Das Schweizer Bruttoinlandprodukt hat 2023 markant zugelegt. Für einen Extraschub kann die Schweiz aber (fast) nichts.
Die Schweizer Wirtschaft hat sich im vergangenen Jahr wacker geschlagen.
Das Bruttoinlandprodukt BIP legte trotz globaler Krisen um 0,7 Prozent zu, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft Seco am heutigen Donnerstag bekanntgab.
1,9 Prozentpunkte im Minus
Dies sei allerdings auf Basis provisorischer Daten eine Wachstumverlangsamung, weil im Nachgang der Coronavirus-Pandemie eine Normalisierung der Wirtschaft eingetreten sei.
Zudem laste das herausfordernde internationale Umfeld auf der Konjunkturentwicklung, führte das Seco weiter aus. Im Jahr 2022 betrug das BIP-Wachstum schliesslich noch 2,6 Prozent.
Auslandstouristen helfen
Das BIP-Wachstum lag im 4. Quartal 2023 nur bei +0,3 Prozent und somit gleich auf wie im 3. Quartal 2023. Es setzte sich zum Jahresende somit das unterdurchschnittliche Wachstum des Vorquartals fort.
Die chemisch-pharmazeutische Industrie trug aufgrund rückläufiger Exporte mit −2,3 Prozent massgeblich zum negativen Ergebnis bei, erklärten die Wirtschaftsexperten weiter.
Im Zuge einer weiteren Erholung des Auslandtourismus verzeichnete aber das Gastgewerbe mit +3,5 Prozent einen deutlichen Anstieg der Wertschöpfung.
Noch grösserer Zuwachs
Interessant ist nun aber noch ein Aspekt, für den die Schweiz praktisch kaum etwas kann. Bereinigt man nämlich die BIP-Zahlen um die Auswirkungen der internationalen Sportevents, wie Fussball-Weltmeisterschaften oder Olympische Spiele, so sehen die BIP-Zahlen gleich nochmal ganz anders aus.
Das saison-, kalender- und Sportevent-bereinigte BIP des Jahres 2023 legte nämlich um 1,3 Prozent zu, nach 2,5 Prozent im Jahr 2022, errechneten die Seco-Experten.
Das Olympisches Komitee, der Weltfussballverband Fifa und die Uefa haben ihren Sitz in der Schweiz.
Internationale Sportgrossanlässe, wie etwa Fussball-Weltmeisterschaften, beeinflussen daher das Schweizer BIP, hiess es vom Seco zur Begründung.
Milliarden der Fifa
Einkünfte aus immateriellen Gütern, wie Lizenzen, Rechten und Patenten, die unter anderem im Ausland erwirtschaftet werden, spielen aber auch in vielen anderen Branchen eine wichtige Rolle, so etwa in der Pharmaindustrie.
Allein bei der Fifa fallen im Jahr einer Fussball-WM in der Konzernzentrale in Zürich quasi mehrere Milliarden Franken an Lizenzeinnahmen, Sponsorings und Verkäufe von Tickets an.
Dass die Lizenzerträge von Sportorganisationen ins BIP des Standortlandes einfliessen, stelle in diesem Sinne also keinen Spezialfall, erklärte selbst das Seco in einem eigenen Fachbeitrag.
Glättung der Werte
Allerdings kann das Staatssekretariat, wie die Zahlen eindrücklich zeigen, mit der Zahlenakrobatik ein viel höheres Wirtschaftswachstum ausweisen.
«Konkret werden dabei die Wertschöpfung und die Aussenhandelstransaktionen, die im Zusammenhang mit Sportevents stehen, symmetrisch rund um das Eventjahr geglättet», erklärte die Verantwortlichen zur Vorgehensweise.
Die so bereinigten Daten lieferten ein klareres Bild, das nicht mehr durch das regelmässige Auf und Ab der Grossereignisse geprägt sei, lautete die Logik dabei.
Merkwürdige Aussage
Lizenzeinnahmen & Co. rechnet die Schweiz schon mal aus dem Wirtschaftswachstum heraus, als würde sich Bern bereits auf den Weggang der Organisationen vorbereiten, was immer wieder im Raum steht.
Falls Sportorganisationen um Fifa, Uefa oder das Olympische Komitee mit ihren Sportanlässen aber aller zwei oder vier Jahre die Schweiz wirklich verliessen, würde die Schweizer Wirtschaft laut dem Seco stärker wachsen.
Eine solche Aussage ergibt wohl nur unter Akademikern einen Sinn.
29.02.2024/kut.