Spital Wetzikon zwischen Hoffnung und dem Aus

Das Spital Wetzikon
Das Spital Wetzikon kämpft um das Überleben. (Bild: PD)

Das Spital Wetzikon liegt selbst auf der Intensivstation. Zwar kauft die Führung etwas Zeit, doch die Jahresrechnung zeigt den Ernst der Lage.

Das Spital Wetzikon im Kanton Zürich hat sich in eine fast aussichtslose Lage manövriert.

Zwar beantragte das Management der Gesundheitseinrichtung die Nachlassstundung und diese wurde provisorisch gewährt.

Nur 8 Prozent an Eigenmitteln

Doch damit kaufen die Verantwortlichen nur etwas Zeit, weil das Spital nun ein paar Monate lang nicht betrieben werden kann.

Die Finanzlage sieht jedoch alles andere als rosig aus, wie ein Blick in den Jahresabschluss 2023 zeigt. Der Verlust vergrösserte sich von 2,5 Millionen Franken im Jahr 2022 sogar auf rund 12 Millionen Franken.

Das Eigenkapital betrug mit dem Verlust im Jahr 2023 gerade noch 22 Millionen Franken. Die Eigenkapitalquote rutschte um rund 4 Prozentpunkte in den einstelligen Bereich auf zirka 8 Prozent ab.

Sinkender Umsatz

Die Einnahmen sanken ebenfalls und betrugen 155 Millionen Franken. Besonders auffällig ist der Rückgang um rund 5 Prozent bei der Haupteinnahmequelle auf 70,5 Millionen Franken im Bereich Stationär Allgemein.

Doch selbst im stationären Halbprivat und Privat-Bereich fiel nochmal über eine Million Franken weg und kam auf rund 25 Millionen Franken.

Explosion der Kosten

Jedoch legten die Löhne und Gehälter allein um fast 10 Prozent in nur einem Jahr auf 84 Millionen Franken zu. Der Materialaufwand stieg immerhin um 6 Prozent auf 28 Millionen Franken. Ein Sparprogramm wurde im Februar 2024 lanciert.

Die Haupteinnahmequelle, der stationäre Bereich, sollte durch einen Neubau noch forciert werden, obwohl der Trend in Richtung ambulanter Behandlungen geht.

Für den Neubau begab das Spital im Jahr 2014 eine Anleihe über 170 Millionen Franken. Im Juni 2024 steht nun die Rückzahlung samt letzter Zinstilgung an.

Zocken am Kapitalmarkt

Im Jahresbericht ist von Anlagen in Bau in Höhe von 107 Millionen Franken die Rede. Somit ist der Neubau alles andere als fertig.

Insgesamt kommen die Sachanlagen auf 160 Millionen Franken.

Neben Bargeld von 49 Millionen Franken brachen auf der Aktivseite die Position bei Wertschriften um über 60 Prozent beziehungsweise 27 Millionen Franken ein und kommt nur noch auf rund 18 Millionen Franken.

Kurzfristige Geldanlagen bei UBS, CS & Co. sanken von 17 Millionen Franken auf Null.

Kanton Zürich ist alles egal

Eine Begleichung der fälligen Anleihebeträge aus eigenen Mitteln sei für die Betreibergesellschaft nicht beziehungsweise nicht vollständig möglich, steht im Geschäftsbericht.

Verhandlungen mit Geldgebern hätten zudem klar gezeigt, dass eine Refinanzierung, sei es am Kapitalmarkt oder über den Bankkreditmarkt, nur möglich sei, wenn die Hauptfirma GZO AG ihre Eigenkapitalbasis stärke und darüber hinaus auch eine Garantie seitens des Kantons Zürich beibringe.

Ein entsprechendes Gesuch um finanzielle Unterstützung wurde vom Regierungsrat des Kantons Zürich mit Entscheid vom 27. März 2024 abgelehnt, wie auch muula.ch berichtete.

Keine Zeit für Volksabstimmung

Daher werden nun neue Massnahmen geprüft.

Dazu gehören laut dem Geschäftsbericht weitere Gespräche mit potenziellen (Eigenkapital-)Investoren, die Prüfung einer «Sale and Lease Back»-Transaktion mit Bezug auf das Spitalgebäude sowie auch die Unterstützung durch die bestehenden Aktionärsgemeinden.

Aktionärsgemeinden sind Bäretswil, Bauma, Bubikon, Dürnten, Fischenthal, Gossau, Grüningen, Hinwil, Rüti, Seegräben, Wald und Wetzikon.

Sie wollen eventuell auch die Beteiligung am Rettungsdienst Regio 144 übernehmen, doch die steuerte 2023 auch einen Verlust bei.

Der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung des Spitals beurteilen all diese Optionen zwar grundsätzlich als machbar, doch benötigen diese allesamt mehr Vorlaufzeit, als bis zur Fälligkeit der Anleihe zur Verfügung stehen dürfte.

Aus diesem Grund werde an eine Stundung der Anleihe gedacht.

Bizarre Grössenverhältnisse

Wie Manager aber überhaupt bei einem Jahresumsatz von nur 155 Millionen Franken, einem Jahresverlust von 12 Millionen Franken und einem Eigenkapital von gerade noch 22 Millionen Franken ein paar Monate später eine Anleihe über 170 Millionen Franken zuzüglich letzter Zinszahlung tilgen wollen, bleibt bei alldem aber doch einigermassen schleierhaft.

Vielleicht muss man aber auch dieser Frage einmal nachgehen. Der Kanton Zürich wurde jedenfalls erst am 4. Februar 2024 um Hilfe gebeten.

05.05.2024/kut.

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