trägen Versicherers: Wenn es gut läuft, kann er nämlich die Ergebnisse auch schon Anfang März des Folgejahres bekanntgeben, wie die Medienmitteilung von 2022 zeigte.
Mit den Milliardenverlusten ist das Communiqué aber nun fast einen Monat später geliefert worden.
Transparente Kommunikation sieht anders aus. Die «Kunden» der Suva sind dem bunten Treiben aber aufgrund der Versicherungspflicht ohnehin ausgeliefert.
Sinkende Puffer
Die Milliardeneinbussen dürften Auswirkungen auf die Pflichtversicherten haben. Im Überschusstopf gab es 2021 noch 3,5 Milliarden Franken.
Der sollte laut damaligen Angaben auf der jüngsten Bilanzmedienkonferenz über die kommenden Jahre abgebaut werden.
Vielleicht hat sich das aber auch bereits in einem Jahr erledigt.
Es könnten sogar üppige Prämienerhöhungen drohen, falls etwa die Solvenzquote deutlich unter den Maximalwert von 180 Prozent rutscht.
Riskantere Investments
Wie es genau aussieht, will die Suva am 16. Juni 2023 verraten. Dann wird die Öffentlichkeit auch Details über die Milliardenverluste an den Kapitalmärkten erfahren.
Für das Geschäftsjahr hatte es noch geheissen, die Suva investiere bewusst 20 Prozent ihres Vermögens in Aktien und 8 Prozent in Private Equity, weil dies auf lange Frist besser als der grosse Block an Staatsanleihen rentiere, den Sachversicherer normalerweise mit sich herumschleppen.
Ob das wirklich stimmt, kann die Öffentlichkeit dann schon mal ein Stück weit sehen.
27.03.2023/kut.