Die Schweizerische Nationalbank SNB hat ihren Leitzins wieder erhöht. Wird der Kampf gegen die Teuerung damit halbherzig geführt?
Die Schweizerische Nationalbank SNB strafft ihre Geldpolitik weiter.
Sie erhöhte ihren Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 1,75 Prozent, wie sie am heutigen Donnerstag in einem Communiqué mitteilte.
Importe entscheidend
Mit diesem Schritt wirke sie dem mittelfristig abermals gestiegenen Inflationsdruck entgegen, hiess es.
Es sei nicht auszuschliessen, dass zusätzliche Zinserhöhungen nötig seien, um die Preisstabilität zu garantieren, erklärte die von SNB-Chef Thomas Jordan geleitete Institution.
Die Inflation sei über die vergangenen Monate deutlich zurückgekommen, schrieben die Währungshüter zwar.
Dieser Rückgang sei aber vor allem auf eine geringere Teuerung bei importierten Waren zurückzuführen gewesen, insbesondere auf Preisrückgänge bei Erdölprodukten und Erdgas.
Mittlere Frist entscheidend
Gemäss neuer Prognose der SNB beträgt die Inflation nun im Jahresdurchschnitt 2,2 Prozent für 2023 und 2024, also wie schon die aktuellen Daten im Mai 2023.
Für das Jahr 2025 geht die Zentralbank aber von einem Wert von 2,1 Prozent aus, also leicht über dem angestrebten Level von 2,0 Prozent.
Ohne die heutige Zinserhöhung wäre die Inflationsprognose in der mittleren Frist noch höher, hiess es kritisch von der SNB.
Immobilienmarkt entscheidend
Allerdings ist die Massnahme nicht unumstritten. Mit dem Anheben des Leitzinses erhöhen sich nämlich auch die Hypothekarzinsen.
Da Mieten einen grossen Anteil am Warenkorb der Inflation hat, erhöht sich auch die Teuerung vergleichsweise stark.
Wie bereits unlängst von muula.ch gemeldet, passten die Behörden den für das Mieten zugrundeliegenden Hypothekarzins schon einmal an.
Mit etwas Verzögerung können Vermieter damit den Mietern ihre Mietzinse erhöhen.
Und je mehr die Schweizer Zentralbank ihre Zinsen anhebt, desto mehr heizt sie auch die Teuerung an.
Schlimmeres verhindern
Jordan sprach am Donnerstag den Effekt direkt in seiner Rede vor dem Medien in Zürich an.
«Diese Rückkopplung darf aber kein Grund sein, auf notwendige Zinsanhebungen zu verzichten», sagte er.
Es sei dennoch notwendig, die Zinsen weiter zu erhöhen, um nicht später noch stärkere Zinserhöhungen erforderlich zu machen, sagte er.
Einen Zinsschritt um 50 Basispunkte hielt Jordan im Moment allerdings nicht für angebracht.
Wir schauen in drei Monaten, wie die Situation aussieht, hiess es lediglich.
Eine Spirale zwischen Zinsniveau und Hypothekarzinsen sei es aber nicht, lediglich ein anfänglicher Effekt, betonte Jordan.
22.06.2023/kut.
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