Die Schweizerische Nationalbank SNB hat sich ein Eigentor geschossen. Ausbaden müssen es jedoch andere.
Die Schweizerische Nationalbank SNB will mal den Franken schwächen und dann will sie ihn mal stärken. Die Auswirkungen dieses Sinneswandels kann man schön an den Jahresrechnungen der Schweizer Zentralbank ablesen.
Schmelzen des Gewinns
Während im ersten Quartal 2023 ein stattlicher Gewinn von rund 27 Milliarden Franken resultierte, verfloss der gesamte Überschuss nun bis zum dritten Quartal auf bloss noch 1,7 Milliarden Franken, wie die SNB am heutigen Dienstag mitteilte.
Rund 13 Milliarden Franken gingen im zweiten Quartal verloren. Der Rest schmolz von Juli bis September weg.
Zur Schwächung des Frankens hatte die SNB viel Geld gedruckt und damit weltweit Vermögensgegenstände eingekauft. Ihre Bilanz war dadurch auf 1000 Milliarden Franken angeschwollen.
Wechsel des Ansinnens
Zur Inflationsbekämpfung will die SNB aber einen starken Franken, damit die Teuerung aus dem Ausland nicht in die Schweiz überschwappt. Die Schweizer Exportindustrie, die unter einer starken Heimwährung leidet, spielt gar keine Rolle mehr.
Das Hin und Her ist quasi ein Eigentor, denn mit einem starken Schweizerfranken sehen die gekauften Fremdwährungsanlagen eben in den Büchern der SNB kleiner aus.
Bilanzbewegungen egal
Hinzu kommt, dass die Schweizer Zentralbank auch Anleihen zu ihrem Eigen zählt und mit dem Zinsanstieg, welchen die Notenbanken selbst herbeigeführt haben, sind die Bonds viel weniger wert. Auch dies macht sich in den Bilanzen der Währungshüter bemerkbar.
Der SNB ist all dies ziemlich Wurst, weil sie ja Geldpolitik und keine Bilanzkosmetik betreibt.
Wie schnell es rauf und runter geht, zeigen die Resultate der SNB zum dritten Quartal sehr eindrücklich.
Auf Fremdwährungspositionen war in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres ein Gewinn von rund 7 Milliarden Franken angefallen. Im Vorjahreszeitraum hatte der Verlust aber gigantische 141 Milliarden Franken betragen.
Kantone schauen ins Leere
Bei den Frankenpositionen sah es im Vorjahr mit einer «schwarzen Null» dagegen richtig gut aus. In den ersten drei Quartalen dieses Jahres weist die SNB einen Verlust von 6 Milliarden Franken aus.
Ausbaden müssen das die Eigentümer der SNB und die Kantone. Im Falle eines Falles bekommen sie eben keine Ausschüttung, wie sie bereits für das vergangene Jahr ins Leere schauen mussten.
Die SNB will ihnen aber noch ein wenig Hoffnung machen. Starke Schwankungen beim Ergebnis der Notenbank seien die Regel und daher seien auch Rückschlüsse auf das Jahresergebnis nur bedingt möglich, hiess es zum Trost im Communiqué.
Sachkosten explodieren
Was allerdings die Eigentümer auf die Barrikaden bringen sollte, sind die Kosten der SNB. Unter der Leitung von SNB-Chef Thomas Jordan stiegen die Sachkosten allein in diesem Jahr bereits um über 11,5 Prozent auf 114 Millionen Franken zu.
Bei den Personalkosten legte die Schweizer Zentralbank in den ersten neun Monaten im Vergleich mit dem Vorjahr um 6 Prozent auf 146 Millionen Franken zu.
Klar kann die SNB einfach Geld drucken und damit ihre Kosten decken. Doch das sollte ihr verboten sein – allerdings schaut den Notenbankern dabei niemand auf die Finger.
31.10.2023/kut.