Die Olympischen Spiele 2024 in Paris sind eröffnet. Doch das Schweizer Team bringt Sportartikelhersteller On in eine Zwickmühle.
Die Schweiz, wäre nicht die Schweiz, wenn viele Dinge nicht so urkomisch wären.
In der Nacht auf den heutigen Samstag sind die Olympischen Spiele 2024 in Paris mit einer pompösen Show eröffnet worden.
Vor Amherd und Cassis
Auch das Schweizer Olympia-Team winkte den Zuschauern bei strömendem Regen von einem Boot auf der Seine zu, unter ihnen Bundespräsidentin Viola Amherd und später kommt auch noch Aussenminister Ignazio Cassis.
Die Kleidung und Schuhe der Athletinnen und Athleten fiel dabei besonders auf, denn durchgenässt zeigten sich die gemischten Farben aller 26 Kantone nicht mehr so deutlich, sondern nur noch das übliche Rot-Weiss der Schweizer Flagge kam zur Geltung.
Schweizerkreuz als Zankapfel
Doch genau dies ist ein gewaltiger Streitpunkt der Schweiz mit dem Sportartikelhersteller On, bei dem auch Tennisstar Roger Federer beteiligt und stark engagiert ist.
Alle Sportwaren von On dürfen in der Schweiz nämlich kein Schweizerkreuz tragen, weil eines der umstrittensten Gesetze der Schweiz, das Swissness-Gesetz, dagegen spricht.
Im Ausland kann On dagegen mit der Schweizer Flagge an seinen Produkten auftreten und da kommt dann der Widerspruch ins Spiel.
Bei Olympia 2024 tragen die Uniformen des Schweizer Teams auch die Landesfahne, obwohl das Swissness-Gesetz da wohl gar nicht erfüllt ist.
Die Bundespräsidentin Amherd und Aussenminister Cassis jubeln dem noch zu.
Herstellungskosten entscheidend
Die Kollektion wird nämlich nicht in der Schweiz, sondern grossmehrheitlich in Portugal gefertigt.
Genau dies ist auch das Problem bei den Schuhen, die zwar in der Schweiz entworfen, aber in Vietnam produziert werden.
Laut dem Gesetz müssen aber bei Industrieprodukten mindestens 60 Prozent der Herstellungskosten in der Schweiz anfallen, um als «Schweizerisch» zu gelten und eine Schweizer Flagge an einem Produkt zu rechtfertigen.
Bei Lebensmitteln müssen mindestens 80 Prozent des Gewichts der in der Schweiz verfügbaren Rohstoffe aus der Schweiz stammen, was Nestlé mit Nespressokapseln und Lindt & Sprüngli mit seiner Schokolade regelmässig in Bredouille bringt.
Zweiteilung des Marktes
Die Schweizer Behörden, insbesondere das Institut für geistiges Eigentum, geht derzeit aber auch gegen den Sportartikel-Konzern On, etwa in Deutschland vor, wie unlängst durch die Medien ging.
Der Verein Swissness Enforcement beklagte, dass On mit seiner Produktion in Vietnam kein Recht habe, das Schweizerkreuz an die Schuhe zu heften.
Ohnehin seien die Herstellkosten nur 20 Franken, die aber nicht im geforderten Mass in der Schweiz anfielen.
Augen zu und durch
Mit Olympia steht das offizielle Team der Schweiz zwar mit On-Kleidung da – aber eigentlich bekämpft die offizielle Schweiz das Tun der Schweizer Firma. Ohne Schweizerkreuz hätte das Oympia-Team aber wohl kaum auftreten können.
Wie komisch ist doch das Land. Man will, aber man will eigentlich nicht.
Doch geht es ums Geldmachen, drückt die Schweiz selbst bei Gesetzen bekanntermassen beide Augen zu.
Da ist Olympia keine Ausnahme.
27.07.2024/kut.