Staatspost und Staatsbahn bitten das Volk zur Kasse

Schweizerische Post
Die Post erhöht ihre Tarife teils deutlich. (Bild: PD)

Staatsbetriebe haben groteske Forderungen zur Erhöhung ihrer Verkaufspreise gestellt. Statt an der Effizienz zu feilen, schröpfen sie lieber Kunden.

Statt wie bisher 1.10 Franken pro A-Post-Brief wollte die Schweizerische Post künftig 1.40 Franken verlangen. Das sind fast 30 Prozent mehr.

Wohlgemerkt wurden die Tarife gerade erst von einem Franken um zehn Prozent auf 1.10 Franken je A-Post-Brief angehoben.

Aufschlag über 20 Prozent

Der Tarif für einen B-Post-Standardbrief steige künftig von 90 Rappen auf einen Franken, hiess es am heutigen Donnerstag in einer Medienmitteilung weiter.

Ursprünglich hatte die Staatspost eine Anhebung auf 1.10 Franken gewünscht. Das sind immerhin ein Aufschlag von über 22 Prozent.

Wer auf die Schweizer Zahlen zur Inflation schaut, der sieht aber, dass es im Vergleich mit dem Vorjahr zuletzt um 1,7 Prozent bei der Teuerung nach oben ging, wie auch muula.ch berichtete.

Zu wenig Anstrengungen

Doch Staatsbetriebe wollen bei ihren Preisanpassungen offenbar immer eine Ausnahme sein.

Statt Kostenerhöhungen bei Energie, Material und Löhnen, welche die Preisanhebungen laut der Post rechtfertigen sollen, zu kompensieren, wollen die Verantwortlichen einfach die Verkaufspreise erhöhen und damit das Volk zur Kasse bitten.

Sie hätten auch Einsparungen vornehmen können – zum Beispiel mit der Steigerung der Effizienz.

Roberto Cirillo, Konzernleiter der Post, jammerte im Communiqué, der Staatsbetrieb habe schon hohe Kosteneinsparungen vorgenommen.

Doch all dies reicht eben nicht.

Ausgleich von Verlusten

Ohnehin ist Effizienz meist ein Fremdwort bei Staatsunternehmen.

Wenn es Verluste wie bei der Post oder etwa den Schweizerischen Bundesbahnen SBB gibt, kommt der Staat und gleicht sie aus. Als die SBB während der Coronavirus-Pandemie eigentlich pleite gewesen wären, sprang der Staat ein.

Wenn die Erhöhungen der Preise nicht ausreichen, zahlt das Volk letztlich auch die Zeche.

Apropos SBB: Das Generalabonnement (GA) für die 2. Klasse wird künftig 4080 Franken statt wie bisher 3995 Franken kosten, wie der Preisüberwacher am heutigen Donnerstag die Einigung mit der Alliance Swisspass bekanntgab.

Die Erhöhung des 2. Klasse-GA-Preises sei nicht wie angekündigt um 5,7 Prozent erfolgt, sondern «nur» um 3,5 Prozent.

Wie hoch war nochmal die Inflation der Schweiz? Genau, bei 1,7 Prozent.

Erfolgsprämie einkalkuliert

Das Spiel mit dem auch staatlichen Preisüberwacher ist aber eigentlich auch immer dasselbe.

Die Staatsfirmen stellen überhöhte Forderungen, die der Preisüberwacher dann erfolgreich abschmettern kann.

Er teilte daher zur Post am heutigen Donnerstag auch freudig mit, dass er die Forderungen der Post habe deutlich bremsen können. Im Ergebnis der Verhandlungen seien die Preiserhöhungen rund 70 Millionen Franken verhindert worden, hiess es.

Es ist ein virtueller Erfolg, denn Bahn und Post kalkulieren die Erfolgsprämie des Preisüberwachers bereits in ihre Forderungen ein.

Immer weniger Kunden

Doch das ist alles ohnehin völlige Augenwischerei.

Die Post muss die Preise stark erhöhen, weil das Volumen an Briefen und Kleinsendungen immer weiter zurückgeht. Bei den SBB ist es das gleiche Spiel.

Je teurer der Bahnverkehr ist, desto attraktiver wird eben das Autofahren sowie das Fliegen und dann hat die Staatsbahn noch weniger Kunden.

Es gilt ein einfacher ökonomischer Grundsatz: Je höher der Verkaufspreis, desto geringer ist bei diesen Gütern normalerweise die Nachfrage.

Statt die Preise für Post und Bahn attraktiver zu machen und zu senken, dass mehr Menschen die Angebote nutzen, geht der Staat bei seinen Dienstleistungen einen völlig falschen Weg.

Volk zahlt doppelt

Aber noch eine dreistere Methode hat sich mittlerweile am Markt durchgesetzt. Genau wie die Staatsunternehmen verlangt nämlich die Privatwirtschaft gleichlange Spiesse.

Wenn also während der Coronavirus-Pandemie etwa neben den SBB auch die Schweizer Vorzeigefluggesellschaft Swiss nicht fliegen kann und Verluste macht, springt der Staat rasch ein und rettet das Unternehmen.

Falls eine Bank, wie die katastrophale Credit Suisse, per Notrecht von der UBS mit Staatshilfe gekauft werden muss, zahlt auch das Volk. Der Wettbewerb wird vollkommen ausgehebelt.

Und wenn genau diese Firmen nach der Krise dann die Verkaufspreise unverschämt erhöhen, so wie etwa die vom Staat geretteten Airlines derzeit, bitten sie die Menschen gleich nochmals zur Kasse.

06.07.2023/kut.

Staatspost und Staatsbahn bitten das Volk zur Kasse

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert