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Der Zoll hat weniger illegale Arzneimittelimporte festgestellt. Dennoch müssen Schweizer aufpassen, weil Gesundheitsrisiken statt Spass drohen.
Das Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) hat im Auftrag des Schweizerischen Heilmittelinstituts Swissmedic im vergangenen Jahr 5668 illegale Arzneimittelimporte sichergestellt.
Dies sei ein Rückgang von 15 Prozent, hiess es in einem Communiqué am heutigen Freitag.
Psychopharmaka & Co.
Mit 57 Prozent sei der Anteil beschlagnahmter Erektionsförderer gegenüber den Vorjahren zurückgegangen, erklärte Swissmedic am Valentinstag weiter.
Früher waren stets rund 80 Prozent beobachtet worden, wie muula.ch über die früheren Werte berichtete.
Doch nicht nur Präparate für Erektionen um Viagra & Co. wollte die Wohnbevölkerung illegal ins Land bringen.
Auch Arzneimittel, die abhängig machen können, also Psychopharmaka sowie Schlaf- und Beruhigungsmittel, stellten die Behörden zu 10 Prozent sicher.
Schlankmacher auch gestoppt
Nasensprays und Abführmittel kamen auf 6 Prozent und Hormone, wie Melatonin, erreichten 4 Prozent.
Auch Schönheitspräparate gegen Haarausfall und Schlankheitsmittel stoppten die Zollbeamten zu je 4 Prozent.
Medikamente gegen Krankheitserreger, wie Antibiotika, Antiparasitika, Antiviralia, fielen den Behörden immerhin zu 3 Prozent in die Hände, wie aus der Gesamtstatistik hervorgeht.
Hongkong und Türkei als Drehscheiben
Die Hälfte der beschlagnahmten Sendungen wurde laut Swissmedic 2024 aus Westeuropa und Indien mit jeweils 25 Prozent verschickt, gefolgt von Osteuropa mit 24 Prozent und Asien zu 14 Prozent.
Die Mehrzahl der illegalen Arzneimittelimporte aus Osteuropa kam aus Ungarn in die Schweiz. Viele Briefe und Pakete mit illegalen Erektionsförderern aus Asien seien via Belgien verschickt worden, um die Herkunft zu verschleiern und die Kontrollen zu erschweren, hiess es weiter.
Weiterhin beliebte «Drehscheiben» seien Hongkong und die Türkei.
Gefährliche Kombination
Obwohl der Anteil beschlagnahmter Sendungen mit Erektionsförderern abgenommen habe, blieben illegale Angebote aus dubiosen Quellen ein Gesundheitsrisiko, warnte Swissmedic.
Gezielte Untersuchungen hätten gezeigt, dass immer mehr Präparate massiv überdosiert seien.
Rund 32 Prozent mehrerer Stichproben der überprüften Potenzmittel enthielten die zwei- bis vierfache Menge der in der Schweiz zur Behandlung von Erektionsstörungen zugelassenen Dosierungen der Wirkstoffe Sildenafil, Tadalafil oder Vardenafil.
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Zudem würden diese Wirkstoffe, die in der Schweiz als Monopräparate zugelassen sind, immer häufiger kombiniert, was medizinisch äusserst bedenklich sei, so die Behörden weiter.
Die Mischungen und Überdosierungen erhöhten nicht die Wirkung, sondern lediglich das Risiko schwerwiegender Nebenwirkungen, wie Blutdruckabfall, mahnten die Gesundheitsbeamten.
Pushen der Heilmittelkriminalität
Letztlich geht der Schuss also nach hinten los.
Swissmedic warnt vor Bezug und Einnahme nicht zugelassener Präparate, die per Inserat, Werbe-E-Mails, über Webseiten oder Social Media angepriesen werden. «Arzneimittel unbekannter Herkunft sind ein Gesundheitsrisiko und die vermeintliche Kostenersparnis nicht wert», hiess es im Communiqué.
Solche Produkte würden fast immer ohne Arzneimittelinformation («Packungsbeilage») geliefert, seien falsch dosiert oder enthielten nicht deklarierte gesundheitsgefährdende Inhaltsstoffe.
Wer rezeptpflichtige Medikamente ohne ärztliche Beratung eigenmächtig einnimmt, gefährdet seine Gesundheit.
Bestellungen illegaler Präparate auf fragwürdigen Internetplattformen förderten zudem die Heilmittelkriminalität.
14.02.2025/kut.